Seine Weggefährtin Alexa Bliss ist “schockiert”, seine zahlreichen Fans ebenso: Warum hat WWE Bray Wyatt alias The Fiend überraschend entlassen?
Wyatts WWE-Aus: Schachzug gegen AEW?
Nach übereinstimmenden Medienberichten hat die Wrestling-Liga den Schritt gegenüber Wyatt als “Budgetkürzungsmaßnahme” verkauft, ob es der tatsächliche (Haupt-)Grund ist, ist damit aber längst nicht beantwortet.
Der Wrestling Observer spekuliert auch, ob der “medizinische” Grund, wegen dem Wyatt zuletzt monatelang gefehlt hatte, eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben könnte - und womöglich auch der veränderte Blick auf den Konkurrenten AEW.
In dieser Hinsicht hat vor allem eine der selten gewordenen öffentlichen Wortmeldungen von WWE-Boss Vince McMahon kurz vor Wyatts Aus aufhorchen lassen.
Vince McMahon: “Vielleicht können wir ihnen mehr geben”
Bei der vierteljährlichen Telefonkonferenz mit den WWE-Investoren behauptete McMahon weiterhin, dass er AEW trotz deren aktueller Quotenerfolge nicht als Konkurrenten empfinde - jedenfalls als “nicht annähernd” so großen wie früher World Championship Wrestling (WCW) mit Multimilliardär Ted Turner im Hintergrund. Es ist dieselbe Linie, die auch McMahons Topstar Roman Reigns vor zwei Jahren im SPORT1-Interview vertreten hatte.
Bei McMahon folgte nun ein interessanter Zusatz. Mit Blick auf die Gerüchte, dass bei AEW die früheren WWE-Topstars CM Punk und Daniel Bryan vor dem Debüt stehen sollen, meinte der 76-Jährige: “Ich kenne ihre Pläne in Bezug auf ihr Personal nicht - aber vielleicht können wir ihnen noch mehr geben.” Zwei Tage nach dieser rätselhaften Andeutung folgte Wyatts Kündigung.
Überlässt der WWE-Boss Bray Wyatt also AEW, weil er der Meinung ist, dass er ihnen mehr schadet als nutzt?
Frühere WWE-Konkurrenten übernahmen sich
Sollte das tatsächlich seine Haltung sein, gäbe es Ansätze sich das zu erklären: Sowohl für WCW als auch den zwischenzeitlich größte Rivalen TNA / Impact ging das Abwerben größerer WWE-Stars langfristig nicht gut aus: Sie übernahmen sich finanziell mit der Bezahlung von (in beiden Fällen) Hulk Hogan und Co., was zu ihrem jeweiligen Niedergang beitrug (Wie WCW durch Egotrips unterging).
Will WWE für AEW ein ähnliches Szenario herbeiführen? Sicher ist: Die strategische Linie des Marktführers hat sich völlig gewandelt: In den ersten eineinhalb Jahren nach der AEW-Gründung verweigerte WWE auch frustrierten Nebendarstellern wie dem mittlerweile tragisch verstorbenen Wyatt-Weggefährten Luke Harper (Brodie Lee) Entlassungswünsche, um sie nicht an AEW zu verlieren. Mittlerweile scheut WWE sich nicht mehr, auch größere Stars wie Wyatt oder vor ihm Braun Strowman (der womöglich nun aber zu WWE zurückkehrt) unfreiwillig auf den freien Markt zu bugsieren.
Bray Wyatt dürfte AEW gut ins Konzept passen
Läuft AEW aber wirklich Gefahr, sich mit zu großen Verträgen für frühere WWE-Stars finanziell zu übernehmen?
Zwar verfügt die Promotion von Tony Khan nicht über die milliardenschweren TV- und Streaming-Deals, die WWE aktuell so liquide wie nie zuvor machen. Aber bislang funktioniert das Geschäftsmodell von Khan, der im Zweifel auch über familiäre Reserven verfügt: Das Vermögen seines Vaters Shahid Khan, Eigentümer des NFL-Teams Jacksonville Jaguars, wird auf 8 Milliarden Dollar geschätzt.
Die Frage, ob ein Deal mit Wyatt einer zuviel ist, dürfte der jüngere Khan auch eher verneinen: Erst Ende Mai hatte er eine “riesige Expansion” angekündigt, auch personell.
Mit Wyatt hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht rechnen können. Die Gelegenheit, einen Star dieses Kalibers zum Teil der Expansion zu machen, dürfte Khan sich aber kaum entgehen lassen. Zumal der als kreative und innovative Kopf bekannte Wyatt auch perfekt in das AEW-Konzept passt, das den Stars viele Freiheiten bei der Ausgestaltung ihres Charakters und ihrer Storys lässt.