Am Freitag hat der Leichathletik-Weltverband IAAF nach den jüngsten Enthüllungen um systematisches Doping in Russland ein einmaliges Zeichen gesetzt.
Die Folgen von Russlands Suspendierung
Nach einer Abstimmung des IAAF-Councils unter Vorsitz von Präsident Sebastian Coe wurde die Entscheidung getroffen, wie gefordert den russischen Verband vorläufig zu suspendieren.
Coe sprach von der "härtesten Strafe, die wir derzeit verhängen können".
SPORT1 zeigt, was dieses Urteil bedeutet und wie es für den russischen Verband weiter geht.
Was hat der Leichtathletik-Weltverband IAAF entschieden?
Die IAAF hat nach den Enthüllungen über systematisches Doping den russischen Verband ARAF vorläufig suspendiert.
Die IAAF erfüllte mit ihrem Spruch die Hauptforderung der unabhängigen Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). In einer telefonischen Council-Sitzung des Weltverbandes am Freitagabend unter Vorsitz von IAAF-Präsident Sebastian Coe stimmten 22 der 24 Council-Mitglieder bei einer Gegenstimme für den Ausschluss, der russische Mitglied Michail Butow hatte kein Stimmrecht.
Was bedeutet die Suspendierung für die Russen?
Vereinfacht gesagt: ein komplettes Startverbot bei internationalen Wettbwerben bis zur Aufhebung des Bannes.
Dies beinhaltet sämtliche internationalen Meisterschaften, Meetings und (Marathon-)Läufe. Damit wären die Russen nach jetzigem Stand auch von den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, den Hallen-Weltmeisterschaften im kommenden März in Portland/Oregon und allen Meetings der Diamond League ausgeschlossen. Lediglich bei nationalen Veranstaltungen dürfen russische Sportler weiter starten.
Was wird von den Russen gefordert?
Russland soll sein Leichtathletik- und sein Anti-Doping-System völlig umkrempeln. Die Kontrolle der Athleten soll an ein unabhängiges, idealerweise ausländisches Gremium übergeben werden. Offene Dopingfälle sollen dem Internationalen Sportgerichtshof CAS übertragen werden.
Was sagt IAAF-Präsident Coe?
"Dies ist die härteste Strafe, die wir derzeit verhängen können. Aber wir haben diskutiert und sind übereingekommen, dass das ganze System versagt, nicht nun in Russland, sondern in der ganzen Welt. Dies war ein beschämender Weckruf und wir sind uns klar, das jedweder Betrug nicht toleriert wird."
Was sagen die Russen?
Russlands Sportminister Witali Mutko geht davon aus, dass sein Land trotz allem Leichtathleten zu den Olympischen Spielen nach Rio schicken wird, nannte das Urteil der IAAF vorhersehbar. "Ich denke nicht, dass sie mit dem Damokles-Schwert über ihren Köpfen, mit dem Druck, der auf sie ausgeübt wurde, eine andere Entscheidung treffen konnten", sagte Mutko.
Dennoch werde man vollumfänglich mit der IAAF kooperieren.
Wie reagiert Putin?
Der auch in der Sportwelt extrem mächtige Staatspräsident Wladimir Putin fährt zweigleisig. In der Öffentlichkeit hatte er bereits vor dem Urteil die Bemühungen der Ermittler begrüßt, aber auch eine Kollektivbestrafung abgelehnt. Ein staatlich geduldetes - oder gar gefördertes - Doping-System bestreitet er jedoch energisch.
Im Hintergrund übt Putin aber auch Druck auf die Sportpolitik und die IAAF aus. Der bereits vor der Suspendierung verkündete Rückzug der russischen Bank VTB als einer der wichtigsten Sponsoren der IAAF dürfte kaum zufällig sein. Dem russischen Staat gehören 60,9 Prozent des Geldinstituts - ohne den Kreml geht also nichts. Zu der Suspendierung hat sich Putin allerdings noch nicht geäußert.
Wie wahrscheinlich ist ein Olympia-Aus für die Russen?
Nach derzeitigem Stand unwahrscheinlich.
Die IAAF-Sanktionen klingen nach einer empfindlichen Strafe, sind aber wohl eher ein Denkzettel. Wahrscheinlicher ist, dass die Russen in den kommenden Monaten die Vorgaben der IAAF (zum Teil) erfüllen, der Bann danach aufgehoben wird - womöglich bereits zur Hallen-WM im März. Das IOC gilt als Gegner von Boykotten und Ausschlüssen, zumal das riesige Russland ein wichtiger Markt ist.
Welche Sanktionen wurden weiterhin verhängt?
Den Russen wurde die Ausrichterrolle der Junioren-WM in Kasan im kommenden Juli sowie des Geher-Weltcups in Tscheboxari im Mai abgesagt. Neue Ausrichter will die IAAF so schnell wie möglich bekannt geben.
Werden russische Athleten nach dem Ausschluss kontrolliert?
Ja - zumindest im bisherigen Maße. Die IAAF stellte klar, dass russische Leichtathleten weiterhin den Anti-Doping-Regeln des Weltverbandes unterliegen, Trainings- und Wettkampf-Kontrollen absolvieren müssen.