Wie die Zeit verfliegen muss für Wrestling-Fans der neunziger Jahre.
Auch Trump feiert Jubilar Triple H
Ein Vierteljahrhundert ist es nun auch schon her, dass sie den ersten Auftritt eines jungen Mannes mit Gehrock, weißen Handschuhen und ebenso großer wie gerümpfter Nase erlebten.
Hunter Hearst Helmsley nannte er sich und hielt dem Publikum von 1995 kleine Vorträge über "Klasse", "Würde" und die Qualitäten eines Gentleman. "Verlierer müssen hart arbeiten, um Champions zu werden", hielt der Mann fest: "Aber jemandem wie mir fällt es einfach zu. Ganz natürlich."
Helmsley, seit vielen Jahren nur noch unter der Kurzform "Triple H" bekannt, ist bald darauf ein ganz anderer Charakter geworden. Dennoch prägte der erwähnte Satz sein Image noch Jahrzehnte lang. Auch bei denen, die ihn nie gehört haben.
Rivale von The Rock, Batista, John Cena
Jean-Paul Levesque (geb. am 27. Juli 1969 in Nashua, New Hampshire), wie Triple H eigentlich heißt, feiert bei WWE aktuell sein 25-Jähriges und blickt zurück auf eine Fabel-Karriere, die inzwischen fast so langlebig ist wie des Undertaker.
Er wurde zu einem der größten und bedeutsamsten WWE-Wrestler aller Zeiten, war großer Rivale der Topstars aus drei Generationen - von Stone Cold Steve Austin und The Rock über John Cena, Brock Lesnar und Batista bis Roman Reigns, Daniel Bryan und Seth Rollins.
Der "Cerebral Assassin" war Headliner von sieben WrestleManias (bei denen er regelmäßig mit filmreifen Einmarsch-Choreographien zum Ring kommt), Anführer von gleich zwei legendären Gruppierungen - D-Generation X und Evolution und eine scheinbar ewige Konstante bei RAW und SmackDown. Er gewann 14 World Titles bei WWE, zwei Royal Rumbles und nicht zu vergessen auch den "Spirit of Lemmy Award" der Zeitschrift "Metal Hammer". Lemmy Kilmister hatte mit Motörhead drei Theme-Songs für Triple H aufgenommen - nach seinem Tod 2015 hielt Triple H eine launige Grabrede für die Rock-Ikone.
"Triple H ist ein totaler Gewinner", preist ihn zum WWE-Jubiläum gar Donald Trump, der mit der Promotion eng verbundene US-Präsident - was man rein inhaltlich völlig richtig nennen kann.
Stephanie McMahon ist seine Frau
Nichtsdestotrotz (oder gerade deshalb) wirft Triple H bis heute manch einer vor, dass nicht harte Arbeit der Schlüssel zu dieser Karriere war - sondern dass sie ihm zufiel, durch seine Ehe mit Stephanie McMahon. Seit 2003 ist er mit der Tochter von WWE-Boss Vince McMahon verheiratet (drei gemeinsame Töchter), sitzt mittlerweile mit ihr auch hauptberuflich im Vorstand des Unternehmens.
Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet durch seinen Aufstieg in die Chefetage der Firma hat Triple H einen großen Teil seines Rufs als vermeintlicher Günstling korrigieren können.
Ein Ruf, der aber auch schon immer nur einen Teil der Wahrheit erzählte.
Triple H hat das Wrestling verinnerlicht
Schon lange vor seiner Ehe mit Stephanie hatte Triple H sich schließlich hervorgetan als das, was man in den USA "student of the game" nennt - jemand der das, worauf es ankommt als Showsportler, perfekt durchdrungen und verinnerlicht hat.
Levesque war ein Schüler des WWE Hall of Famers Killer Kowalski (zusammen mit der verstorbenen Joanie "Chyna" Laurer, vor Stephanie seine Lebensgefährtin) und ein Verehrer und Wiedergänger von Harley Race, dem einst größten Rivalen seines späteren Weggefährten Ric Flair.
Wie Race stand Triple H nie für Spektakel, aber für Old-School-Wrestling nahe der Vollkommenheit: Keine Bewegung ist verschwendet, jede hat eine Bedeutung, die der im Ring erzählten Geschichte dienlich ist.
