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„Größer als Hulk Hogan“: Wrestling-Lawine mit Folgen

Nun auch Daniel Bryan und Adam Cole: WWE-Rivale AEW expandiert personell in ähnlichem Maße wie einst WCW - und vermeidet dabei auch einen großen Fehler des Vorläufers.
Einer der größten Publikumslieblinge der WWE-Geschichte wagt den Neubeginn bei AEW: Bryan Danielson, der frühere Daniel Bryan, stellt sich gegen Champ Kenny Omega und sorgt für einen Jubelsturm.
Nun auch Daniel Bryan und Adam Cole: WWE-Rivale AEW expandiert personell in ähnlichem Maße wie einst WCW - und vermeidet dabei auch einen großen Fehler des Vorläufers.

Ist es purer Größenwahn? Oder tatsächlich eine treffende Umschreibung, was gerade in der Wrestling-Welt passiert?

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Es kommt auf den Blickwinkel an - und der Blickwinkel von CM Punk ist dieser:

„Ich bin nicht Hulk Hogan. Ich bin nicht Randy Savage. Daniel Bryan und Adam Cole sind nicht die Outsiders (“Diesel“ Kevin Nash und „Razor Ramon“ Scott Hall, d. Red.)“, sagte er in einer Pressekonferenz nach dem Pay Per View AEW All Out 2021 mit Punks Ring-Comeback und dem spektakulären Doppeldebüt der WWE-Abwanderer Bryan und Cole: „Ich sehe die Parallelen, aber das hier ist total anders. Und ich spreche es jetzt aus, die Leute können mich zitieren und angepisst sein: Für mich ist das hier größer!“

Die aktuelle Serie großer AEW-Verpflichtungen: Größer als die Wechselwelle der früheren WWF zu WCW in den Neunzigern, an deren Ende WWE zwischenzeitlich die Marktführerschaft verlor?

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Es ist ein gewagter Vergleich, über den in der Fan-Szene viel gestritten werden wird - ähnlich wie über Äußerungen von WWE-Boss Vince McMahon und dessen Topstar Roman Reigns, die AEW bis heute nicht mal als „Konkurrenten“ bezeichnen wollen.

Aber ohne jeden Zweifel ist der 5. September 2021 der vorläufige Höhepunkt der größten tektonischen Verschiebung in der Wrestling-Landschaft seit dem WCW-Untergang vor 20 Jahren. Und die Betonung liegt auf vorläufig, denn weitere große Wechsel sind abzusehen.

Hat WWE die richtigen Antworten auf das CM-Punk-Beben bei AEW? Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Deezer und überall wo es Podcasts gibt

AEW statt WWE: Adam Cole und Bryan Danielson setzten Welle fort

Sting, Paul Wight (ehemals Big Show), Christian Cage, Mark Henry, Punk, Cole, Bryan Danielson (Daniel Bryans bürgerlicher Name, mit dem er nun wieder antreten wird): Die Liste großer Namen, die sich dem Roster von AEW im Lauf der vergangenen zehn Monate angeschlossen haben, beeindruckt.

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Und spätestens die Debüts von Cole und Danielson - vor fünf Monaten noch im Main Event des WWE-Jahreshöhepunkts WrestleMania - führen den von Kritikern gern bemühten Vorwurf der „WWE-Resterampe“ ad absurdum: Keiner der beiden wurde von WWE entlassen oder stand auf dem Abstellgleis.

Bei beiden ist verbrieft, dass WWE ihre auslaufenden Verträge verlängern hätte wollen. Beide haben abgelehnt und dem Projekt AEW den Vorzug gegeben.

Sowohl Danielson als auch Cole betonten bei der PK nach All Out, WWE nicht im Groll verlassen zu haben, zufrieden auf ihre jeweiligen Karrieren dort zurückzublicken und zuletzt auch gute Gespräche mit McMahon geführt zu haben.

Warum sie trotzdem gegangen sind?

Adam Cole noch vor zwei Wochen bei WWE

Cole bekräftigte seine erst vor wenigen Monaten im SPORT1-Interview getätigten Aussagen, dass eine große WWE-Karriere eigentlich sein Kindheitstraum gewesen sei. Trotzdem sei es nun „eine relativ einfache Entscheidung“ zu Gunsten des Rivalen gewesen, er hätte „recht früh“ den Wunsch verspürt, sich AEW anzuschließen.

„Ich wollte zurück und wieder mit der Crew arbeiten, mit der ich mich gerne 24 Stunden am Tag umgebe, deren Leidenschaft fürs Pro-Wrestling genauso groß ist wie meine“, sagte der 32-Jährige.

Seine neuen, alten Verbündeten Kenny Omega und Nick und Matt Jackson (The Young Bucks), mit denen er einst Teil des populären „Bullet Club“ war, sind bei AEW zusammen mit Cody Rhodes auch Co-Geschäftsführer unter Präsident Tony Khan. Der Sportmanager und Sohn des Milliardärs Shahid Khan ist das finanzielle, aber als langjähriger Wrestling-Fan auch kreative Rückgrat von AEW.

