DOSB-Generaldirektor Michael Vesper hat nach den erschreckenden Enthüllungen über die Praktiken in der Leichtathletik die WADA für ihre Arbeit gelobt und zugleich "angemessene Konsequenzen" gefordert.
Vesper fordert Konsequenzen aus Skandal
"Für den Anti-Doping-Kampf sind die Untersuchungsergebnisse ein Schritt nach vorn. Das gilt für den gesamten Sport, nicht nur für die Leichtathletik", sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes am Dienstag auf SPORT1-Nachfrage: "Wichtig ist, dass die aktuellen Erkenntnisse auch deutliche Konsequenzen nach sich ziehen."
Die Welt-Antidopingagentur hatte am Montag in Genf ihren Bericht vorgelegt und darin der russischen Leichtathletik systematisches Doping und staatlich kontrollierte Manipulation vorgeworfen.
So seien Dopingvergehen im Vorfeld der Olympischen Spiele 2012 in London vom russischen Verband nicht sanktioniert worden. Die WADA-Kommission forderte deshalb den Ausschluss russischer Leichtathleten von Olympia in Rio de Janeiro im kommenden Jahr.
Kommt es zu Russlands Ausschluss?
Ob es tatsächlich dazu kommt, ist aber fraglich. Vesper erklärte: "Die Untersuchungskommission empfiehlt der WADA, beim IOC darauf zu drängen, die Nominierung von russischen Leichtathleten für Rio nicht zu akzeptieren, falls sich die russische Leichtathletik nicht umfassend neu aufstellt."
Im Abschlussbericht lasse sich dies im Detail nachlesen, so Vesper: "Dort ist minutiös aufgelistet, was sich in Russland und in der Leichtathletik alles ändern muss. Aus Sicht der Kommission also Teilnahme, wenn rechtzeitig ausgemistet wird und Ausschluss, wenn sich nichts ändert."
Die IAAF tagt Ende dieser Woche, am 18. November das oberste WADA-Gremium. "Ich erwarte, dass der Bericht der Kommission in beiden Organisationen zu angemessenen Konsequenzen führt", sagte Vesper.
Hörmann: Der Sport ist beschädigt
DOSB-Präsident Alfons Hörmann zeigte sich erschüttert über den Bericht. "Nach den Ergebnissen der WADA-Kommission ist der Sport natürlich beschädigt", sagte er während eines Diskussionsforums beim Bayerischen Rundfunk in München.
Auch für Hörmann sind Konsequenzen von extern angebracht: "Da zeigt sich eine Systematik, die mehr als bedrohlich ist. Da kann man auf Selbstheilungskräfte nur noch bedingt hoffen."
Über einen möglichen Ausschluss des russischen Teams könne er aber "erst ein abschließendes Urteil abgeben, wenn noch mehr Klarheit herrscht".