Die historische erste TV-Schlacht einer WWE-Hauptshow mit AEW ist geschlagen - und der Marktführer hat alles daran gesetzt, sie mit größtmöglicher Starpower für sich zu entscheiden. Wohl erfolgreich, wie die ersten Zahlen nahelegen.
WWE wohl Sieger im Duell mit AEW
In die letzte halbe Stunde der diesmal zweieinhalbstündigen Freitagsshow Friday Night SmackDown spielte WWE auf Sieg und platzierte wie erwartet das große Match zwischen RAW-Damenchampion Becky Lynch und Sasha Banks - und einen neuen Clou in der Fehde zwischen Universal Champion Roman Reigns und Herausforderer Brock Lesnar.
Mit der Extrazeit für das „Super Sized SmackDown“ wilderte WWE im Revier von AEW und lief in den USA parallel zu deren Freitagsshow Rampage, das mit einem sehenswerten, aber im Ergebnis leichter auszurechnendem Match in das Duell zog.
Wrestling-Superstar CM Punk im großen Interview über WWE, AEW, die Pipe Bomb und die Serie Heels: Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Deezer und überall wo es Podcasts gibt
Der Ende August debütierte Ex-WWE-Star CM Punk (der von Reigns zuvor in einem Interview noch diverse Giftpfeile kassiert hatte) besiegte den in der AEW-Hierarchie niedriger platzierten Matt Sydal, bei WWE einst bekannt als Evan Bourne.
WWE liegt in ersten Schätzungen vor AEW
Die Quote von SmackDown und Rampage ist diesmal besser vergleichbar, weil WWE wegen einer MLB-Übertragung vom großen Sender Fox aufs kleinere FS1 umziehen musste - es ist der wesentliche Grund, warum die Promotion von Vince McMahon so viel auffuhr.
Erste Quotenmessungen sprechen für einen Sieg von WWE: In den so genannten „Fast National Ratings“ liegt SmackDown im Schnitt bei 793.000, Rampage bei 549.000. Im mehr beachteten Duell um die werberelevanten Zuschauer unter 50 prognostiziert der als Quoten-Experte profilierte Brandon Thurston (Wrestlenomics) einen Sieg von 0.22 zu 0.19 für WWE.
Endgültige Zahlen gibt es am Montag.
AEW, das WWE zuletzt einige bemerkenswerte Wirkungstreffer versetzt hatte, bot in der heißen Wrestling-Nacht allerdings noch zwei weitere denkwürdige Highlights - eins davon nicht im TV, sondern auch für deutsche Fans kostenlos bei YouTube.
SPORT1 blickt genauer auf das direkte Duell zwischen WWE und AEW:
WWE gönnt Becky Lynch und Sasha Banks langes Match
Bei SmackDown begann die letzte und entscheidende halbe Stunde mit dem Match der beiden als Teil der „Four Horsewomen“ von WWE NXT langjährigen Weggefährtinnen Lynch und Banks.
Um den Damentitel von Lynch ging es nicht, WWE gab dem starken Kampf dennoch knapp 18 Minuten Zeit und Entfaltungsfreiraum - mehr als bei einer WWE-TV-Show üblich - ehe am Ende ein Eingriff von Lynchs Hauptrivalin Bianca Belair zum Zünglein an der Waage wurde.
Als Lynch sich gerade aus dem Aufgabegriff Banks Statement befreit hatte, kassierte sie einen Schlag mit Belairs überlangem Haarzopf und fiel dann dem Backstabber von „The Boss“ zum Opfer.
Wissenswertes zum Thema Wrestling:
Brock Lesnar sät Zwietracht im Lager von Roman Reigns
Wie angekündigt ging es ohne Werbepause weiter, was bei US-Kommentator Pat McAfee für Verwirrung zu sorgen schien: Er zeigte sich verwundert, als die sonst nur in den Unterbrechungen arbeitende Ringcrew eilig das Set für das finale Segment aufbaute - die Vertragsunterschrift zwischen Reigns und Lesnar für ihr Match bei Crown Jewel in Saudi-Arabien am Donnerstagabend deutscher Zeit.
WWE setzte bei diesem Aufeinandertreffen nicht auf die übliche handgreifliche Eskalation, sondern vertraute einer Schlusspointe, die die Story um die unklare Loyalität von Lesnars langjährigem Manager Paul Heyman vorantrieb, der nun in Reigns‘ Ecke steht.
Lesnar fläzte sich lässig in den Stuhl und unterschrieb den Vertrag unbesehen, worauf Reigns sich lustig machte, ob das „Beast Incarnate“ denn ein hinterwäldlerischer Idiot sei, der sich Papiere nicht durchlese, ehe er sie unterzeichne.
Die grinsend vorgetragene Antwort: Lesnar hätte den Vertrag schon vorher genau studiert, zusammen mit Heyman, er sei ja sein „Advokat“.
Lesnar verließ darauf gut gelaunt den Ring und ließ einen wütenden Reigns zurück, dem nicht klar zu sein schien, ob Lesnar damit nur Zwietracht säen wollte oder doch die Wahrheit sagte und Heyman ihn verraten würde.
CM Punk und Matt Sydal bei AEW Rampage im Zentrum
In der ebenfalls werbefreien ersten halben Stunde vom Rampage ging es zwischen Punk und Sydal, einem athletischen Leichtgewicht, das Punk schon aus den gemeinsamen Independent-Zeiten in der ersten Hälfte der Nuller-Jahre kannte, bevor es beide zu WWE gezogen hatte.
