Sie sind eine Hauptattraktionen des WWE-Rivalen AEW - als Wrestler und mittlerweile auch als Typen.
Ohne sie hätte WWE noch das Monopol
Bei Double or Nothing 2021, der erneut sehr erfolgreichen Großveranstaltung am Sonntag haben Nick und Matt Jackson, die Young Bucks, ihre Qualität einmal mehr unter Beweis gestellt: Gegen die Publikumslieblinge Jon Moxley und Eddie Kingston lieferten die beiden mal wieder das beste Match des Abends - und gingen dabei auch voll auf in ihrer neuen Rolle als arrogante, vom Ruhm verführte Protzer in Air-Jordan-Schuhen der Edelmarke Dior.
Die Jacksons sind aber mehr als "nur" die Tag-Team-Champions von AEW und das womöglich beste Wrestling-Gespann ihrer Ära: Ohne die beiden gäbe es AEW nicht, WWE hätte noch das Monopol, die weltweite Wrestling-Landschaft wäre eine völlig andere.
Dass der 36 Jahre alte Nick Jackson (eigentlich: Nick Massie) und sein fünf Jahre jüngerer Bruder Matt bei AEW auch Co-Geschäftsführer sind, zusammen mit ihren Wrestler-Kollegen Cody Rhodes und Kenny Omega, ist bekannt. Nicht jedem Fan aber ist klar, wie integral die Rolle des Duos dort wirklich ist (Warum Cody Rhodes mit WWE brach und AEW aufbaute).
Young Bucks spielen bei AEW integrale Rolle
Als Milliardärssohn und Wrestling-Fan Tony Khan im Jahr 2018 zum Schluss gekommen war, dass der Markt reif war für eine zweite große US-Promotion neben WWE, wurden Rhodes, Omega und die Bucks - Weggefährten als Mitglieder des Bullet Club bei den Ligen NJPW und ROH - seine Partner.
Das Projekt allerdings hätte noch platzen können, denn WWE bekam von den Planungen Wind und versuchte, Rhodes, Omega und die Bucks für sich zu verpflichten und die Gründung von AEW damit zu verhindern.
Auch Mark Henry von WWE zu AEW - wer macht hier etwas falsch? Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast: Die neue Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Deezer und überall wo es Podcasts gibt!
Obwohl WWE dem Quartett nach einem 12-stündigen Verhandlungsmarathon ein Vertragsangebot mit Kondititionen unterbreitet haben soll, wie es sie noch nie gegeben hatte, lehnten alle ab und der Weg für AEW war frei.
Der gut über die Abläufe unterrichtete Wrestling Observer berichtete damals, dass ein Rückzug der Bucks AEW wohl das Genick gebrochen hätte: Das Engagement und das Know-How, das die beiden bei der Gründung hinter den Kulissen eingebracht haben, gilt als unschätzbar.
Die im kalifornischen Montebello geborenen Jackson-Brüder hatten innerhalb der Wrestling-Szene schon damals einen Sonderstatus - obwohl sie niemals eine größere Rolle bei WWE hatten.
Buch der Jacksons wurde in den USA zum Nummer-1-Bestseller
Die Jacksons feierten ihr Wrestling-Debüt im Jahr 2004, ihr Weg war ein ähnlicher wie der ihrer großen Vorbilder Matt und Jeff Hardy: Ihre ersten Schritte machten sie in einem selbst aufgebauten Ring auf dem Familienanwesen und entwickelten sich nach dem Wechsel ins professionelle Training zu einem Highflyer-Duo, das die Independent-Szene im Sturm eroberte.
