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WWE-Geniestreich mit bitterem Ende

Dan Spivey war Partner des jungen Undertaker und kreierte den Charakter Waylon Mercy, der Vorbild für Bray Wyatt war. Er selbst konnte es nicht auskosten.
Waylon Mercy war bei WWE das Vorbild für Bray Wyatt
Waylon Mercy war bei WWE das Vorbild für Bray Wyatt
© WWE
Dan Spivey war Partner des jungen Undertaker und kreierte den Charakter Waylon Mercy, der Vorbild für Bray Wyatt war. Er selbst konnte es nicht auskosten.

Die Sache mit dem Picknick, man muss sie gesehen haben.

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Waylon Mercy stellte sich in einen öffentlichen Park, schaute sich um und umschrieb die Freuden eines wöchentlichen Familienausflugs mit Kindern. Leckeres Fried Chicken, Kartoffelsalat, Hot Dogs, Hamburger. Und dann die herumtollenden Kleinen, die eine gute Zeit haben. So lange zumindest, bis sie den Eltern auf die Nerven fielen, diese die Sachen zusammenpacken und mit Scheißlaune nach Hause fahren würden.

Ein Picknick, ach ja. Waylon Mercy wisse, wie man ein gutes Picknick auf die Beine stelle. Und er werde es allen zeigen, sobald er in den WWE-Ring steige. Bei Gott, was das für ein Picknick werde.

Es hätte tatsächlich ein Fest werden können, das Debüt dieses hochspannenden Mysteryhorror-Charakters, den die Wrestling-Liga im Sommer vor 25 Jahren in ihr Programm eingeführt hatte - und der das Vorbild für den späteren WWE-Champion Bray Wyatt alias The Fiend war

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Aus Gründen, die nicht ganz in seiner Hand lagen, hat er das riesige Potenzial dann allerdings nicht ausschöpfen können. Was nichts daran ändert, dass sein düsterer Geniestreich bis heute nachwirkt.

Partner des jungen Undertaker

Dan Spivey, wie Mercy eigentlich hieß, war schon in seinen Vierzigern, als er den Charakter zur damaligen WWF brachte.

Unter seinem bürgerlichen Namen hatte der Zwei-Meter-Hüne schon eine längere Karriere mit einigen historischen Momenten hinter sich. Er war der Mann, der der Gegner von Bruiser Brody sein sollte, als der 1988 in Puerto Rico ermordet wurde. Er war bei WCW Teil des Tag Teams "The Skyscrapers" und Partner des jungen "Mean" Mark Callous, der später als Undertaker berühmt werden sollte.

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Als er 1995 zum zweiten Mal bei WWE auftauchte, erfand er sich selbst auch völlig neu - mit einer Rolle, die auf einem Filmklassiker basierte.

Max Cady aus "Kap der Angst" war Vorbild

Waylon Mercy war eine Variation des Südstaaten-Psychopathen Max Cady aus "Cape Fear", von Robert Mitchum im Original 1962 ("Ein Köder für die Bestie") ebenso sehenswert verkörpert wie von Robert de Niro im hier als "Kap der Angst" bekannten Remake 1991.

Spivey schaute sich die Stärken der Filme und ihrer Hauptfigur gekonnt ab, den Suspense, die Bedrohlichkeit, die besonders zur Geltung kam, weil der Cady-Charakter den Ausbruch seiner ins Gewand der Rechtschaffenheit gekleidete Bösartigkeit so lange und subtil hinauszögerte.

Genau diesen Geist übernahm Mercy in seinem Picknick-Video und den anderen Promo-Clips mit ihrem eher um die Ecke ins vermeintliche Idyll einbrechendem Grusel - zum Beispiel dem, in dem er sich auf einen Bademeister-Hochstuhl am Meer setzte und sinnierte, wie passend das sei: Ein Bademeister, wie viele menschliche Leben der da oben eigentlich in seiner Hand hätte. Und er ja auch: "Lives are gonna be in Waylon Mercy's hands - ya know what I mean?"

Die Videosegmente mit Mercy hatte eine für WWE-Verhältnisse ungewohnte Tiefe und die Stärken der Figur mit dem (abwaschbaren) Tattoo eines Dolchs auf der Stirn schienen auch auf den Ring übertragbar: Wie Mercy seinen ersten Gegnern erst freundlich die Hand schüttelte, ganz Südstaaten-Gentleman, und dann im Ring völlig austickte und sie auseinandernahm - auch das überaus kunstvoll.

Kaputter Körper verhinderte Erfolg bei WWE

Warum es am Ende doch nicht hatte sein sollen? Schon früh war zu merken, dass Spivey durch seine vorherige Karriere zu geschunden war, um seinen Charakter auch im Ring zur Blüte zu bringen.

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Er hatte Nacken-, Knie- und Hüftprobleme und musste seine aktive Laufbahn noch im selben Jahr beenden - in einem Interview 2015 erklärte er, dass seine Hüfte mittlerweile sechsmal operativ ausgetauscht worden sei.

Der Mercy-Charakter war zuvor recht unspektakulär abmoderiert worden: Er verlor sein erstes größeres Match gegen Topstar Bret "The Hitman" Hart klar und auch sein einziges Pay-Per-View-Duell mit Savio Vega. Ein bitteres Ende, nachdem alles so vielversprechend angelaufen war.

Spivey versuchte sich nach seiner Wrestling-Zeit eine Weile als Best-Ager-Model, fand sein Auskommen dann schließlich in der familiären Baufirma.

Waylon Mercy war Vorbild für Bray Wyatt

Die Spuren, die er bei WWE hinterlassen hat, sind dennoch bis heute sichtbar: Der ursprüngliche Charakter von Bray Wyatt, mit dem dieser rund 20 Jahre später seinen Durchbruch gefeiert hatte, basierte auf der Mercy-Figur.

Wyatt enthüllte 2014 auch in einem Interview, dass er sie zusammen mit Spivey entwickelt hatte, als der Gast im Performance Center der Liga war.

Auch die 2019 vollzogene Verwandlung zur maskierten Horror-Figur The Fiend beinhaltet noch Verbeugungen vor dem Vorbild: Unter anderem trägt Wyatts Vogelpuppe "Mercy the Buzzard" seinen Namen, auch als er in seinem "Firefly Fun House" ein "Picknick" veranstaltete, erkannten eingefleischte WWE-Fans, wem er damit zublinzelte.

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Am Sonntag, bei der Großveranstaltung "The Horror Show at Extreme Rules", für den "Swamp Fight" gegen Braun Strowman, bringt Wyatt nochmal sein altes Ich zurück. Der Geist des unvollendeten Waylon Mercy ist 25 Jahre danach damit noch deutlicher spürbar.