Am Tag zuvor lieferten sich Hulk Hogan und Dwayne „The Rock“ Johnson eines der legendärsten Matches der Wrestling-Geschichte - nur einen Tag später folgte das nächste historische Ereignis bei WWE.
Ein WWE-Paukenschlag, der nachhallt
Heute vor 23 Jahren debütierte ein junger Neuzugang namens Brock Lesnar in der weltgrößten Showkampf-Liga. Es war der Beginn eines rekordschnellen und Aufstiegs zum Topstar. Das „Beast Incarnate“ entwickelte sich im Lauf seiner wechselhaften Karriere zu einem der größten Kassenmagneten der Kampfsportgeschichte - nicht nur bei WWE, sondern auch als echter MMA-Fighter bei der UFC.
Bis heute ist der inzwischen 47-Jährige unter WWE-Vertrag, auch wenn er seit eineinhalb Jahren von der Bildfläche verschwunden ist - und seine Zukunft wegen der Verstrickung um den Skandal des gestützten Ligabosses Vince McMahon ungewiss ist.
Rekord-Aufstieg zum WWE-Bannerträger
Der damals 24 Jahre alte Urgewalt Lesnar - profiliert als College-Ringer und Gewinner des NCAA-Landesmeistertitels im Superschwergewicht im Jahr 2000 - schlug bei der ersten Ausgabe der TV-Show Monday Night RAW nach WrestleMania X-8 bei WWE ein.
Lesnar, unter Insidern schon damals als Riesentalent gehandelt, sprengte ein Match zwischen Al Snow, Maven und Spike Dudley und zerstörte alle drei Beteiligten - dirigiert schon damals von Manager-Legende Paul Heyman, der zu seinem langjährigen Wegbegleiter vor und hinter den Kulissen werden sollte.
WWE baute das „Next Big Thing“ in Rekordtempo zum neuen Star der Liga auf, schon 126 Tage nach seinem Debüt krönte sich Lesnar beim SummerSlam 2002 mit einem Sieg über The Rock zum WWE-Champion. Nie zuvor hatte WWE einen Neuling (abgesehen von der spät verpflichteten Legende Ric Flair) so schnell zum Bannerträger befördert. Auf dem Weg dorthin demontierte Lesnar unter anderem auch Legende Hogan.
WWE ließ Lesnar auch deshalb so schnell emporsteigen, weil die Liga nach dem Verklingen der Attitude Era im Abschwung war und dabei war, seine Topstars „Stone Cold“ Steve Austin (ausgebrannt und körperlich mitgenommen) und The Rock (auf dem Weg nach Hollywood) zu verlieren. Im Nachhinein rächte es sich.
Spektakulärer Abgang 2004
Völlig überraschend verließ Lesnar WWE im Frühjahr 2004 allerdings - und versuchte einen späten Neustart als Footballer mit NFL-Ambitionen. Ein wesentlicher Grund für den Karriere-Schwenk: Lesnar war völlig zermürbt vom körperlich und psychisch zehrenden Tour-Alltag, der damals bei WWE üblich war - und auf Selbstzerstörungskurs.
Nach eigenen Angaben ist Lesnar abhängig von Alkohol und Schmerzmitteln geworden: „Um mit allem fertig zu werden, waren meine besten Freunde Wodka und Vicodin“, berichtete er später bei ESPN. Gerade auch seine berühmte, missglückte Shooting Star Press bei WrestleMania XIX gegen Kurt Angle - bei der Lesnar mit voller Wucht auf dem eigenen Nacken landete - hätte schlimme Schmerzen zur Folge gehabt, die auf gefährlichem Weg betäubt hätte.
Lesnar sagte damals, infolge seiner Sucht- und Stressprobleme habe er praktisch keine Erinnerungen mehr an seine ersten zwei WWE-Jahre.