Die Jacksons boten den Fans einen temporeichen Spektakel-Stil, der damals auch im Vergleich zu den Hardys nochmal auf einem neuen Level war. Sie hielten Titel bei zahlreichen US-Promotions und auch in Japan, Mexiko und Australien, lieferten zahlreiche Top-Matches gegen Duos wie die Motor City Machine Guns und auch heutige WWE-Stars wie Kevin Steen und El Generico (Kevin Owens und Sami Zayn), Bryan Danielson (Daniel Bryan) und Roderick Strong, Adam Cole und Kyle O'Reilly. Auch ein "Dream Match" gegen die Hardys gab es 2017 bei ROH, kurz vor dem WWE-Comeback von Matt und Jeff.
Zur Popularität der Bucks trug auch effektive Selbstvermarktung im Netz bei (teils auch freches Guerrilla-Marketing auf Kosten von WWE), auch das ein Punkt, bei dem sie von den Hardys gelernt haben. Wie viel Breitenwirkung die beiden mittlerweile haben, unterstrich ihr im vergangenen Jahr veröffentlichtes Buch "Killing the Business", das von ihrer treuen Fanbase zwischenzeitlich auf Platz 1 der US-Bestsellerlisten gehoben wurde.
Bei WWE nur Gastauftritte
Was die Jacksons trotz ihrer Klasse aber nie fanden, war eine dauerhafte Heimat in einer größeren US-Liga.
Bei WWE - wo Tag Teams generell eher stiefmütterlich behandelt werden, wurden sie nur für Einsätze als Futter für die Stars engagiert. Unter anderem "jobbten" sie für "Big Show" Paul Wight, der inzwischen bei AEW für sie arbeitet - und in einem Segment, in dem sie die Legenden Shawn Michaels und Triple H parodierten und dann von deren damaligen Fehdengegnern John Morrison und The Miz verprügelt wurden.
Den frühere Rivalen TNA (heute Impact), bei dem sie kurz als "Generation Me" aktiv waren, verließen sie 2011 vorzeitig und im Frust darüber, dass ihr Potenzial dort nicht annähernd ausgeschöpft wurde, dachten damals sogar an ein Karriere-Ende.
Stattdessen bauten sich die beiden unter eigener Flagge eine große Karriere auf. Dass sie schließlich AEW als neue Alternative zu WWE mit aufzogen und Stars wie Moxley, Chris Jericho, Matt Hardy, Sting, Christian Cage und nun auch Mark Henry anlockten, ist eine Art vorzeitige Vollendung ihres Lebenswerks.
Young Bucks vs. Kenny Omega & Hangman Page: Schon ein Klassiker
Die beiden Familienväter haben viel dazu beigetragen, AEW zu formen, unter anderem auch durch ihre Arbeit als Produzenten der YouTube-Show Being The Elite und generell mit dem Netzwerk, das sie sich in der Wrestling-Szene aufgebaut haben. Zu diesem gehört auch Matts Ehefrau Dana Massie, die bei AEW als Chief Marketing Officer die Vermarktungsfäden zieht.
Gerüchte, dass es innerhalb der Führungsebene von AEW mittlerweile nicht mehr so harmonisch zugeht wie zu Beginn, haben zuletzt zwar für Irritationen gesorgt, dem Erfolg des Projekts hat es bislang keinen Abbruch getan.
Im Ring knüpften die Bucks bei AEW - wo das Tag-Team-Wrestling eine weit größere Rolle spielt als bei WWE - nahtlos an ihre Großtaten im Independent-Bereich an. ihr jüngster Kampf war die Fortsetzung einer beeindruckenden Reihe außergewöhnlich guter Kämpfe gegen Duos wie die Lucha Brothers Pentagon und Rey Fenix, SCU und FTR (The Revival). Über allem steht ihr Match gegen Kenny Omega und Hangman Page bei Revolution 2020, ein moderner Klassiker und das bis jetzt womöglich beste Tag-Team-Match im Wrestling überhaupt.
Die Neuerfindung als von sich selbst eingenommene Bösewichte mit Manager Don Callis hat den beiden auch als Charaktere nochmal einen neuen Schub gegeben. Es sieht so aus, als ob sie ihren Fans noch viel Freude machen werden.