Kostet ihm diese Beichte den Heldenstatus in Großbritannien?
Der umstrittene Nationalheld
Der viermalige Olympiasieger Mo Farah hat mit einer Lebenslüge aufgeräumt und eine Karriere unter falscher Identität zugegeben. Nach Angaben des britischen Läufer-Idols lautet sein ursprünglicher Name Hussein Abdi Kahin, das erklärte er in einer BBC-Dokumentation.
Es ist die Beichte eines Mannes, der nicht unumstritten ist und Zweifler an seinen sportlichen Höchstleistungen hat.
Farah: Gefeierter Held in England
Doch von Beginn an.
Der Sportler wurde vor 39 Jahren in Somalia geboren. Als Farah - oder Kahin - vier Jahre alt war, wurde sein Vater im Bürgerkrieg erschossen.
Darauf wurde er von seiner Mutter getrennt und zu Verwandten nach Dschibuti gebracht. Der Kontakt zu seiner Mutter ging komplett verloren. Bisher hatte Farah immer behauptet, dass seine Eltern in Großbritannien gelebt hatten.
Mit neun Jahren kam Farah dann nach England. In der Dokumentation berichtet der Leichtathlet von der Reise.
Farah arbeitet als Haushaltshilfe
Eine unbekannte Frau habe ihn kurzerhand in Mohamed „umgetauft“ und ihm gefälschte Dokumente übergeben. In der Folge sei sie als Begleitung mit nach London gekommen.
Angekommen, wurde die Zeit als Kind für Farah zum Albtraum.
Die Frau zerriss in der Wohnung den Zettel mit den Kontaktdaten zur Mutter: „Sie stand vor mir, zerriss ihn und warf ihn in den Papierkorb. In dem Moment wusste ich, dass ich in der Klemme sitze.“
Farahs Vorahnung war richtig. Er musste als Haushaltshilfe arbeiten und durfte erst mit zwölf Jahren zur Schule gehen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, wurde vor den Lehrkräften behauptet, er sei erst zu diesem Zeitpunkt als Flüchtling aus Somalia angekommen.
Doch Farah befreite sich schließlich und erzählte seinem Sportlehrer Alan Watkinson alles. So kam Farah in eine Pflegefamilie aus Somalia: „Ich habe noch immer meine echte Familie vermisst, aber von diesem Moment an wurde alles besser.“
Olympia 2012: Farah wird Superstar
Farah wurde zu einem herausragenden Läufer und schließlich zum Superstar. Bei den olympischen Spielen in London schwang er sich zum Nationalhelden auf und gewann sowohl die 5.000 Meter als auch die 10.000 Meter.
Vier Jahre später in Rio de Janeiro gelang ihm dieses Kunststück dann erneut. Und auch bei der WM gelang Farah sechs mal der Lauf zu Gold. Hinzu kommen fünf EM-Titel.
Doch trotz dieser wahnsinnigen Erfolge war der Mann, der immer wieder mit seinen Armen ein großes Herz formt, schon länger umstritten.
Sein ehemaliger Trainer Alberto Salazar wurde 2019 wegen Dopingvergehen für vier Jahre gesperrt. Mittlerweile wurde die Strafe aufgrund von sexueller und emotionaler Vergehen lebenslang ausgeweitet.
Das Nike Oregon Project gibt es seit 2019 nicht mehr. Es war die Trainingsgruppe von Farah unter der Leitung von Salazar. Bei der Befragung vor der Anti-Doping-Agentur verstrickte sich Farah in Falschaussagen.
Der Engländer wurde drei mal gefragt, ob ihm vor seinem Marathon-Debüt in London der leistungsfördernde Wirkstoff L-Carnitin verabreicht wurde. Farah verneinte immer.
Farah mit Falschaussagen wegen Doping
Doch dann kam er nach der Befragung zurück und gab auf einmal zu, das Mittel doch bekommen zu haben. Zudem wurde Farah zu seinem Verhältnis mit Trainer Jama Aden befragt, der des Dopings verdächtig wurde.
Farah behauptete, er kenne Aden nicht, revidierte seine Aussage aber auch in diesem Fall wenig später und erklärte, die beiden würden sich jahrelang kennen.
Der Guardian warf daraufhin Zweifel an Farah auf. Die Daily Mail schrieb, er wirke wie jemand, der etwas zu verbergen habe. Nun hat Farah veröffentlicht, dass er einmal mehr nicht die Wahrheit gesagt hat.
Wird diese Lebenslüge nun nachhaltig beschädigen und ihn ins Abseits in England befördern?