Die Leichtathletik hat ihren vielleicht größten Revolutionär verloren.
Sein Erbe bleibt unvergessen
Richard Douglas „Dick“ Fosbury ist am 13. März 2023 im Alter von 76 Jahren verstorben. „Mit schwerem Herzen muss ich mitteilen, dass mein langjähriger Freund Dick Fosbury am Sonntagmorgen friedlich eingeschlafen ist. Er war eine wahre Legende“, bestätigte dessen Agent Ray Schulte die traurige Nachricht.
Doch sein Erbe wird der Nachwelt auf ewig erhalten bleiben. Dem US-Amerikaner gelang nicht weniger als eine Revolution einer ganzen Disziplin. Im Hochsprung gibt es eine Zeit vor und nach Fosbury.
Genauso wie der Faust-Protest von Tommie Smith und John Carlos und der Jahrhundertflug von Bob Beamon hat der Mann aus Portland 1968 den Sport in seinen Grundfesten erschüttert.
Die Olympischen Spiele in Mexico City sind durch diverse ikonische Momente in bleibender Erinnerung. Für einen davon sorgte der US-Amerikaner mit der erfolgreichen Kreation einer neuen Technik im Hochsprung, die zum neuen Standard der Disziplin wurde - und es bis heute ist. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema Leichathletik)
Die neue Technik wurde im Hochsprung zum Standard
Am 20. Oktober 1968 in Mexico City veränderte der "Fosbury Flop" die Leichtathletik radikal: Der damals 21 Jahre alte Erfinder holte Gold mit olympischem Rekord und läutete damit eine neue Ära ein.
Die vorherige war die des Straddle-Stils, bei dem die Sportler bäuchlings die Latte überquerten. Danach begann der Siegeszug des Fosbury Flop, dessen Namensgeber als erster die biomechanischen Vorteile der neuen Herangehensweise konsequent nutzte - auch, weil er sich bei einem verunglückten Straddle-Versuch einmal die Hand brach.
Der Name "Flop" geht auf die Schlagzeile eines Sportjournalisten aus Fosburys Heimat Oregon zurück: "Fosbury Flops Over Bar" schrieb der, verglich den Sprungstil mit einem Fisch, der nach dem Fang an Land floppt - sich also auf den Rücken dreht und seinen Körper krümmt.
Trainer riet Fosbury vom Flop ab
Wäre es nach seinem damaligen Trainer Bernie Wagner gegangen, hätte die wohl größte technische Revolution der Leichtathletik-Geschichte nicht stattgefunden: Wagner wähnte Fosbury vollends auf dem Irrweg, als dieser sich anschickte, die Latte auf seine ihm eigene Weise zu überqueren.
"So wird nichts aus dir. Besser wäre es, wenn du zum Zirkus gehen würdest", riet Wagner seinem schnellen, aber ungelenken Athleten spöttisch.
Doch Fosbury zog sein Vorhaben konsequent durch, so wie er auch ohnehin ein bisschen anders als andere Sportler war.
Fosbury mit Olympia-Sieg überfordert
Der junge Mann aus Portland (geboren am 6. März 1947) trainierte nicht gerne, war ein Einzelgänger. Anstatt die Olympia-Eröffnungsfeier zu besuchen, fuhr er mit einem Van zu den Pyramiden, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen und dort zu übernachten.
Mit dem "Olympiasieger-Sein" war Fosbury eigenen Angaben zufolge "völlig überfordert". Nur zwei Tage nach seinem Triumph verließ er das Olympische Dorf, ein Jahr später beendete er mit 22 seine Karriere.
Fosbury baute sich ein neues Leben als Bauingenieur auf. Seit 2019 war Fosbury - der zwischen 2008 und 2009 eine Krebserkrankung überstand - als „County Commissioner“ in der Lokalpolitik in Idaho aktiv. Dem Sport bleib er als Vorstandsmitglied der World Olympians Association verbunden.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)