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Wiese: WWE verhält sich wie Trump

Tim Wiese spricht im SPORT1-Interview erstmals über die wahren Gründe für sein Aus bei WWE. Der frühere Fußball-Nationaltorwart hat aber schon neue Pläne im Kopf.
Tim Wiese sorgt beim Benefizspiel „Mertes 96-Freunde vs. Clemens Werderaner“ für Aufsehen. Der Ex-Nationaltorhüter beweist, dass er trotz seiner 120 Kilo noch richtig was drauf hat.
Tim Wiese spricht im SPORT1-Interview erstmals über die wahren Gründe für sein Aus bei WWE. Der frühere Fußball-Nationaltorwart hat aber schon neue Pläne im Kopf.

Nach seinem Karriereende als Fußball-Torwart wollte Tim Wiese als Wrestler durchstarten.

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Am 3. November 2016 trat er unter dem Kampfnamen "The Machine" im Rahmen einer WWE-Deutschland-Tour in einem Schaukampf in München auf.

Es war ein umjubelter Abend, doch inzwischen hat der 36-Jährige hinter das Kapitel Wrestling einen Haken gemacht.

Im SPORT1-Interview spricht Wiese nun über sein Wrestling-Aus und neue Zukunftspläne.

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SPORT1: Herr Wiese, wie traurig sind Sie, dass der Wrestling-Traum geplatzt ist?

Wiese: Wieso traurig? Mein Auftritt bei WWE war für die Fans, für mich und auch für WWE ein großartiger Erfolg. Für mich, der als kleiner Junge schon Wrestling-Fan war, plötzlich ins Trainingszentrum von WWE nach Orlando eingeladen zu werden, um dort mit Trainerlegenden wie Robbie Brookside oder Matt Bloom arbeiten zu können, war etwas ganz Besonderes. Auch die anderen Trainer und Wrestling-Kollegen zu treffen und mit ihnen zu arbeiten, die gesamte Atmosphäre vor Ort, es war einfach klasse. Auch meine Treffen mit Triple H und nicht zuletzt meine Tag-Team-Partner Cesaro und Sheamus, mit denen ich mich auf Anhieb super verstanden habe, die mich großartig aufgenommen haben und mit denen ich eine Mega-Show abgeliefert habe. Das alles hat irre Spaß gemacht und war Gänsehaut und Entertainment pur.

SPORT1: Wie war das Feedback nach dem Kampf in München?

Wiese: Das Feedback der Fans war unglaublich. Selbst die, die mich überhaupt nicht leiden können, haben mir Respekt gezollt, dass ich das Ding tatsächlich durchgezogen habe. Die WWE-Kollegen haben mir zu meinem Auftritt und meiner Show gratuliert und auch Triple H und der damalige WWE-Chef für Deutschland und Europa zählten zu den Gratulanten. Schaut man sich die Medien in der Zeit an, herrschte zum Thema WWE und Tim Wiese Ausnahmezustand. Noch heute vergeht kein Tag, an dem mich nicht Fans auf der Straße oder in den sozialen Medien fragen, wann "The Machine" endlich wieder in den Ring steigt.

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SPORT1: Warum ging es nicht weiter?

Wiese: Als die WWE zu Beginn auf mich zukam, stellten sie mir folgendes Konzept vor: Sie wollten in Deutschland zukünftig mit lokalen Helden arbeiten. Also mit Typen, die bereits eine erfolgreiche Karriere hinter sich gebracht hatten und einen hohen Bekanntheitsgrad bei den Menschen besaßen. Das klang für mich total plausibel. Da kann ein Boom entstehen und genau das hatte die WWE mir im Vorfeld erklärt, dass man das mit mir beabsichtigt. Wir sprachen von einem Auftaktmatch und je nach Erfolg von einer regelmäßigen Deutschland-Tour. Ob es später zu einzelnen internationalen Auftritten kommen würde, wolle man dann sehen. Ein Punkt war mir von Beginn an wichtig und den habe ich auch deutlich gemacht: Ich wollte nicht nach Amerika ziehen oder 200 bis 250 Tage, so wie viele anderen Wrestler, durch die Welt tingeln. Meine Familie steht an erster Stelle und unsere Heimat ist Bremen. Das war für WWE, als Family-Entertainment-Konzern, auch völlig klar und nachvollziehbar.

SPORT1: Woran ist es dann gescheitert? 