Großer Erfolg als MMA-Kämpfer bei der UFC
Lesnars Traum von der Zweitkarriere in der NFL konnte er sich nicht erfüllen, startete dafür schließlich als MMA-Kämpfer durch.
Der erfolgreiche College-Amateurringer war für die UFC ein enormes Zugpferd, als er in seinem vierten Fight Randy Couture 2009 bei UFC 91 besiegte und den Schwergewichts-Titel gewann, bewies er, dass er auch als echter Kämpfer im Octagon eine Macht war.
Obwohl Lesnar den Titel 2010 an Cain Velasquez wieder verlor, hatte er neue Glaubwürdigkeit gewonnen - von der er enorm profitierte, als ihn sein Weg 2012 doch wieder zurück zu WWE führte. Lesnars Rückkehr begrub auch einen persönlichen Konflikt mit WWE: Lesnar war zunächst für die Liga NJPW in Japan zurückgekehrt, obwohl das gemäß der 2004 geschlossenen Auflösungsvereinbarung mit WWE verboten war. Lesnar scherte sich aber nicht drum und ließ es auf einen juristischen Konflikt ankommen, der im Sand verlief.
Lesnars Nimbus wurde mit WWE-Comeback übergroß
Auch nach seinem WWE-Comeback 2012 stiegen die Kaufraten der ersten Pay Per-Views mit seiner Beteiligung sprunghaft an. Lesnars Nimbus bei WWE wurde im zweiten Anlauf größer als je zuvor.
Er ist mittlerweile zehnmaliger WWE und Universal Champion, bestrittt große Fehden mit praktisch allen Topstars seiner Zeit, von John Cena bis Roman Reigns, von Bill Goldberg bis zum Undertaker, dessen legendäre WrestleMania-Siegesserie er 2014 in seiner wohl denkwürdigsten Errungenschaft beenden durfte.
Auch der amtierenden WWE-Champion Cody Rhodes ging 2023 mit einer intensiven Rivalität mit dem Meister der brutalen Suplex-Würfe durchs Feuer - Stand jetzt das unfreiwillige und unerwartete Ende der WWE-Karriere Lesnars.
Skandal-Enthüllung mit Folgen
Lesnars Laufbahn war mit einigen Skandalen und Negativschlagzeilen gepflastert, es ging um sein zuweilen unberechenbares Verhalten, Konflikte um Geld und Privilegien und auch eine Doping-Affäre bei seinem letzten UFC-Ausflug 2016.
Mehr denn je brachte Lesnar aber Anfang 2024 eine brisante Enthüllung in Bedrängnis: Der verheiratete Familienvater (Ehefrau ist Ex-WWE-Wrestlerin Rena „Sable“ Mero) soll „Kunde“ bei den angeblichen Sexhandel-Umtrieben von Ex-Boss McMahon gewesen sein: Die frühere WWE-Büroangestellte Janel Grant, die die Klage eingereicht hat, wirft McMahon vor, sie unter anderem bei Lesnar wie sexuelle Ware feilgeboten zu haben.
McMahon soll Lesnar laut Klageschrift sexuelle Dienste Grants in Aussicht gestellt haben, als der im August 2021 seinen Vertrag verlängert hätte. In einer Textnachricht an Grant hätte er dies unmissverständlich klargestellt (“Teil des Deals ist, dass er dich f**ken darf“). Lesnar hätte von Grant dann auch ein intimes Video eingefordert und bekommen. Eine „Spieldate“, das Lesnar dann auch mit Grant gewünscht hätte, sei wegen eines Unwetters nicht zustande gekommen.
Lesnar ist von den juristischen Schritten Grants nicht direkt betroffen, die heikle Verstrickung führte jedoch dazu, dass WWE ein geplantes Comeback Lesnars beim Royal Rumble 2024 kurzfristig abblies und seitdem nicht mehr einsetzte.
Ob und wann Lesnar nochmal bei WWE oder auf einer anderen Ringbühne zu sehen sein wird, steht noch immer in den Sternen.