Die "Kliq" half beim WWE-Aufstieg
Dass Triple H - der als Bodybuilder einst "Mr. Teenage New Hampshire" war - auch hinter den Kulissen wusste, was er wollte, zeigte sich auch früh. Seinen ersten großen Arbeitgeber WCW (World Championship Wrestling) verließ er rasch, nachdem der ihm den Wunsch abschlug, ihn als Einzelwrestler groß herauszubringen.
Bei der damaligen WWF knüpfte er bald Beziehungen, die seiner Karriere förderlich waren: Er wurde Mitglied der einflussreichen "Kliq" um Shawn Michaels, Kevin Nash (Diesel), Scott Hall (Razor Ramon) und Sean Waltman (1-2-3-Kid/X-Pac).
Unvermittelt nach oben ging es für Triple H dennoch nicht: In seinen ersten WWE-Jahre erlebte Triple H auch demütigende Momente wie ein "Hog Pen Match" (Schweinetrog-Match) gegen den Farmer-Charakter Henry Godwinn und eine krachende WrestleMania-Niederlage gegen den Ultimate Warrior.
Außerdem gab es auch eine interne Degradierung, als er beim WWE-Abschied von Nash und Hall gemeinsam mit seinen Kliq-Kollegen ein Tabu brach und im so genannten "Curtain Call Incident" öffentlich aus der Rolle fiel: Die fünf Kumpel fielen sich im New Yorker Madison Square Garden vor den Fans in die Arme und pfiffen auf ihre Gut-Böse-Charaktere.
Ruf litt nach Ende der Attitude Era
Triple H erarbeitete sich das Vertrauen seines späteren Schwiegervaters McMahon zurück - der Rest ist Geschichte: Der Durchbruch mit Michaels und der DX, der Aufstieg zum Super-Bösewicht "The Game", seine herausgehobene Rolle in der Attitude Era und weit darüber hinaus.
Gerade in den ersten Jahren nach seiner Glanzzeit um die Jahrtausendwende litt der Ruf von Triple H: Bei vielen Fans verfestigte sich der Eindruck, dass es sich bei WWE zu viel um den Schwiegersohn des Bosses drehen würde. Immer wieder gab es auch Verschwörungstheorien, dass er durch "Backstage-Politik" Konkurrenten hinter den Kulissen ausgebremst hätte.
Das Geraune wurde leiser, als Triple H in den Jahren darauf auch immer wieder große Niederlagen einsteckte und bewies, dass er sehr wohl auch selbstlos kann. Und in seinem letzten Karriere-Jahrzehnt hat sich sein Image ohnehin fast um 180 Grad gedreht.
Erfolgsprojekt NXT - bald Nachfolger von Vince McMahon?
Die Arbeit Levesques hinter den Kulissen schätzen gerade viele eingeschworene Zuschauer inzwischen weit mehr als die McMahons: Levesque - Hauptaufgabe im Vorstand: Talent-Management - hat sich vor allem als geistiger Vater der enorm beliebten Entwicklungsliga NXT hervorgetan.
Er gilt als treibende Kraft hinter positiven Veränderungen wie der "Women's Revolution" und eines Paradigmenwechsels in der Einstellungspolitik: Viel stärker als früher setzt WWE inzwischen auf Wrestler, die sich durch herausragende Auftritte in der Independent-Szene profiliert haben, auch wenn sie nicht dem klassischen Idealbild eines muskulösen Riesen entsprechen. Levesque selbst soll dabei auch mit früheren Überzeugungen gebrochen und sich den neuen Zeiten angepasst haben.
Levesque - der in der persönlichen Begegnung stets smart und redegewandt, aber auch zugänglich und witzig herüberkommt - kriegt bei seinen seltener gewordenen Auftritten im WWE-Ring mittlerweile immer einen Heldenempfang.
Fast alle, die mit der Liga vertraut sind, finden: Wenn WWE-Boss Vince McMahon sein Lebenswerk einmal abgeben muss, ist Triple H (angeblich zusammen mit Stephanie als Co-Nachfolger designiert) der beste Mann für den Job. Und nicht wenige finden obendrein: Er wäre es eigentlich schon jetzt.