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Was der oft mit seinem Idol und Förderer Shawn Michaels verglichene Cole ebenfalls hervorhob: „Die Fans hier fühlen genau dasselbe wie wir.“

Cole war noch vor zwei Wochen für WWE im Einsatz, das frühere Aushängeschild des NXT-Kaders beschloss dort am Tag nach dem SummerSlam seine Fehde mit Kyle O‘Reilly. Sein schneller Wechsel wurde durch eine Vertragspanne von WWE möglich, unbemerkt von beiden Seiten lief sein Deal im Juni aus.

Cole einigte sich mit WWE auf einen Kurz-Deal bis Ende August, um seine Fehde mit seinem guten Freund O‘Reilly würdig zu beschließen. Obwohl ihm von WWE die eigentlich längst überfällige Hauptkader-Beförderung versprochen worden sein soll, ergriff er stattdessen die Chance, danach sofort weiterzuziehen.

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Ehemaliger Daniel Bryan will „wilder“ werden

Danielson war bereits seit Ende April Free Agent, als seinen Hauptantrieb neue Wege zu gehen, nannte er den allgemeinen Wunsch, wieder mehr im Ring zu tun als ihm zuletzt bei WWE möglich gewesen wäre.

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, er wolle es aber wieder etwas „wilder“ haben: Der 40-Jährige hob hervor, dass er bei AEW die Möglichkeit hat, nebenbei in Japan und in Mexiko anzutreten - es ging ihm aber auch um das Wrestling an sich. (Diese Probleme attestierte Daniel Bryan WWE vor seinem Abgang im SPORT1-Interview)

Er hätte eine „großartige Beziehung“ zu McMahon gehabt: „Ich liebe ihn, wirklich. Aber er war manchmal auch etwas bevormundend. Und ich möchte wieder mehr an meine körperlichen Grenzen gehen.“ Das Heikle an diesem Vorhaben: Danielson hat eine längere Kopfverletzungs-Vorgeschichte, die ihn zwischenzeitlich zum Karriere-Ende bewog - vor diesem Hintergrund hat auch seine neue Promotion durchaus eine Fürsorgepflicht.

Danielson wollte sich auf keinen über allen anderen stehenden Grund festlegen, warum er AEW WWE vorzog. Ähnlich wie vor ihm CM Punk nannte Danielson aber auch explizit den Umgang der Promotion mit dem Tod von Brodie Lee Ende 2020. Die vielgelobte Tributshow für den früheren Luke Harper sei „eins der erste Dinge gewesen“, die ihn dazu gebracht hätten, die Option AEW zu erwägen.

Bray Wyatt, Ric Flair und weitere Namen dürften folgen

Die Motivationen von Danielson, Cole, Punk und den anderen unterscheiden sich im Detail, was aber alle verbindet ist der Eindruck, dass AEW sich in der Szene mittlerweile einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet hat. Für mittlerweile fast alle WWE-Stars erscheint als denkbare Option, dem Pfad der ersten „Überläufer“ Chris Jericho und Jon Moxley (Dean Ambrose) zu folgen.

Noch in diesem Jahr dürfte die Liste um weitere große Namen ergänzt werden: Dass der von WWE überraschend entlassene Bray Wyatt (The Fiend) nach Ablauf seiner Nichtantrittsklausel Ende Oktober bei AEW landen wird, gilt als ebenso sicher wie ein Auftauchen der Ikone Ric Flair, dessen Strahlkraft auch mit 72 Jahren nicht zu unterschätzen ist.

Hinzu kommt: Die umstrittenen strategischen Veränderungen von WWE beim Aufbaukader NXT und der Personalpolitik allgemein dürften in naher Zukunft weitere Talente auf den Markt spülen, die bei WWE nicht mehr gefragt sind, aber bei AEW ins Beuteschema passen - so wie Malakai Black, Andrade El Idolo und Ruby Soho, die am Sonntag im Schatten von Danielson und Cole debütierte und gleich ein Titelmatch gegen Coles Lebensgefährtin Britt Baker errang.

Vergleich von CM Punk zu gewagt?

Ist der AEW-Boom aber wirklich vergleichbar mit dem vergleichbar, was Hulk Hogans fürstlich vergüterter Seitenwechsel vor 27 Jahren bei WCW in Gang gesetzt hat?

Einerseits nein, denn auch wenn Punk und Danielson, die bislang dicksten Fische sind, die AEW an Land gezogen hat: Sie haben nicht den weit über die Wrestling-Community hinausreichenden Massen-Appeal, die Hogan damals hatte (der bei AEW wegen seines Rassismus-Skandals übrigens unerwünscht ist).

Andererseits ist auch zu beachten, dass der Wechsel von Hogan und Co. seinerzeit eine Kehrseite hatte, der Topstar-Überfluss von WCW ging zu Lasten der Talentförderung, was sich wenige Jahre später massiv rächen sollte.

Das Bemerkenswerte an AEW ist, dass die großen Namen sich dort bislang konsequent in den Dienst der Nachwuchsentwicklung gestellt haben und Jungstars wie MJF, Luke Perrys Sohn Jungle Boy, Sammy Guevara und vor allem auch CM Punks Auftaktgegner Darby Allin bei der AEW-Fanbase mittlerweile ähnlich populär sind.

Es ist vor allem dieser Punkt, bei dem Punk absolut recht hat, wenn er sagt, dass die jetzige Wechselwelle „total anders“ ist als die damalige. Ob sie wirklich größer ist: Das werden Wrestling-Fans in 20 Jahren besser wissen.

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