Brock Lesnar ist der "vermutlich schlechteste Universal Champion aller Zeiten".
Der riskante WWE-Plan mit Lesnar
Das ist keine Beschwerde eines motzigen Fans, es sind Worte, die WWE an diesem Montag selbst verwendet hat. Kurt Angle, der General Manager der TV-Show Monday Night RAW bekam sie von den Autoren der Showkampf-Liga in den Mund gelegt.
Dass es vor Lesnar nur drei andere Universal Champions gab: geschenkt. Bemerkenswert ist trotzdem, wie die weltgrößte Wrestling-Liga ihren eigenen Champion in den Dreck zieht. Drei Wochen vor dem SummerSlam 2018, ihrer zweitgrößten Show des Jahres, stellte sie ihren teuersten Star bei dessen Comeback nach zwei Monaten Abwesenheit als Ärgernis hin, als lustlos, gierig, unwürdig.
Dahinter steht zwar durchaus ein Plan - der aber nicht unbedingt zum Erfolg führen muss.
Brock Lesnar verlässt WWE wohl bald
Lesnar trifft am 19. August mal wieder auf Roman Reigns, es dürfte sein vorerst letztes Match für WWE werden, ehe er wieder in den realen Kampfsport, zur UFC zurückkehrt.
Das zu erwartende Ergebnis des Kampfes: Der seit bald 16 Monaten regierende Champion Lesnar verliert - und Reigns verlässt den Ring als Sieger, der die Schreckensherrschaft des 130-Kilo-Kolosses beendet, als strahlender und umjubelter Held (der dann womöglich noch von Money-in-the-Bank-Sieger Braun Strowman gestürzt wird). So zumindest die Theorie.
In der Praxis, und das weiß WWE, ist Reigns bei den Fans seit Jahren selbst hoch umstritten. Weil die Liga ihn in diesem Match dennoch als "Babyface", als den Guten präsentieren will, tut sie seit Monaten alles, damit Lesnar den Fans madig gemacht wird.
Was wahr ist - und was nicht
Um die Fans gegen den 41-Jährigen aufzubringen, kündigte WWE etwa mehrmals Auftritte Lesnars an, zu denen er dann doch nicht erschien. Strich heraus, dass er weit weniger Matches bestreitet als die meisten seiner Kollegen - und weit mehr Geld verdient.
"Mir sind die WWE-Fans völlig egal. Ich säße jetzt lieber zu Hause auf meiner Couch", ließ Lesnar am Montag wissen. Ebenfalls gemäß Drehbuch.
Wahr ist daran so viel, dass Lesnar das Wrestling nicht mit so viel Herzblut betreibt wie die meisten seiner Kollegen: Er sieht es als Geschäft, als Kosten-Nutzen-Rechnung, bestreitet für WWE nur eine begrenzte Zahl an Auftritten, für die er sich eine hohe Aufwandsentschädigung ausgehandelt hat, sein Gehalt lag zuletzt bei 12 Millionen Dollar im Jahr.
Wahr ist aber auch: WWE-Boss Vince McMahon hat sich auf genau dieses Modell eingelassen. Tatsächliche Probleme zwischen ihm und Lesnar gibt es keine, die vermeintlichen Eklats um ihn sind reine Inszenierung. Im echten Leben ist Lesnar übrigens auch ein Fürsprecher und Förderer seines acht Jahre jüngeren Rivalen Reigns.
RAW-Fans rufen nach Roman Reigns
Vor der Kamera zieht WWE dagegen alle Register, um die Fans gegen Lesnar aufzubringen, durchaus mit Erfolg. In den Arenen und den sozialen Medien ist Lesnar unten durch wie lange nicht.
Fraglich ist nur, ob auch Teil 2 des Plans aufgeht, der eigentlich entscheidende: dass Reigns auch als Befreier gefeiert wird, wenn er Lesnar am Ende ihrer mehrjährigen Rivalität endlich niederringt.
Bei RAW klappte das ganz gut, in Miami rief der größere Teil des Publikums "We want Roman!", als Lesnar am Ende der Show Angle und seinen eigenen Manager Paul Heyman niederstreckte. Lesnars geschickt aufgebautes Comeback sorgte auch für die beste RAW-TV-Quote seit Ende April.
Fan-Fiasko beim SummerSlam in New York?
Der SummerSlam allerdings findet in New York statt, wo die Fans als besonders schwer beeinflussbar gelten.
Gut möglich, dass die Zuschauer in der Barclays Arena in Brooklyn einfach beide ausbuhen, wie schon beim blutigen WrestleMania-Hauptkampf im April.
Sollte es diesmal genauso kommen, dass die Fans einfach komplett die Lust an dem Match verlieren, wäre es WWE zwar gut gelungen, Lesnar zum Buhmann zu machen. Aber ohne dass es Reigns etwas genutzt hätte.