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Der grausame Tod eines Mythos

Top-Stars von WWE und Fans weltweit bewunderten den tragisch verstorbenen Mitsuharu Misawa. Er wurde im Ring faktisch innerlich enthauptet.
Mitsuharu Misawa starb 2009 nach einem tragischen Wrestling-Unfall
Mitsuharu Misawa starb 2009 nach einem tragischen Wrestling-Unfall
© Ring of Honor
Top-Stars von WWE und Fans weltweit bewunderten den tragisch verstorbenen Mitsuharu Misawa. Er wurde im Ring faktisch innerlich enthauptet.

Die Topstars von WWE und AEW verehrten ihn. Für den Film „The Wrestler“ mit Mickey Rourke lieferte er einen Teil der Inspiration. Und sein tragisches Ende in Hiroshima sorgte auch im 9100 Kilometer entfernten Düsseldorf für spontane Ehrbekundungen.

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Mitsuharu Misawa war einer der größten, besten und populärsten Showkämpfer aller Zeiten, ein Mythos - mit dem es heute vor 13 Jahren ein grausames Ende nahm: Bei einem Kampf seiner Liga Pro Wrestling NOAH wurde er am 13. Juni 2009 bei einer missglückten Aktion faktisch innerlich enthauptet.

Es war das tragische Ende einer großen Karriere - die auch deshalb in der Katastrophe endete, weil er nicht den richtigen Moment fand, ihr selbst ein Ende zu setzen.

Gefeiert als "Säule des Himmels"

Misawa, geboren am 18. Juni 1962 in der japanischen Kleinstadt Yubari, wuchs als Wrestling-Fan auf und folgte Anfang der achtziger Jahre seinen Idolen in die damals führende Liga All Japan Pro Wrestling (AJPW).

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Die athletischen Voraussetzungen hatte er zuvor mit einer erfolgreichen Karriere als Amateur-Ringer geschaffen, im Ring spielte er eine Weile den Fantasie-Charakter Tiger Mask (die zweite Inkarnation nach dem Original Satoru Sayama) und startete schließlich unter seinem realen Namen durch.

Am 8. Juni 1990 entschloss sich der legendäre AJPW-Promoter und -Wrestler Giant Baba spontan, den frisch demaskierten Misawa ein großes Match in der Tokioter Budokan-Halle gegen seinen langjährigen Star Jumbo Tsuruta gewinnen zu lassen - mit durchschlagendem Erfolg: "Menschen im Publikum haben geweint, wirklich geweint, so gut war dieses Match", notierte der US-Journalist Dave Meltzer, der Augenzeuge war.

Baba hatte schon vorab bemerkt, dass Misawa eine Faszination auf die Zuschauer ausübte, die ihn als nächsten großen Star qualifizierte.

Misawa erfüllte die Erwartungen, bestritt in den Jahren darauf unzählige fantastische Duelle mit den anderen Nippon-Größen ihrer Zeit, allen voran Kenta Kobashi, Toshiaki Kawada und Akira Taue. Wrestling-Fans feierten das Quartett als die "Four Pillars of Heaven", die vier Säulen des Himmels.

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Mitshuharu Misawa prägte die Ligen AJPW und NOAH

Misawa ragte noch ein kleines Stück weiter empor, 53 Mal sorgte er als Headliner für ein volles Haus im Budokan, eine einmalige Erfolgsgeschichte, mit der er sogar die Zugkraft der WWE-Legende Bruno Sammartino übertraf, der den ähnlich großen und ruhmreichen New Yorker Madison Square Garden 45 Mal ausverkauft hatte.

In Japan wird Wrestling mehr noch als in den USA als ernsthafte Sportdarbietung und nationales Kulturgut anerkannt, Misawa war dessen Verkörperung, ein Ausnahme-Athlet und Meistererzähler der Geschichten im Ring, vor und hinter den Kulissen.

Als AJPW-Boss Baba 1999 starb, beerbte Misawa ihn als Ligapräsident. Ein Zerwürfnis mit Babas Witwe aber führte dazu, dass Misawa die Promotion verließ und eine neue Liga mit dem symbolischen Namen NOAH gründete - fast alle Stars von AJPW folgten Misawa auf seine Arche, die zwischenzeitlich das neue Zentrum der Wrestling-Nation wurde.

