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Leichtathletik: Als Armin Hary zur Unsterblichkeit lief

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Leichtathletik: Als Armin Hary zur Unsterblichkeit lief

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Deutschlands Wunderläufer im Olymp

Hundert Meter in 10,0 Sekunden: Armin Hary läuft als Weltrekordler zu ewigem Ruhm. Auch bei Olympia vor 64 Jahren macht er sich unsterblich.
21. Juni 1960: Hary läuft die 100 Meter in 10,0 Sekunden
21. Juni 1960: Hary läuft die 100 Meter in 10,0 Sekunden
© AFP/SID/-
Hundert Meter in 10,0 Sekunden: Armin Hary läuft als Weltrekordler zu ewigem Ruhm. Auch bei Olympia vor 64 Jahren macht er sich unsterblich.

Helden sterben nie, aber Legenden leben ewig!

Am 1. September 1960 machte sich Armin Hary endgültig zur lebenden Legende der deutschen Leichtathletik. Bei den Olympischen Spielen in Rom holte sich Deutschlands Wunderläufer im damaligen olympischen Rekord von 10,2 Sekunden (handgestoppt) über 100m seine erste Goldmedaille bei Spielen unter den Ringen.

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Bereits im Zwischenlauf hatte der damals 23-Jährige in 10,2 Sekunden diese neue olympische Bestzeit in den Geschichtsbüchern verewigt. Im Finale musste er jedoch gehörig zittern, ehe der Erfolg feststand.

Sowohl Dave Sime, der schlussendlich zeitgleich mit Hary auf Rang zwei lief, als auch Hary selbst fabrizierten jeweils einen Fehlstart.

Im dritten Versuch klappte es dann endlich und Hary lag nach einem perfekten Start schnell in Führung. Zwar konnte Sime noch aufholen, aber der Mann aus Quierschied rettete sich ins Ziel. In der damals noch inoffiziellen elektronischen Zeit war Hary mit 10,32 Sekunden drei Hundertstel schneller als sein Konkurrent aus den USA.

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Armin Hary: erste deutsche Leichtathletik-Goldmedaille seit 1936

Der Weltrekordhalter hatte damit die Hoffnungen den deutschen Sportfans erfüllt und die erste deutsche Goldmedaille bei olympischen Leichtathletik-Wettbewerben seit 1936 geholt.

Nur eine Woche später setzte er diesem Erfolg noch die Krone auf und holte mit der deutschen 4x100m-Staffel erneut Gold.

Zusammen mit Bernd Cullmann, Walter Mahlendorf und Martin Lauer ließ er in 39,5 Sekunden die Staffel der Sowjetunion (40,1 Sekunden) hinter sich. Hary war endgültig im deutschen Sport-Olymp angekommen.

Fabelzeit 10,0 schon vor Olympia

Begonnen hatte die Reise jedoch schon am 21. Juni 1960 im Züricher Letzigrund, als er die 100m in 10,0 Sekunden lief. Die DLV-Funktionäre wollten seinen Start noch verhindern, um ihn für Rom zu schönen. Hary ging jedoch an den Start und lief in die Geschichtsbücher.

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Um kurz nach 20 Uhr hämmerte Armin Hary seinen Startblock mit Nägeln besonders fest auf die Aschenbahn, er zupfte sich das Trikot zurecht. Nichts durfte schiefgehen. Es sollte sein großer Abend werden. Hary war in Top-Form.

„Ich habe mich auf den Knall gestürzt wie ein Boxer auf den Gegner“, sagte Hary einmal dem SID. Er trommelte die 100 Meter runter. 10,0 Sekunden. Zehn Komma Null! Weltrekord, eine Sensation. Die Kampfrichter waren so geschockt, dass sie die handgestoppte Zeit nicht anerkannten - Fehlstart sagten sie.

„Da war die Sache für mich eigentlich erledigt“, sagte Hary, doch er bekam einen Wiederholungslauf zugestanden. Und der „Unbekannte vom Dorf“ rannte 35 Minuten später noch einmal 10,0 Sekunden, bis heute ist er der letzte weiße Weltrekordler.

Einziger deutscher Olympiasieger über 100 Meter

„Ich denke nicht täglich daran, dass ich früher mal ein toller Hecht war“, sagt Hary. Aber natürlich wird der „blonde Blitz“, der Usain Bolt seiner Zeit, immer wieder auf die alten Zeiten angesprochen, die Menschen haben ihn nicht vergessen. „Jede Woche erhalte ich noch immer fünf bis zehn Autogrammwünsche aus der ganzen Welt“, sagt er.

Was heute unvorstellbar klingt: Hary war auf dem Höhepunkt seines Schaffens kein gefeierter Star. Der Sohn eines Bergmanns aus dem saarländischen Quierschied wurde stets skeptisch beäugt. Er hatte den unbedingten Willen, sich nach oben zu arbeiten - auf seine Weise.

Der deutsche James Dean der Aschenbahn

Hary war einer, der aneckte, sich wenig sagen ließ, ungestüm, aufsässig, für die Generation nach dem Krieg war er der deutsche James Dean der Aschenbahn.

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Bei den konservativen Funktionären wurde er aber als Rebell abgestempelt, ein Liebling der Presse war er zunächst auch nicht, wurde sogar einmal als der „zornige junge Sprinter“ betitelt. „Zu meiner Zeit war der mündige Athlet noch nicht erfunden“, sagte Hary süffisant: „Ich habe mir nicht viel gefallen lassen.“

Nach drei kurzen Sommern, dem Doppel-Gold bei der EM 1958 und einem weiteren aberkannten 10,0-Lauf, dem Weltrekord 1960 und dem Olympia-Triumph von Rom, macht Hary 1961 als 24-Jähriger schon Schluss.

Nach dem x-ten Ärger mit Funktionären wegen eines Interviews und angeblich falscher Spesenabrechnung, und sicher auch wegen der Knieprobleme in Folge eines Autounfalls.

„Es war nicht leicht aufzuhören. Aber sie haben es mir leichter gemacht“, sagte Hary. Und: „Ich hatte ja alles erreicht.“

„Ich bin der größte Bettler Deutschlands“

Lange nach seiner Karriere engagierte sich der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande für seine AHA-Stiftung zur kommunalen Förderung jugendlicher Sporttalente aus sozial benachteiligten Familien. Wie er damals eines war.

Täglich saß er am Telefon oder besuchte Unternehmen, um Geld zu sammeln. „Ich bin der größte Bettler Deutschlands“, sagte Hary darüber im Scherz.

Die Leichtathletik interessiert Hary nach wie vor, aber „es macht keinen Spaß mehr“, sagt er: „Es knistert nicht mehr.“

Und er geht mit seinen Nachfolgern hart ins Gericht. „Bei Olympia dabei zu sein, kann doch nicht alles sein. Ich kann doch nicht zu den Spielen fahren und dann da Urlaub machen.“ Er wollte es „in Rom allen zeigen und gewinnen. Schluss. Aus.“