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Bret Harts Erbe? Das sagt Natalya

Bret Harts Nichte Natalya spricht im SPORT1-Interview über das Vermächtnis ihres legendären Onkels - und welcher deutschsprachige WWE-Wrestler es fortführt.
Bei der aktuellen Ausgabe von WWE Monday Night RAW traf Natalya auf Rückkehrerin Mickie James. Ungebetene Gäste stören das Duell.
Bret Harts Nichte Natalya spricht im SPORT1-Interview über das Vermächtnis ihres legendären Onkels - und welcher deutschsprachige WWE-Wrestler es fortführt.

Ihr Onkel Bret "The Hitman" Hart ist Wrestling-Fans vor allem auch in Deutschland in bester Erinnerung - sie ist bei WWE erfolgreich in seine Fußstapfen getreten.

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Natalie Neidhart - besser bekannt als Natalya - war die erste weibliche Absolventin des berüchtigten Dungeon, in dem ihr Großvater Stu Hart einst zahlreiche spätere Stars trainierte und quälte. Bei WWE ist die Tochter von Brets 2018 verstorbenem Schwager Jim "The Anvil" Neidhart seit über zehn Jahren ein Pfeiler der Frauendivision, hielt den Damentitel der Show SmackDown und den eingestellten Divas Championship.

Auch das, was die 38-Jährige hinter den Kulissen leistet, wird bei WWE hoch eingeschätzt, unter anderem machte sie den früheren UFC-Superstar Ronda Rousey als Trainingspartnerin fit für ihre Zweitkarriere als Showkämpferin.

Vor dem SummerSlam 2020 am Sonntag, der zweitgrößten WWE-Show nach WrestleMania, ist Natalya auch anzumerken, wie viel Freude ihr die Rolle als Mentorin macht, die sie seit kurzem auch für ihre neue Tag-Team-Partnerin Lana übernommen hat.

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Im SPORT1-Interview spricht die Kanadierin über den Stand ihrer Karriere, die kommenden weiblichen Stars der Liga, das Vermächtnis ihres Onkels - und welcher deutschsprachige WWE-Wrestler für Sie derjenige ist, der es heute besser als jeder andere fortführt.

SPORT1: Natalya, am Tag vor dem SummerSlam am Sonntag steigt die 30. TakeOver-Show des NXT-Kaders. Sie haben da einen besonderen Platz in der Geschichte dieser Show, beim allerersten TakeOver 2014 waren Sie Gegnerin des heutigen WWE-Topstars Charlotte Flair in deren ersten richtig großem Match. Welche Erinnerungen verbinden Sie damit?

Natalya: Mein Mann Tyson Kidd und ich wurden damals gebeten, Teil dieser Show zu sein und wir haben es als große Ehre empfunden. Wir haben schon damals gewusst, welches Potenzial in dem Projekt NXT steckt. Damals war es noch nicht so groß, wie es heute ist, es war ein hidden gem, ein Schatz, der noch nicht gehoben war. Was daraus geworden ist, finde ich unglaublich, jedes TakeOver hat etwas Einzigartiges, bringt jemanden voran: Finn Balor, Samoa Joe, Bobby Roode, Ember Moon, Rhea Ripley - TakeOver hat so vielen eine Bühne geboten und ihre Karriere befeuert. Charlotte Flair war die erste und ich werde noch heute auf das Match angesprochen und wie es den Blick auf das Frauenwrestling bei WWE verändert hat.

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Man muss wissen: Charlotte war damals noch nicht so von sich überzeugt, wie sie es heute zu Recht ist. Ich bin froh, dass ich ihr helfen durfte mit meiner Erfahrung, meinem Verständnis für das Geschäft, mit dem ich aufgewachsen bin. Wir haben da gemeinsam einen gewissen Zauber geweckt, von dem sie selbst nicht wusste, dass er in ihr steckte.

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SPORT1: Welche der aufstrebenden WWE-Frauen ist die nächste, die so eine Entwicklung hinlegen wird?

Natalya: Bei NXT gibt es eine große Vielfalt an Talenten, die das Zeug dazu haben. Kacy Catanzaro zum Beispiel, die sich ja schon bei Ninja Warrior hervorgetan hat: Ich glaube, es gibt niemanden, der eine solche Athletik mitbringt wie sie. Dann Rhea Ripley, die als Wrestlerin schon weiter ist: Sie ist eine Mischung aus meiner guten Freundin Beth Phoenix und Paige. Sie hat die Ecken und Kanten von Paige und zugleich die irre Muskelkraft von Beth. Und ihr Selling ... ich weiß, jetzt fange ich mit Insider-Sprache an, aber es muss sein.

SPORT1: Kein Problem.

Natalya: Das Selling von Rhea - also die Art und Weise, wie sie die Wirkung der gegnerischen Aktionen verkauft und hervorhebt - ist Wahnsinn. Wie sie das Geschehen im Ring herüberbringt und alle Arten von Emotionen beim Publikum zu wecken weiß: Da ist sie wirklich ganz weit vorn. Dann ist da noch Tegan Nox mit der imponierenden Art, wie sie ihre furchtbaren Verletzungen überwunden hat und immer wieder aufsteht. Und Io Shirai, der aktuelle Damenchampion bei NXT: Eigentlich braucht sie ja niemanden, der sie lobt, aber ich möchte es. Schauen Sie sich an, wie sie den Moonsault springt, schöner habe ich es selten gesehen. Io ist einzigartig, sie hat etwas Funkelndes, das auf alle, wirklich alle abstrahlt, mit denen sie in den Ring steigt. Sie holt aus jeder Gegnerin das Beste heraus. Sie sehen: Für mich gibt es da einige, die hervorstechen.

