Warum pausiert er wirklich seit WrestleMania 36? Kommt er wegen seiner Krebs-Vorerkrankung gar nicht mehr zurück, bevor die Coronakrise vorbei ist? Warum schneidet ihn WWE plötzlich aus Videos, in die er eigentlich hineingehört?
Angst um Reigns: WWE-Star reagiert
Der Status von Topstar Roman Reigns beim Wrestling-Marktführer warf zuletzt immer mehr Fragen auf - im Mai hat sich der "Big Dog" zu Wort gemeldet, zumindest einen Teil dieser Fragen beantwortet und eine große private Neuigkeit enthüllt. Einige entscheidende Punkten blieben am Ende allerdings auch offen.
Roman Reigns erneut Vater von Zwillingen
In einem Video-Interview mit dem Boulevard-Portal TMZ hat der 34-Jährige verraten, dass er im März zum zweiten Mal Vater von Zwillingen geworden ist. Die neugeborenen Söhne, die seine Frau Galina Becker zur Welt gebracht hat, sind seine Kinder 4 und 5. Und nach seiner Darstellung sind sie - und nicht die Sorge um die eigene Gesundheit - der Grund für seine Abwesenheit.
"Ich habe versucht, es privat zu halten", erklärte Reigns: "Ich musste eine Entscheidung für sie treffen." Er liebe das Wrestling-Geschäft und sei nicht ohne Grund nach seiner zweiten Blutkrebs-Erkrankung 2018 schnellstmöglich in den Ring zurückgekommen. Nun aber sei die Lage eine andere: "Es geht um etwas Größeres als mich", er wolle seine Kinder schützen.
"Ich will zurück an die Arbeit, zurück in die Normalität", führte Reigns an: "Aber ich habe das Gefühl, eine Verpflichtung zu haben - gegenüber meiner Familie, mir selber und meiner Community." An dieser Stelle wurde Reigns' Erklärung dann etwas rätselhaft, er ergänzte nämlich: "Es geht auch darum, ein Beispiel zu geben. Wir können viel sagen und viel tun - am Ende des Tages sprechen unsere Taten die deutlichste Sprache. Und daran versuche ich mich zu halten."
Die abschließende Reporterfrage, ob er einen Comeback-Fahrplan hätte, verneinte Reigns, er schaue von Tag zu Tag: "Es sind verrückte Zeiten, neue Zeiten, eine neue Normalität. Wir versuchen, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, um eine möglichst verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen, wie ich meine Familie und mich schützen kann."
WWE tilgt Spuren des "Big Dog"
Reigns hatte Ende März seine Teilnahme an der Aufzeichnung für die Großveranstaltung WrestleMania 36 kurzfristig abgesagt, bei der vor Geisterkulisse aufgezeichneten Show sollte er eigentlich gegen Universal Champion Bill Goldberg antreten und ihn wohl auch besiegen. Braun Strowman ersetzte ihn und steht nun im Zentrum der wöchentlichen Show Friday Night SmackDown, während Reigns für unbestimmte Zeit pausiert.
Einem Bericht des Wrestling Observer zufolge gibt es sogar eine explizite interne Anweisung, Reigns' Namen in den Shows nicht zu erwähnen, er wurde sogar aktiv aus einem historischen Video herausgeschnitten. WWE-Boss Vince McMahon soll laut Observer auch selbst schwanken, wie er mit Reigns' Situation umgehen soll. Weil auch Reigns seinen Arbeitgeber zuletzt nicht mehr auf seinen Social-Media-Accounts erwähnte, schwollen auch Spekulationen um ein Zerwürfnis an (die Reigns in dem Interview nicht thematisierte).
Was Reigns' Lage besonders und unkalkulierbar macht: Er erkrankte im Herbst 2018 zum zweiten Mal an Blutkrebs, er hat CML (Chronisch Myeloische Leukämie), sie wird ohne Chemotherapie medikamentös mit so genannten Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) behandelt und ist in Remission, also im Rückgang.
Da Leukämie prinzipiell aber als großer Risikofaktor für einen schweren Verlauf bei einer Covid-19-Erkrankung gilt, sehen vor allem auch viele Fans Reigns' Situation mit Sorge. In seinem Interview mühte er sich allerdings, diese zu zerstreuen: "Die Medikamente, die ich nehme, greifen nicht mein Immunsystem an", erklärte er.
Leukämie und Corona: Experten raten zu "extremer" Vorsicht
Das stimmt einerseits, allerdings gibt es auch keine Gewissheit, inwieweit das das Risiko relativiert. In einem Expertenpapier, das auf der Homepage der iCMLf, einer internationalen Stiftung für CML-Patienten veröffentlicht wurde, heißt es: "Wir wissen nicht, ob der Schutz vor Covid-19 ein Immunkontroll-Niveau erfordert, das durch CML oder eine TKI-Therapie teilweise beeinträchtigt sein könnte."
Die internationale Wissenschaftler-Gruppe, zu der auch die Mannheimer Universitäts-Professorin Susanne Saußele gehört, rät CML-Patienten wie Reigns daher, "extrem vorsichtig zu sein und sich strikt an die restriktivsten Maßnahmen zu halten, die in jeweiligen Ländern vorgeschlagen werden".
Die aktive Teilnahme an Wrestling-Kämpfen wird eher nicht im Geiste dieser Empfehlung sein. Da ein Ende der Pandemie nicht absehbar ist, wird Reigns' Gewissenskonflikt ein schwieriger bleiben.