Das Quoten-Fernduell zwischen der WWE-Montagsshow RAW und AEW Dynamite: In dieser und der kommenden Woche dürfte es relativ kampflos an WWE gehen.
Wird dieser WWE-Angriff auf AEW folgenschwer?
Dynamite muss aufgrund des Saisonstarts der NHL vom Mittwoch ausweichen, weil der US-Partner TNT ein Eishockey-Spiel überträgt, steigt die Show stattdessen in der Nacht von Samstag auf Sonntag (im deutschen TV in der Nacht auf den kommenden Mittwoch).
Dass AEW unter diesen erschwerten Voraussetzungen nochmal mehr Zuschauer in der jungen Zielgruppe anlockt als RAW, ist unwahrscheinlich. Anders als in den vergangenen Wochen hat WWE sein traditionelles Flaggschiff daher auch nicht mit großen Titelmatches oder Gastauftritten aufgerüstet.
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Umso mehr Fokus liegt in dieser Woche auf den jeweils anderen beiden Hauptshows: In der Nacht zum Freitag gegen WWE Friday Night SmackDown und AEW Rampage erstmals ins direkte Duell - ein Duell, dessen Folgen die Wrestling-Fernsehlandschaft auch für deutsche Fans dauerhaft verändern könnte.
WWE SmackDown und AEW Rampage im direkten Duell
Die AEW-Freitagsshow Rampage läuft seit August am selben Abend wie SmackDown, aber bislang nicht in unmittelbarer Konkurrenz: Rampage geht in den USA normalerweise in dem Moment los, in dem bei SmackDown Sendeschluss ist. Von einem echten Zweikampf kann auch deswegen nicht die Rede sein, weil Rampage bei TNT im kostenpflichtigen Kabelfernsehen läuft, während SmackDown bei Fox frei empfangbar ist und rund 25 Millionen Haushalte mehr erreicht.
In dieser Woche ist das anders: Weil Fox in der Nacht zum Samstag die MLB-Playoffs überträgt, weicht SmackDown auf den Partnersender FS1 auf, ins Kabelfernsehen. Es herrscht also „Waffengleichheit“, AEW ist sogar im Vorteil, weil ein Senderwechsel wie der von WWE erfahrungsgemäß Gelegenheitszuschauer kostet.
Eine Niederlage gegen Rampage ist für WWE also im Bereich des Möglichen - aber die Promotion von Showkampf-Mogul Vince McMahon hat durch diverse Schachzüge überdeutlich gemacht, dass sie keine Lust hat, nach einem September voller schlechter Nachrichten den nächsten Tiefschlag von AEW zu kassieren.
WWE greift an - AEW-Boss Tony Khan tönt
Von sich aus hat WWE deshalb die dieswöchige Show um eine halbe Stunde verlängert, das zweieinhalbstündige „Super Sized SmackDown“ überschneidet sich 30 Minuten lang mit Rampage - und es ist zu erwarten, dass WWE in diese Zeit seine Hauptattraktionen zündet.
Für die FS1-Show ist - unüblicherweise - der Teilzeit-Topstar Brock Lesnar angekündigt, der seine Fehde gegen Universal Champion Roman Reigns vorantreiben wird, zudem auch ein großes Frauenmatch zwischen den beiden WrestleMania-Headlinerinnen Becky Lynch und Sasha Banks.
AEW-Boss Tony Khan reagierte auf die Nachricht mit einem selbstbewussten Tweet, in dem er festhielt: „Ich kann es nicht erwarten, eure Hauptshow im Head-to-Head zu schlagen.“ WWE kündigte daraufhin auch noch an, dass die letzten halbe Stunde von SmackDown werbefrei sein wird.
Ein weiterer strategischer Kniff des Marktführers: Unmittelbar im Anschluss an die Erstausstrahlung von SmackDown läuft eine Wiederholung der Show - mit dem Ziel weitere Zuschauer von Rampage wegzulocken, auch mit Blick auf die unterschiedlichen Zeitzonen und damit verbundenen Sehgewohnheiten in den USA.
Verlängert WWE Friday Night SmackDown dauerhaft auf drei Stunden?
AEW bietet bei Rampage das Wrestling-Debüt des früheren UFC-Schwergewichtschampions Junior dos Santos, der sich mit den Men of the Year (Ethan Page und Scorpio Sky) gegen Legende Chris Jericho sowie Jake Hager und Jungstar Sammy Guevara zusammentut.
Auch CM Punk ist im Einsatz (gegen Matt Sydal), weil die Rampage-Quote mit dem Start der MLB-Playoffs zuletzt jedoch stark eingebrochen war, erwarten die meisten Experten dennoch einen Sieg von WWE - aus dem sich womöglich mehr entwickelt.
Es wird spekuliert, dass WWE einen klaren Sieg über Rampage zum Anlass nehmen könnte, SmackDown dauerhaft um eine Stunde zu verlängern, die dann immer bei FS1 im direkten Duell laufen und Zuschauer kosten würde.
An sich wäre dieser Schachzug für WWE schon beim Sendestart von Rampage möglich gewesen, WWE hat davon abgesehen - aus nachvollziehbaren Gründen, denn er wäre auch für WWE nicht ohne Risiko: Eine ambitioniert besetzte dritte SmackDown-Stunde auf dem kleinen FS1 böte WWE-Fans weltweit zwar mehr TV-Action, würde sich aber mit dem von mehr Zuschauern gesehenen „Hauptprodukt“ bei Fox kannibalisieren. Eine weniger ambitionierte Bonusstunde wiederum liefe Gefahr, das Duell mit Rampage zu verlieren und AEW nach dem verlorenen „Wednesday Night War“ mit NXT den nächsten Prestigesieg zu verschaffen.
AEW zückt Bryan Danielson vs. Minoru Suzuki als Joker
Ein Sieg von SmackDown über Rampage müsste wohl recht deutlich ausfallen, um solche Überlegungen in Gang zu setzen - und AEW überlässt WWE den Sieg auch keinesfalls kampflos.
In der Nacht zum Mittwoch kündigte AEW an, sein Freitagsprogramm selbst zu verlängern: Vor Rampage sendet die Liga ein einstündiges „Buy In“, zwar „nur“ im Web bei YouTube und Co., aber mit hochkarätigem Lineup.
Neben einem Match zwischen Neuzugang Bobby Fish und Talent Lee Moriarity gibt es ein „Dream Match“ zwischen dem von WWE zu AEW gewechselten Topstar Bryan Danielson (Daniel Bryan) und dem japanischen Kult-Oldie Minoru Suzuki.
Ob eine Webshow dem TV-Produkt SmackDown viele Zuschauer wegnehmen kann, ist zwar sehr ungewiss - aber eines ist nach dieser Ansetzung sicher: Für den harten Kern der AEW-Fanbase ist das Duell Danielson vs. Suzuki ein großes Bonbon - und sie wird sich an diesem Freitag als Sieger fühlen, unabhängig davon wie das Quotenduell mit WWE ausfällt.