In einem blutigen Duell der Generationen hat sich der langjährige WWE-Topstar Chris Jericho zum ersten Champion der neuen Konkurrenzliga All Elite Wrestling gekrönt.
Blutige AEW-Titelkür - und nun?
Im Hauptkampf von AEW All Out besiegte der 48 Jahre alte Jericho das 20 Jahre jüngere Talent Adam "Hangman" Page mit dem Judas Effect und sicherte sich damit den AEW World Title, den der legendäre Bret "The Hitman" Hart bei der Premierenshow Double or Nothing präsentiert hatte.
Page, der seinen Charakter an einen Western-Outlaw angelehnt hat, kam in einem spektakulären Einmarsch auf einem Pferd zum Ring geritten, lieferte Jericho auch einen spannenden, von Härte und Kontern geprägten Fight.
Jericho blutete heftig, nachdem Page ihn mit einem Ellbogenhieb erwischte (es dürfte um eine bewusst durch "Blading" herbei geführte Wunde gehandelt haben), am Ende aber befreite er sich aus Pages Finisher Dead Eye und beendete eine Kontersequenz erfolgreich mit seinem eigenen Ellbogenhieb, dem Judas Effect.
Jericho geht damit als Aushängeschild der neuen Promotion in das TV-Debüt von AEW am 2. Oktober - das WWE mit der Beförderung des Drittkaders NXT ins US-Fernsehen zu kontern versucht. AEW verkündete bei All Out auch den Termin des nächsten Pay Per Views: Er steigt am 9. November in Baltimore und heißt Full Gear. Dort wird Jericho seinen Titel aller Voraussicht nach erstmals aufs Spiel setzen, als Herausforderer deutet sich Cody Rhodes an, der bisher all seine großen Matches bei AEW gewonnen hat, während alle anderen großen Namen noch in andere Fehden verstrickt sind.
LAX debütiert - kein CM Punk
Im Co-Main-Event der Show besiegten die Lucha Bros. in einem spektakulären, kreativen und absolut halsbrecherischen Leitermatch die Young Bucks und behielten damit die Tag-Team-Titel der mexikanischen AEW-Partnerliga AAA.
Nach dem Kampf kam es zu einem Überraschungs-Debüt: Ein mit Gummimasken verkleidetes Duo attackierte beide Teams, viele Fans ahnten richtig voraus, wer es war. Die beiden demaskierten sich als Santana und Ortiz, bei Impact Wrestling (TNA) als LAX zu Ruhm gekommen.
Auch WWE hatte Interesse an LAX, nachdem sie zu Free Agents geworden waren, AEW aber hat den Marktführer ausgestochen. Keinen Auftritt gab es dagegen von CM Punk, den sich trotz aller Beteuerungen, dass er mit dem Wrestling fertig sei, viele Fans als Schock-Debütanten in der Heimatstadt Chicago erhofft hatten.
Punk hatte kurz vor All Out einen Auftritt bei der Fan-Convention Starrcast, zuvor hatte es ein unübersichtliches öffentliches Geplänkel zwischen Punk und AEW gegeben. Punk warf den Liga-Verantwortlichen vor, sich in Interviews mit seinem Namen zu schmücken, AEW-Vizepräsident Cody Rhodes deutete daraufhin an, dass CM Punk am Ende eher wieder bei WWE landen könnte. Der Konflikt scheint real zu sein, die Theorie, dass er ein Ablenkungsmanöver für ein Debüt in Chicago gewesen sein könnte, bewahrheitete sich nicht.
Cody Rhodes siegt ...
Rhodes war Sieger in einem weiteren großen Match: In einem weiteren, an die Old-School-Zeiten seines verstorbenen Vaters Dusty Rhodes erinnernden Match besiegte er seinen früheren Partner Shawn Spears, bei WWE zuletzt als Tye Dillinger unterwegs.
Spears trug Frost-Kontaktlinsen und brachte den Stuhl mit, mit der er Cody bei Fyter Fest ungewollt heftig zum Bluten brachte. Er wurde von Tully Blanchard begleitet, als Teil der legendären Four Horsemen um Ric Flair einst großer Rivale von Rhodes Senior. Cody zog im Star-Trek-Outfit ein, begleitet von Nachwuchstalent MJF (Maxwell Jacob Friedman), Legende Diamond Dallas Page und Ehefrau Brandi als Seven Of Nine. Rhodes wählte in einem unvermuteten Story-Twist den bisher als Bösewicht auftretenden MJF als einzigen Sekundanten, der sich Cody diesmal als helfende Hand anbot.
Blanchard griff mehrfach ein (und bekam von Rhodes auch Ech), schließlich rief er damit seinen alten Horsemen-Kollegen, den "Enforcer" Arn Anderson auf den Plan.
Anderson verpasste Spears am Ende seinen patentierten Spinebuster, als es ihm zu bunt wurde und sorgte damit dafür, dass Blanchard ihm in den Backstage-Bereich folgte. Der Nostalgie-Auftritt des bei WWE im Streit geschiedenen Anderson dürfte vor allem auch die alten Fans von Andersons früherer Heimatliga WCW (World Championship Wrestling) gefreut haben.