Inspiration für "The Wrestler"

Im neuen Jahrtausend hatte Kettenraucher Misawa als Wrestler seinen athletischen Zenit überschritten, seine Aura aber wirkte fort: Dafür, dass er sich 2005 für die deutsche Liga wXw für einen kurzen Ring-Auftritt in einem kleinen Club in Essen die Ehre gab, wurde er vom inneren Kern der deutschen Fan-Community gefeiert wie der menschgewordene Gott.

Für US-Fans wiederum war zwei Jahre später ein Auftritt für die Independent-Liga ROH ein später Glücksfall. Mit seinem jungen Erben KENTA (Hideo Itami bei WWE) zauberte er noch ein würdiges Alterswerk auf die Matte.

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Unter den Zuschauern im New Yorker Manhattan Center: "Wrestler"-Regisseur Darren Aronofsky und der damals für die Hauptrolle vorgesehene Nicolas Cage.

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Suplex des Gegners ging schief

Misawa lieferte die Blaupause für das dramatische Finale des Films, in dem Rourke als alternder und gesundheitlich kaputter Star der Vergangenheit nicht loskommt vom Ring und in einem letzten großen Kampf mutmaßlich in den Tod springt.

Wenige Monate, nachdem der Film in die Kinos kam, endete Misawas Leben genauso schicksalhaft: Bei einem Tag-Team-Match in Hiroshima landete er bei einem Suplex seines Gegners Akitoshi Saito auf dem Kopf und starb an den Folgen des Unfalls, fünf Tage vor seinem 47. Geburtstag.

Die genaue Todesursache wurde auf Wunsch seiner Familie nicht offiziell gemacht, übereinstimmenden Medienberichten stand im Polizeibericht, dass der Aufprall die oberen beiden Halswirbel Misawas zerschmetterte und sein Herz danach stehen blieb.

Eine unheilvolle Verkettung

Die Tragödie war eine unheilvolle Verkettung verschiedener Faktoren: Misawas Nacken war massiv vorgeschädigt durch zahlreiche, oft beabsichtigte Stürze, um die Dramatik seiner Matches zu steigern - ein vor allem im japanischen Wrestling übliches Stilmittel.

Hinzu kam, wie der Wrestling Observer in seinem Nachruf vermerkte, dass Misawa die andernorts übliche medizinische Betreuung ablehnte und sich weitgehend auf Akupunktur und chiropraktische Maßnahmen verließ. Ein gewissenhafter Arzt, so der allgemeine Konsens, hätte Misawa lange vor dem Todessturz dringend nahe gelegt, seine Karriere zu beenden.

Ob Misawa darauf gehört hätte, ist die andere Frage: Eigentlich soll er selbst schon Rücktrittspläne gehabt haben. Bis zuletzt aber sah er sich in der Pflicht, seinen Ruhm für NOAH in die Waagschale zu werfen. Seine Promotion kriselte, nachdem sein Weggefährte Kobashi an Krebs erkrankt war und die neue Generation nicht so viel Fan-Interesse auf sich zog.

Zu allem Überfluss war bei Misawas Unfall auch kein Arzt am Ring (es war damals in Japan nicht vorgeschrieben), ein im Publikum sitzender Mediziner, der um Hilfe gerufen wurde, konnte Misawa nicht mehr retten.

Spontane Ehrerbietung in Düsseldorf

Misawas Tod hinterließ tiefste Betroffenheit: Obwohl er nie für WWE antrat und in der westlichen Hemisphäre generell kaum aktiv war, wurde er in der Wrestling-Szene weltweit verehrt - zu seinen Bewunderern zählen unter anderem CM Punk, Bryan Danielson, Eddie Kingston und viele andere.

Auch in Deutschland machte sich die Trauer bemerkbar. Misawas Tod fiel auf denselben Tag wie das jährliche Japan-Fest in Düsseldorf, wo besonders viele Einwanderer aus dem Land der aufgehenden Sonne leben.

Als sich die Nachricht dort herumsprach, brach spontan der Fangesang aus, der auch zehn Jahre nach der Tragödie noch nachhallt: „Mi-sa-wa! Mi-sa-wa!“