Der Konkurrenzkampf zwischen Wrestling-Marktführer WWE und Angreifer AEW spitzt sich zu - und auch die verbalen Pfeile werden giftiger.
WWE-Star Reigns giftet - AEW kontert
In einem kurz vor dem vielbeachteten, direkten TV-Duell zwischen Friday Night SmackDown und AEW Rampage in der Nacht zum Samstag hat WWE-Topstar Roman Reigns zum wiederholten Mal Hiebe gegen AEW-Starneuzugang CM Punk gesetzt - und auch gegen die Fans des Herausforderers gestichelt.
Die Konterhiebe aus dem Lager von AEW ließen nicht lange auf sich warten.
Roman Reigns: CM Punk hat „keinen explosiven Knochen im Körper“
In einem Interview mit Complex Sports, in dem der „Head of the Table“ gefragt wurde, ob ihn ein Match gegen Punk prinzipiell interessieren würde, wenn es sich in der Zukunft ergäbe, antwortete Reigns, dass er sich gegen kein Match sperre, das WWE-Fans sehen wollen würden, „aber mich würde es kein bisschen aufwerten“.
Punk sei „älter geworden“, so Reigns, er hätte Ausschnitte aus seinen Matches bei AEW gesehen „und er hat für mich ein bisschen was verloren“ (“A step or two has been lost“). Hinzu komme, dass Punk „bei UFC verprügelt worden ist. Ich glaube nicht, dass uns irgendjemand wirklich abkaufen würde, dass ein 90-Kilo-Mann ohne einen explosiven Knochen im Körper mir was anhaben kann.“
Reigns sei 120 Kilo schwer, ein Top-Athlet, der es ohne seine Leukämie-Erkrankung wohl in die NFL geschafft hätte: „Ich würde ihn und auch den Großteil vom Rest des Kaders ohne Probleme aus dem Club werfen. Es sind ja alles nur kleine Brüder, nicht wahr?“
Der „Big Dog“ spielt mit seinen Worten darauf an, dass AEW bei seiner Personalauswahl weniger Wert auf Muskelmasse legt - nicht das einzige Element des AEW-Konzepts, das ihn nicht zu überzeugen scheint.
WWE und AEW mit programmatischen Unterschieden
Reigns bekräftigte trotz der jüngsten Erfolge von AEW auch auf Kosten von WWE einmal mehr seine schon vor zwei Jahren im SPORT1-Interview vertretene Meinung, dass AEW „keine echte Konkurrenz“ sei: Die Fanbase von AEW sei eine „Hardcore-Fanbase“, das Zuschauerpotenzial habe also „eine Decke, eine vorgefertigte Grenze“, während WWE versuche „für alle etwas zu bieten. Wir versuchen den Mainstream zu erreichen, den Gelegenheitszuschauer“.
Erst kürzlich hatte CM Punk in seinem auch von zahlreichen US-Fachmedien wie Fightful und Wrestling Inc. verbreiteten Interview mit Heelturn - Der SPORT1 Wrestling Podcast diese beiden unterschiedlichen Herangehensweisen genau andersherum bewertet und erklärt, er sei gerade nicht dafür „den Gelegenheitszuschauern nachzujagen“ - er halte eine zufriedene Fanbasis für einen besseren Grundstein des Erfolgs.
Wrestling-Superstar CM Punk im großen Interview über WWE, AEW, die Pipe Bomb und die Serie Heels: Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Deezer und überall wo es Podcasts gibt
Reigns zeigt sich vom Gegenteil überzeugt - und interpretiert auch das engagierte Publikum von AEW als eine Art von Schwäche.
Reigns: „Beherrsche diese Kunstform besser als jeder andere“
„Wenn das Publikum irgendwie der größte Charakter deiner Show ist, ist das für mich befremdlich“, sagt Reigns. Der Hype um AEW sei groß, „sie sind jetzt die coolen Kids der Stadt, weil alles noch neu und früh ist, sie werden von diesen Hardcore-Wrestlingfans babyartig behandelt. Ist auch okay, ist toll.“
Letztlich habe Reigns nichts gegen Konkurrenz, er hätte auch Kollegen bei WWE, die der Meinung seien, vom Wrestling bei AEW lernen zu können. Er persönlich sehe das aber nicht so: „Ich beherrsche diese Kunstform besser als jeder andere. Darauf beharre ich.“ Es gehe dabei nicht um das reine Können im Ring, „um gute Konter und Spots, das bedeutet mir alles nichts“. Wesentlich sei: „Wenn man alles zusammenzählt, kommt niemand an mich heran.“
Selbstbewusste Ansagen - die nicht unbeantwortet blieben.
Don Callis und Junior Dos Santos kontern für AEW
„Es war wohl Kool-Aid-gratis-Tag im Stamford-Hauptquartier“, postete der bei AEW als Manager von World Champion und Reigns-Pendant Kenny Omega auftretende Don Callis mit Blick auf den WWE-Firmensitz.
Das Wort „Kool Aid“ - eine US-Limonadenpulvermarke - ist eine im Englischen allgemein geläufige Metapher für blinde Gruppenhörigkeit. Es spielt auf das Jonestown-Massaker von 1978 an, in dem die Peoples-Temple-Sekte ihre Mitglieder in den Suizid durch das Trinken einer Giftpulvermischung trieb.
Auch der frisch bei AEW debütierte Junior dos Santos - wie Reigns-Rivale Lesnar früherer Schwergewichts-Champion der UFC - meldete sich mit einer sarkastischen Replik zu Wort.
„Hey Roman Reigns, hab dein Interview gelesen“; schrieb er unter ein Foto seines Ringdebüts bei Rampage am Freitag - und ergänzte die implizite Botschaft, dass er keiner sei, den Reigns in einem realen Fight besiegen könnte: „Bitte schick mir die Adresse dieses Clubs, aus dem du mich und meine kleinen Brüder von AEW rauswerfen willst.“