Gina Lückenkemper feierte mit ihren Mädels den bronzenen Staffel-Coup, für das deutsche Männer-Quartett endete der Traum von der Medaille mit einem bösen Sturz: Zum Abschluss der Leichtathletik-EM in Berlin gab es für Senkrechtstarterin Lückenkemper die zweite Medaille und einen starken dritten Platz über 4x100 m hinter Großbritannien.
Frauen-Staffel sprintet zu Bronze
"Wenn man sich die Konkurrenz angeschaut hat, hatten wir alleine im 100m-Finale jeweils zwei Französinnen, Britinnen und Niederländerinnen. Von daher war von vornherein klar, dass das kein Selbstläufer wird, hier überhaupt eine Medaille zu machen. Das war keine leichte Geschichte. Diese Bronze-Medaille ist alles andere als selbstverständlich", freute sich die 21-Jährige anschließend im SPORT1-Interview.
Lediglich der folgenschwere Crash, bei dem sich der deutsche Rekordhalter Julian Reus und Schlussläufer Lucas Jakubczyk verletzten, trübte ein wenig die Stimmung. "Das ist ein großer Schock für uns alle gewesen, damit hat keiner gerechnet", sagte Lückenkemper angesichts des Malheurs der männlichen Kollegen in der ARD.
Großbritannien läuft zu Gold
In einem packenden Finale wehrte die deutsche Schlussläuferin Rebekka Haase den Angriff der Schweizerin Salome Kora ab und sicherte dem deutschen Quartett mit 100-m-Vizeeuropameisterin Lückenkemper, Lisa-Marie Kwayie und Tatjana Pinto in 42,23 Sekunden Bronze vor den Schweizerinnen (42,30). "Das ist ein Traum für mich, ich kann die Gefühle gar nicht beschreiben", sagte Haase.
Gold holte sich Großbritannien in der Jahresweltbestzeit von 41,88 Sekunden. Dina Asher-Smith, die zuvor schon über 100 und 200 m triumphiert hatte, wurde mit drei Titeln zur Königin der EM. Silber sicherten sich die Niederlande mit 200-m-Weltmeisterin Dafne Schippers in 42,15.
Drama um deutsche Männer-Staffel
42.350 Zuschauern im Olympiastadion hatte zuvor der Atem gestockt, als Männer-Schlussläufer Lucas Jakubczyk (Berlin) im Vorlauf kurz nach dem letzten Wechsel bei hoher Geschwindigkeit wegrutschte und hart zu Fall kam. Reus, der auf ihn übergeben hatte, stürzte über seinen Teamkollegen.
Beide blieben lange auf dem Rasen neben der Laufbahn liegen und wurden behandelt. Reus konnte als Erster die Arena auf Helfer gestützt verlassen, wenig später folgte auch Jakubczyk auf eigenen Beinen, aber mit einem dicken Verband um den Kopf und bandagierter Schulter. Während Jakubczyk ins Mannschaftshotel gebracht wurde, ging es für Reus mit einer Schulterverletzung zur Untersuchung ins Krankenhaus.
Die DLV-Staffel hatte beim Wechsel klar auf Finalkurs gelegen, nun riss aber nach vier EM-Medaillen in Folge seit 2010 die Serie der deutschen Sprinter über 4x100 m.
Staffel um Lückenkemper im Vorlauf problemlos
Lückenkemper und Co. hatten im Halbfinale hingegen keinerlei Probleme und gewannen ihren Lauf in 42,34 Sekunden. "Wir können sagen, dass wir um die Medaillen mitrennen werden, wir sind motiviert und haben das Stadion im Rücken", sagte Lückenkemper.
Die Britinnen untermauerten allerdings in der Vorschlussrunde ihre Favoritenstellung, gewannen Lauf eins in 42,19 Sekunden und leisteten sich dabei sogar den Luxus, noch auf Asher-Smith zu verzichten. Im Finale war das United Kingdom mit seiner Starläuferin erst recht nicht zu schlagen.
Die erst 21 Jahre alte Lückenkemper ist die einzige aus dem deutschen Team, die zwei Medaillen von der Heim-EM mit nach Hause nimmt. Lückenkemper hatte schon vor zwei Jahren in Amsterdam zwei Medaillen gewonnen, damals Bronze über 200 m und in der Sprintstaffel.
Das letzte Gold für ein deutsches Frauen-Quartett über 4x100 m hatte es 2012 in Helsinki gegeben, schon damals war Pinto dabei.