Sie war eine einprägsame und populäre Figur in der Endphase des früheren WWE-Rivalen WCW, nun ist sie unter erschütternden Umständen viel zu früh verstorben: Shannon Spruill, besser bekannt als Daffney, ist tot.
Daffneys Tod: Erschreckende Hintergründe
Wrestlerin Lexie Fyfe vermeldete am Donnerstagabend deutscher Zeit das Ableben ihrer Kollegin, im Namen der Familie von Daffney, die nur 46 Jahre alt wurde.
Daffney postete kurz vor ihrem Tod ein Video
Daffney hatte einige Stunden zuvor ein Live-Video auf Instagram gepostet, das den Eindruck nahelegte, dass sie in Begriff war, Suizid zu begehen. Zahlreiche Mitglieder der Wrestling-Community, Kolleginnen und Kollegen und Journalisten, versuchten Daffney zu kontaktieren und Hilfe zu organisieren, darunter WWE Hall of Famer Mick Foley und Daffneys früherer WCW-Partner Christopher Ford (Crowbar).
„Ein schrecklicher Verlust für ihre Familie, ihre Freunde und das Wrestling“, schrieb Foley via Twitter: „Sie war ihrer Zeit in unserer Branche weit voraus.“
Daffney hatte ihre aktive Karriere 2011 infolge schwerer Kopfverletzungen beenden müssen. Die Vorgeschichte, die sie vor ihrem Tod selbst in Erinnerung rief, zeichnen dabei ein erschreckendes Bild der chaotischen Zustände bei ihrem zweiten bekannten Arbeitgeber TNA Wrestling (heute: Impact) zur damaligen Zeit.
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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.
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Daffney: In Deutschland geboren, durch WCW berühmt
Die im hessischen Wiesbaden als Sohn eines in Deutschland stationierten US-Soldaten geborene Daffney, war seit 1999 im Wrestling aktiv, als WCW sie in einem Talentwettbewerb entdeckt hatte.
Eingeführt wurde sie als psychisch aus der Bahn geratene Freundin von David Flair, dem sich damals an einer eigenen Ringkarriere versuchendem Sohn von Legende Ric Flair (und älterem Bruder von Charlotte). Der erfahrenere Wrestler Crowbar ergänzte später das Psycho-Trio.
Daffney spielte einen durchgeknallten Goth-Charakter, inspiriert von Batman-Figur Harley Quinn, an die sich auch der heutige WWE-Star Alexa Bliss stark angelehnt hat. Auch für andere spätere Stars wie Mickie James und Nikki A.S.H. galt Daffney als ein Vorbild.
Daffneys bekanntestes Match bestritt sie gegen die später als Freundin von Hollywood-Star George Clooney über das Wrestling hinaus berühmt gewordene Stacy Keibler, die beiden lieferten sich eine Fehde um die Liebe von David Flair, die in einem „Wedding Gown Match“ endete, indem es darum ging, der Gegnerin ein Hochzeitskleid vom Leib zu reißen.
Daffney hielt bei WCW auch kurz den eigentlich für Männer vorgesehenen Cruiserweight-Titel, ehe sie 2001 kurz vor der Übernahme durch WWE entlassen wurde.
Zweite Karriere und bitteres Ende bei TNA
Daffney hatte zwischenzeitlich einen Entwicklungsvertrag bei WWE unterschrieben, wo sie aber nie in den Hauptkader vorstieß. Stattdessen tauchte sie bei bei diversen Independent-Promotions und schließlich bei der ehemals zweitgrößten US-Liga TNA auf. Daffney traf dort sowohl auf den damals bei TNA aktiven Foley als auch auf einen alten Förderer aus WCW-Zeiten, den für seine Einfälle berühmt-berüchtigten Kreativ-Autor Vince Russo.
Daffney spielte bei TNA 2009 zunächst die Rolle „The Governor“, in der sie die damalige Vizepräsidentschafts-Kandidatin Sarah Palin parodierte. Zurück im Daffney-Charakter bestritt sie dann später einige größere Matches, in denen sie auch wieder mit Männern im Ring stand.
Unter Verweis auf mehrere im Ring erlittene Kopfverletzungen zog Daffney sich aus dem aktiven Geschehen zurück und verklagte TNA wegen des Vorwurfs nicht wahrgenommener Fürsorgepflicht und der Nicht-Erstattung ihrer Ärzterechnungen, 2013 endete der Fall mit einer außergerichtlichen Einigung.
Heftige Vorwürfe gegen Ex-Arbeitgeber
Daffneys Fall schlug in der Szene damals Wellen und ließ TNA in keinem guten Licht dastehen - sowohl wegen der Umstände ihrer Kopfverletzungen als auch wegen des Umgangs damit.
Seinerzeit erlitt Daffney zwei Gehirnerschütterungen als Folge ungewohnt heftiger Aktionen: Einmal ging es um einen Chokeslam des maskierten Abyss durch ein Brett mit Stacheldraht, einmal um einen Hieb von Gegnerin Tara (Victoria bei WWE) mit einem Werkzeugkasten. Eine von mehreren weiteren Kopfverletzungen erlitt sie bei einem als Tryout (Probelauf) für ihre Gegnerin Rosie Lottalove konzipiertem Match, bei der die Unerfahrenheit der schwergewichtigen Kontrahentin für Daffney folgenschwer war.
Damals veröffentlichte Berichte stellten die Arbeitsbedingungen bei TNA an den Pranger, Cageside Seats etwa schrieb, dass Daffney hinter den Kulissen zu dem Stunt mit Abyss gedrängt worden wäre, obwohl sie dessen Gefährlichkeit geahnt hätte. Auch über internen Druck, trotz Gehirnerschütterungen weiter zu wrestlen, wurde berichtet - obwohl auch damals schon bekannt sein musste, wie gefährlich das war.
„Ich habe in meiner Karriere Dinge getan, bei denen ich mir definitiv den Mut gewünscht hätte, nein zu sagen“, berichtete Daffney später in dem Buch Sisterhood of the Squared Circle: „Sich durch Stacheldraht, Reißzwecken, Tische werfen zu lassen: Du kannst sagen, dass das Mut braucht. Aber es braucht mehr Mut, es abzulehnen. Deine Gesundheit ist zu wichtig.“
Schwere Kopfverletzungen: Hatte Daffney CTE?
Daffney hatte neben den körperlichen Folgen ihrer Karriere auch mit psychischen Problemen zu kämpfen, zu denen die Kopfverletzungen ebenfalls beigetragen haben könnten. Daffney hatte eine bipolare Störung und Depressionen, in den sozialen Medien hoben mehrere Kolleginnen und Fans hervor, dass sie ihnen im eigenen Kampf um ihre psychische Gesundheit eine Hilfe war.
In dem vor ihrem Tod veröffentlichten Video äußerte sie den Wunsch, dass ihr Gehirn untersucht werden solle. Sie ging davon aus, an der mit Gehirnerschütterungen zusammenhängenden „Footballer-Krankheit“ CTE zu leiden, die erst posthum sicher nachweisbar ist.
Das Kopfverletzungs-Thema hat neben der NFL auch die Wrestling-Welt stark beschäftigt, unter anderem bei den Tragödien um Chris Benoit, Andrew „Test“ Martin, Axl Rotten und Balls Mahoney. Auch Ex-WWE-Wrestlerin Ashley Massaro, die sich 2019 das Leben nahm, litt unter Kopfverletzungsfolgen und bat um eine CTE-Untersuchung.