Cody konnte Spears so Mann gegen Mann gegenübertreten und ihn schließlich mit seinem Cross-Rhodes-Finisher pinnen. Nach dem Match deutete MJF an, sich mit einem Stuhlschlag gegen Cody zu wenden, ließ den Stuhl dann aber fallen und hob Codys Arm.
... Kenny Omega verliert
Etwas überraschend verlor der als Topstar designierte Kenny Omega auch sein zweites großes Match bei AEW: Er unterlag dem Briten PAC (bei WWE: Neville), der für den verletzten Jon Moxley (früher: Dean Ambrose) eingesprungen war. Omega geriet in den Aufgabegriff Brutalizer und wurde bewusstlos.
In einem nach der Show im Netz präsentierten Video gab es eine Backstage-Konfrontation zwischen PAC und Page, die wohl bald ihr eigentlich schon für Double or Nothing geplantes Match nachholen werden.
Die weiteren Highlights:
- In der kostenlosen Kickoff-Show von All Out wurde eine weitere Titel-Weiche gestellt: In einer Casino Battle Royale wurde die erste von zwei Anwärterinnen auf den Damentitel der Liga gekürt. Unter den 21 Teilnehmerinnen waren die früheren WWE-Wrestlerinnen Tenille Dashwood (Emma) und Jazz, die von TNA bekannten Awesome Kong und ODB und Teal Piper, die Tochter der verstorbenen Legende Rowdy Roddy Piper. Als unangekündigte 21. Teilnehmerin war Independent-Star Mercedes Martinez mit von der Partie - nicht mehr dabei dafür: Kylie Rae, die die Liga aus persönlichen Gründen verlassen hat. Übrig blieben am Ende drei fest verpflichtete Kämpferinnen: Dr. Britt Baker, Bea Priestley und das Powerhouse Nyla Rose. Nachdem Baker Priestley ausgeschaltet hatte, mischte sich Priestley weiter von außen ein und half Rose, Baker zu eliminieren.
Rose wird beim TV-Debüt von AEW auf die Japanerin Riho treffen, die in der Hauptshow Hikaru Shida besiegte und sich damit ebenfalls für das Titelmatch qualifizierte.
- In einem Video-Segment wurde ein neuer Wrestler vorgestellt, den AEW groß herausbringen will: das Muskelpaket Wardlow, bisher vor allem bei der Indy-Liga IWC in Pennsylvania aktiv.
- Im ersten Kampf der Hauptshow gab es eine Sechs-Mann-Duell zwischen den Independent-Veteranen SoCal Uncensored (Christopher Daniels, Frankie Kazarian und Scorpio Sky) sowie den Talenten Jungle Boy (Sohn des verstorbenen Schauspielers Luke Perry), Marko Stunt und ihrem maskierten Partner Luchasaurus, die sich als "Jurassic Express" ankündigen ließen. SCU gewannen das Match mit einem doppelten Spike Tombstone gegen Stunt und Jungle Boy, danach gab es respektvollen Handschlag.
- Fans des einst von der Kult-Liga ECW popularisierten Hardcore-Wrestling kamen auf ihre Kosten, als die drei darauf spezialisierten Jimmy Havoc, Joey Janela und Darby Allin in einem "Cracker Barrel Clash" aufeinandertrafen - benannt nach einer Lokalkette, die AEW sponsert. Am Ende eines innovativen, zwischen brutal und komödiantisch pendelndem Demoliton Derby (vor allem Allin tat sich mit fast lebensmüden Stunts hervor) pinnte Havoc Janela, nachdem er ihm den Acid Rainmaker auf das namensgebende Fass verpasst hatte.
- Die düstere Dark Order besiegte die Best Friends und rückte damit im Turnier um die noch auszufechtenden Tag-Team-Titel von AEW vor. Nach dem Kampf kam es zu einem umjubelten Auftritt des frisch verpflichteten Kult-Charakters Orange Cassidy. Auf gewohnt skurrile Weise - mit den Händen in der Hosentasche - rettete er Trent Barreta von den Best Friends vor einer weiteren Attacke der Order.
Die Ergebnisse von AEW All Out:
Kickoff-Show:
Casino Battle Royale - Siegerin: Nyla Rose
Private Party (Isiah Kassidy & Marq Quen) besiegen Angelico & Jack Evans
Main Show:
SoCal Uncensored (Christopher Daniels, Frankie Kazarian & Scorpio Sky) besiegen The Jurassic Express (Jungle Boy, Luchasaurus & Marko Stunt)
PAC besiegt Kenny Omega
Cracker Barrel Clash: Jimmy Havoc besiegt Darby Allin, Joey Janela
The Dark Order besiegen Best Friends
Riho besiegt Hikaru Shida
Cody besiegt Shawn Spears
AAA Tag Team Title Ladder Match: Lucha Bros. (c) besiegen The Young Bucks
AEW World Title Match (vakant): Chris Jericho besiegt Hangman Page - TITELWECHSEL!