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Der irrste Skandal der frühen WWE

WWE-Wrestler David Schultz ohrfeigte 1984 den TV-Journalisten John Stossel, als der Wrestling "Fake" nannte - ein Eklat, der bis heute verklärt wird.
David Schultz verpasste John Stossel zwei schallende Ohrfeigen
David Schultz verpasste John Stossel zwei schallende Ohrfeigen
© ABC
WWE-Wrestler David Schultz ohrfeigte 1984 den TV-Journalisten John Stossel, als der Wrestling "Fake" nannte - ein Eklat, der bis heute verklärt wird.

Er würde ihm gern noch eine Standardfrage stellen, kündigte der Reporter an.

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Standardfrage, soso, erwiderte der Wrestler.

"Ich glaube", sagte der Reporter zum Wrestler, "dass es Fake ist".

Eine Frage war das nicht, bei genauerer Betrachtung. Was der Wrestler David Schultz, Weggefährte und Kumpel von Superstar Hulk Hogan, dann mit dem TV-Journalisten John Stossel machte, war aber auch keine gute Antwort. Nach normal-menschlichen Maßstäben.

Mit dem "Slap Heard Round The World" sorgte "Dr. D" für einen Skandal, der WWE-Boss Vince McMahon eine Weile beschäftigen und ihn eine Stange Geld kosten sollte.

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Die US-amerikanische TV-Dokuserie "Dark Side of the Ring" des Medienhauses Vice (die auch schon die Tragödien um Chris Benoit, Bruiser Brody und die Wrestling-Familie von Erich sehenswert verarbeitet hat) hat den denkwürdigen Eklat in seiner aktuellen Episode in Erinnerung gerufen - und sich damit unter anderem Lob von Superstar Dwayne "The Rock" Johnson verdient.

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John Stossel drehte TV-Doku über das Wrestling

Passiert ist der folgenschwere Zwischenfall am 28. Dezember 1984 im New Yorker Madison Square Garden. Der deutschstämmige Fernsehredakteur Stossel war bei einer Show der damaligen WWF vor Ort, um eine Reportage für die Sendung 20/20 des Senders ABC zu drehen, ein Format, das vergleichbar mit Monitor, Panorama oder Spiegel TV ist.

Der Gegensatz zwischen Schein und Sein im Wrestling-Geschäft war das Thema, vor dem Hintergrund des Aufstiegs der WWF und ihres Champions Hogan zu nationaler Mainstream-Prominenz. Neben Schultz kam unter anderem dessen früherer Tag-Team-Partner Eddy Mansfield zu Wort, der offen darüber redete, dass die Kämpfe abgesprochen waren und die Protagonisten Rollen spielten.

Ein Geheimnis war das zwar schon damals nicht, aber für die Wrestler war es in dieser Zeit noch ein Tabu, darüber zu sprechen. Das "Kayfabe", die Pflicht, den Schein auch außerhalb des Rings zu wahren, war noch Teil des Branchenstolzes.

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David Schultz war Kumpel von Hulk Hogan

Der damals 29 Jahre alte Schultz verkörperte diesen Stolz: Geboren am 1. Juni 1955 in Madison County, Tennessee, war Schultz Wrestler seit Teenager-Zeiten und hatte sich zu einem erfolgreichen "Heel" gemausert. Einem Bösewicht, der es verstand, die Zuschauer mit gekonntem Trash-Talk gegen sich aufzubringen.

Aus diesem Grund nahm Hulk Hogan Schultz mit, als er Ende 1983 von der Liga AWA zu WWE wechselte (im Paket mit dem 2019 verstorbenen "Mean" Gene Okerlund, seinem ewigen Interviewer).

Schultz - der zwischenzeitlich auch Hogans Mitbewohner war - hatte mit ihm in der AWA eine gut laufende Fehde, an die die beiden in der WWF anknüpfen wollten. Stattdessen wurde es dann aber das Interview mit Stossel, das im Gedächtnis bleiben sollte.