Sydal, dessen Karriere nie so abhob wie die von Punk, war in Sachen Starpower der klar am wenigsten strahlende Protagonist des TV-Duells, legte sich aber im Ring mächtig ins Zeug, der Kampf war ausgeglichen gestaltet, ehe Punk nach etwa 14 Minuten den erwartbaren Sieg mit dem GTS einfuhr.
In der Restzeit der von WWE angegriffenen Schlüsselperiode zeigte AEW ein Backstage-Segment mit der Dark Order, die das triumphale Comeback von Hangman Page vergangene Woche feierte und die Superkliq (Adam Cole und die Young Bucks) herausforderte - sowie den Start des Matches zwischen Ruby Soho und The Bunny. Die bei AEW emotional und erfolgreich neu gestartete Soho (Ruby Riott bei WWE) gewann am Ende mit einem Einroller.
AEW zückt letzten Trumpf nach dem direkten Duell
Die letzte Trumpfkarte - das Wrestling-Debüt von Ex-UFC-Star Junior dos Santos - zog AEW erst nachdem SmackDown zu Ende war: Dos Santos, wie Lesnar früherer Schwergewichts-Champion der Liga, besiegte zusammen mit den Men of the Year (Ethan Page und Scorpio Sky) den Inner Circle mit Chris Jericho, Jake Hager und Jungstar Sammy Guevara.
Auch hier gab es am Ende einen unfairen Eingriff von dos Santos‘ Gefährten aus Dan Lamberts Kampfsport-Schmiede American Top Team. Während Bare-Knuckle-Fighterin Paige van Zant den Ringrichter ablenkte, verpasste UFC-Star Jorge Masvidal Jericho erneut einen fliegenden Kniestoß und führte damit das Ende herbei.
Jericho kassierte nach dem Match weitere Prügel - während van Zant höhnisch Selfies schoss -, bis seine anderen Kampfgefährten Santana und Ortiz zur Rettung eilten.
Zu diesem Zeitpunkt war AEW aber auch nicht ganz konkurrenzlos: Bei FS1 schloss eine direkte Wiederholung von SmackDown an, parallel zum Ende von Rampage lief also nochmal der Anfang von SmackDown. Zu sehen war dort eine drohende Hassrede von Legende Edge vor seinem Hell-in-a-Cell-Match mit Seth Rollins ...
... und das erste Halbfinale des King-of-the-Ring-Turniers, in dem Finn Balor gegen Sami Zayn vorrückte (ein erwartbares Ergebnis, weil Zayn wegen seiner persönlichen Vorgeschichte mit Crown-Jewel-Gastgeber Saudi-Arabien nicht als Finalist in Frage kam).
Weitere Höhepunkte bei SmackDown: Die Usos verteidigten ihre Tag-Team-Titel in einem Street Fight gegen die Street Profits, während die zuletzt als Autoritätsfigur auftretende Sonya Deville erstmals seit ihrer Fehde mit Mandy Rose und ihrer anschließenden Pause wegen eines realen Stalker-Überfalls wieder im Ring stand: Für ihr Match gegen Naomi rekrutierte sie Ex-UFC-Fighterin Shayna Baszler als neue Vollstreckerin, die kurzfristig ein 2 gegen 1 aus dem Kampf machte.
Bryan Danielson und Minoru Suzuki begeistern bei YouTube
Das beste Match des Abends bot AEW bemerkenswerterweise nicht bei Rampage, sondern der in der Stunde vorher strategisch gegen SmackDown platzierten Webshow „The Buy In“ auf YouTube.
Hauptkampf des Specials war ein Kampf zwischen Reigns‘ und Edges WrestleMania-Gegner Bryan Danielson (Daniel Bryan) und einer Ikone des japanischen Wrestlings: dem 53 Jahre alten, aber noch immer in Hochform befindlichem Minoru Suzuki (Darum wechselte der frühere Daniel Bryan von WWE zu AEW).
Suzuki, Schüler des einflussreichen „God of Wrestling“ Karl Gotch genießt in der Szene wegen seiner besonderen Mischung aus Finesse, Brutalität und individuellem Charisma einen besonderen Ruf, dem er gegen Bewunderer Danielson vollauf gerecht wurde.
Danielson und der auch in realen MMA-Fights erprobte Suzuki lieferten einen packenden, realitätsnahen Fight, der von den Fans vor Ort begeistert gefeiert wurde. Danielson siegte und stärkte sich damit für seinen sich abzeichnenden Angriff auf den Sieger der World-Title-Fehde zwischen Champion Kenny Omega und Hangman Page.
Bei der AEW-Hauptshow Dynamite - in dieser Woche wegen einer Terminkollision mit der NHL in der Nacht zum Sonntag zu sehen - trifft Danielson auf Neuzugang Bobby Fish, der beim Buy In das Talent Lee Moriarty besiegte, das von AEW nun auch fest verpflichtet worden ist.
Die Ergebnisse vom WWE Friday Night SmackDown am 15. Oktober 2021:
King of the Ring Semi Final Match: Finn Balor besiegt Sami Zayn
Sonya Deville & Shayna Baszler besiegen Naomi
Queen‘s Crown Semi Final Match: Zelina Vega besiegt Carmella
WWE SmackDown Tag Team Title Match: The Usos (c) besiegen The Street Profits
Sasha Banks besiegt Becky Lynch
Die Ergebnisse von AEW Rampage - The Buy In auf YouTube:
Tay Conti besiegt Santana Garrett
Bobby Fish besiegt Lee Moriarty
Bryan Danielson besiegt Minoru Suzuki
Die Ergebnisse von AEW Rampage:
CM Punk besiegt Matt Sydal
Ruby Soho besiegt The Bunny
Junior dos Santos & The Men of the Year besiegen Chris Jericho, Jake Hager & Sammy Guevara