SPORT1: Bret Hart, Ihr Onkel, hat Sie beim ersten TakeOver zum Ring begleitet. Hier in Deutschland dürfte er der populärste WWE-Wrestler überhaupt gewesen sein.

Natalya: Ja, das habe ich gemerkt, wenn ich in Deutschland auf Tour war.

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SPORT1: Sie haben Bret immer als Ihr großes Vorbild bezeichnet. Was hat ihn aus Ihrer Sicht besonders ausgezeichnet?

Natalya: Da muss ich etwas ausholen.

SPORT1: Gerne.

Natalya: Ich unterhalte mich darüber immer wieder mit Tyson, der für mich der Wrestling-Nerd und -Experte schlechthin ist: Für ihn ist Bret der Beste aller Zeiten, was die Arbeit im Ring angeht. Und man sieht das zum Beispiel auch daran, wenn ich mich mit anderen WWE-Stars unterhalte, wenn ich sie frage, was ihr Lieblingsmatch ist. Wenn ich meine Kollegen frage, welches für sie das beste SummerSlam-Match aller Zeiten war, höre ich immer wieder: Bret Hart gegen den British Bulldog in Wembley 1992. Wenn ich Mick Foley nach seinem Lieblingsmatch bei WrestleMania frage, sagt er: Bret Hart gegen Stone Cold Steve Austin, WrestleMania 13. Wenn ich Beth und ihren Mann Edge nach seinem Lieblingsmatch frage: Auch das eins mit Bret Hart. All diese unterschiedlichen Leute mit unterschiedlichen Ansichten bewundern Bret, weil sie finden: Keiner hat das, was im Ring passiert, so echt wirken lassen wie er. Er hat Glaubwürdigkeit verkörpert, wer ihm zugesehen hat, fühlte etwas - das ist das Thema Selling, das ich vorher schon angesprochen habe. Egal, wer mit ihm im Ring stand - Shawn Michaels, 1-2-3-Kid, Hakushi: Bret hat die Stärken des jeweils Anderen hervorgekehrt und eine Geschichte damit erzählt. Das ist eine andere Qualität als die reine Athletik und Bret hatte sie wie kein Zweiter. Ich glaube, das war das, was auch die deutschen Fans an ihm geschätzt haben.

SPORT1: Welcher aktuelle WWE-Star verkörpert für Sie am ehesten das, was Bret Hart seinerzeit verkörpert hat?

Natalya: Wenn ich alles addiere, was Bret für mich ausgemacht hat - die Athletik, das Storytelling, den Look, die Fähigkeit, absolut jeden Gegner wie einen Rockstar aussehen zu lassen - dann ist meine Antwort: Cesaro.

SPORT1: Der erfolgreichste Wrestling-Export aus der Schweiz und ehemaliger Tag-Team-Partner Ihres Mannes vor dessen verletzungsbedingtem Karriere-Ende.

Natalya: Ich halte Cesaro für sehr unterbewertet - wobei ich denke, dass jeder, der etwas vom Wrestling versteht, weiß, was wir an ihm haben. Er ist einfach ein Komplettpaket und wenn er mal die Chance bekommen würde, wirklich zu glänzen, würde er zu einem absoluten Star werden. Nicht falsch verstehen: Er ist schon einer, aber aus meiner Sicht geht noch mehr. Er, Tyson und ich hatten in Deutschland mal ein Match gegen The New Day. Wir waren eigentlich die Bösen, aber die Fans sind völlig verrückt nach Cesaro gewesen. Er genießt da eine riesige Wertschätzung für seine Arbeit, den Weg, den er gegangen ist, den Realismus, den er verkörpert. Das kommt an bei unseren deutschen Fans und ich halte ihn für den aktuell besten Wrestler der Welt, pound for pound (Cesaro im SPORT1-Interview: Diese Wort von John Cena beherzige ich).

SPORT1: Sie selbst stehen mittlerweile seit 20 Jahren im Ring. Haben Sie alles erreicht, was Sie erreichen wollten oder gibt es Ziele, die Sie unbedingt noch erreichen wollen?

Natalya: Ich habe noch eine Menge vor, es gibt so viele Kolleginnen, gegen die ich noch wrestlen will. Ich bin froh, früh angefangen zu haben und deswegen schon jetzt auf eine lange und erfüllte Karriere zurückblicken zu können - und miterlebt zu haben, wie das Frauen-Wrestling bei WWE immer mehr gewachsen ist, sich positiv entwickelt und verändert hat. Aber alles habe ich noch nicht erreicht, den Tag-Team-Titel der Frauen zum Beispiel hatte ich noch nicht. Das würde ich mit meiner Partnerin Lana gern nachholen. Ich freue mich, dass ich sie unter meine Fittiche nehmen kann, denn ich glaube, sie hat jede Menge Potenzial, von dem die Fans noch nichts ahnen. Nicht nur ihr Aussehen, ihr Rede- und Unterhaltungstalent, auch im Ring steckt einiges in ihr und sie brennt darauf, es der Welt zu zeigen. Es wird mir eine große Freude sein, ihr dabei zu helfen.