"You think that's fake?"

Dass dieses Interview schiefgehen würde, war schnell zu ahnen: Stossel machte aus seiner sarkastischen Verachtung für das Wrestling keinen Hehl, Schultz verteidigte sein Gewerbe mit aggressiver Abwehrhaltung, die ebenso sicht- und spürbar war.

Der "Fake"-Kommentar brachte das Fass zum Überlaufen. Denn auch wenn Stossel einen Fakt aussprach - Wrestling ist nun mal nicht echt: Er tat es auf eine Weise, die jemand wie Schultz als Beleidigung empfinden musste. Gerade die Wrestler der alten Schule haben das Selbstbild, dass sie keinesfalls "fake" sind, sondern wahrhaft harte Hunde, die im Zweifel auch in einem echten Kampf die Oberhand behalten würden.

Schultz, trainiert und gedrillt von Herb Welch, einem legendären "Hooker" aus der Generation von Lou Thesz, Stu Hart und Co., war von ebendieser alten Schule - und meinte, es Stossel dann anschaulich demonstrieren zu müssen.

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Er schlug ihn mit einer schallenden Ohrfeige zu Boden. Und ein zweites Mal, als der verdutzte Stossel wieder aufstand. Der ergänzende Kommentar: "You think that's fake?" Denkst du auch, dass das ein Fake ist?

Von WWE gefeuert - nach weiterem Vorfall mit Mister T

Schultz' Ausraster brachte WWE-Boss McMahon landesweite Negativ-Schlagzeilen ein, die seine Expansion zum nationalen Wrestling-Marktführer störten (aber letztlich nicht aufhielten).

Stossel strengte außerdem einen Prozess gegen WWE an, berichtete dort von wochenlangen Hörschädigungen als Folge des brutalen Hiebs. Letztlich gab es eine außergerichtliche Einigung, Stossel kassierte nach eigenen Angaben 250.000 Dollar, blieb Schultz gegenüber aber unversöhnlich. Die letzten Worte, die er in der Doku an ihn richtet: "Fuck you!"

Schultz' Karriere bei WWE war bald darauf vorbei: Die Liga feuerte ihn zwei Monate nach dem Vorfall, allem Anschein nach aber nicht wegen des Angriffs auf Stossel, sondern wegen eines anderen Vorkommnisses.

Schultz hatte sich während einer Show vor Publikum mit Schauspieler Mister T - dem B.A. Baracus aus dem "A-Team" - angelegt. Dieser war von WWE als Gastkämpfer und Hogan-Partner für den Hauptkampf der ersten WrestleMania 1985 verpflichtet worden. Schultz fühlte sich auch davon anscheinend in seinem Stolz verletzt.

Skandal-Wrestler wurde Kopfgeldjäger

Über McMahon flucht der nun 64 Jahre alte Schultz bis heute. Er behauptet, dass der Wrestling-Mogul ihn zum Schlag gegen Stossel ermuntert hätte ("Blast him!") und dann in den Rücken gefallen wäre. McMahon erklärte damals, dass Schultz ihn missverstanden hätte, Schultz hätte Stossel schlicht mit Worten übermannen sollen.

Schultz beendete seine Karriere einige Jahre später früh, weil die meisten Promoter nach den Skandalen die Finger von ihm ließen. Er setzte seine Talente stattdessen für die Verbrecherjagd ein und wurde Kopfgeldjäger, nach eigener Darstellung sehr erfolgreich.

Trotz beziehungsweise gerade wegen seiner Attacke haben viele Wrestling-Kollegen und -Fans Schultz bis heute als Helden in Erinnerung. Sie sehen Schultz Ehrenmann, der einem frechen Kritiker ihrer Passion mal so richtig gezeigt hat, wo der Hammer hängt.

Wobei sie dabei außer Acht lassen, dass Schultz mit seiner Art und Weise, Vorurteile über das Wrestling zu widerlegen, mindestens ebenso viele bestätigt hat.