Wiese: Offiziell bekam ich nach meinem München-Auftritt das Feedback von WWE, persönlich und auch via Twitter von Triple H, dass man mit mir weitermachen wolle. Das Angebot war, dass ich in die USA kommen und mich in den kommenden Jahren in Orlando zum Wrestler ausbilden lasse. Natürlich war mir klar, dass ich noch viel hätte trainieren müssen, um ein großer Wrestler zu werden. Das ist ein richtig harter und anspruchsvoller Job. Da wir jedoch genau diesen Punkt mit USA und einem Umzug vorher geklärt hatten, war ich schon sehr verwundert. Deshalb haben sich mein Management und ich uns mehrfach - mündlich und schriftlich - bei WWE gemeldet, was ich denn unter "Tim, komm doch in die USA und lass dich die nächsten Jahre ausbilden" zu verstehen habe.

SPORT1: Und?

Wiese: Ich habe nie eine offizielle und ehrliche Antwort bekommen. Immer nur dieses Rumgeeier. Der Europa-Chef hatte gar nichts zu melden, war eher ein Erfüllungsgehilfe der Amis. Und die Amerikaner hatten Angst vor mir. Anders kann ich mir das Verhalten nicht erklären. Ich glaube sie haben gemerkt, dass ich kein kleiner Junge bin, den man herumkommandieren kann und der für eine Karriere bei WWE alles stehen und liegen lässt. Irgendwann, Monate später, hieß es dann, ich müsse eine mehrjährige Ausbildung in Orlando machen, vor Ort, sechs Tage die Woche. Und wieder einige Wochen später hieß es, man würde von einer Zusammenarbeit absehen.

SPORT1: Was war der Grund, dass Sie gesagt haben "Das will ich nicht“?

Wiese: Mit mir zusammen zu arbeiten ist ganz einfach. Man muss mir nur auf Augenhöhe begegnen und damit meine ich nicht Körpergröße. Respekt, klare Ansagen und zu dem stehen was man sagt. Ganz einfach. Das wird auch jeder bestätigten, der bisher mit mir zu tun hatte. Das ist für mich Professionalität. Kannst du das nicht leisten, bist du ein Amateur. Die WWE in Deutschland ist für mich Amateur-Liga und die WWE in den USA verhält sich so wie ihr Präsident (Donald Trump, Anm. d. Red.). Von all dem sind die Athleten ausgenommen. Die sind definitiv Profis und haben meinen vollen Respekt. 

SPORT1: Welche Fehler haben Sie gemacht?

Wiese: Keine. Was das Training und meine Performance betrifft, kann ich mir absolut nichts vorwerfen. Ich habe alles gegeben. Gerade beim Testtraining waren die Coaches von meinen Aktionen begeistert. Das Feedback meiner Trainer in den USA und Deutschland war positiv für meinen Leistungsstand als Wrestler. Alle anderen Punkte der Zusammenarbeit waren klar besprochen. Ich denke, die WWE suchte zwar nach einem Local Hero, doch am liebsten einen, der zu 100 Prozent berechenbar ist, der sich völlig anpasst, keine eigene Meinung hat und nur "Ja und Amen" sagt. Also genau so einen Typen wie mich. (lacht laut)

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SPORT1: War nicht auch das vermutlich niedrige Gehalt ausschlaggebend für Ihr "Nein"?

Wiese: Wrestling ist purer Kommerz. Da geht es um Geld, teilweise um sehr viel Geld. Es geht um Gagen, Merchandising, TV-Rechte, Streaming-Rechte usw. Da unterscheidet sich Wrestling kaum vom Fußball, außer dass die beim Wrestling mit weniger Nullen rechnen müssen. Und auch ich bin nicht nur zum Spaß angetreten. Geld ist keine Motivation für mich. Entweder habe ich auf etwas zu 100 Prozent Lust oder nicht. Wenn ich jedoch Lust habe, dann bekommt man mich nicht unter Wert.

SPORT1: War es keine Überlegung, für kleinere Independent-Ligen wie die deutsche wXw aufzutreten? Da hätten Sie für die Ausbildung nicht umziehen müssen.

Wiese: Die Indy-Ligen sind klasse und ich möchte das nicht falsch verstanden wissen. Aber ich bin nicht aktiv ins Wrestling eingestiegen, sondern WWE wollte mich haben. Nachdem die kalte Füße bekommen haben, hatte ich kein Interesse, mich jetzt bei einer kleineren Liga zu engagieren.

SPORT1: Ganz ehrlich: Wie stark war Wrestling wirklich Ihr Ding?

Wiese: Wrestling in Deutschland wäre total mein Ding gewesen. Darauf hatte ich richtig Bock und die deutschen Wrestling-Fans sind großartig. Man hätte aus diesem Land eine Wrestling-Hochburg machen können.

SPORT1: Welche Pläne haben Sie jetzt?

Wiese: Es gibt immer wieder interessante Projekte aus dem Bereich Werbung und TV. Außerdem werde ich mich zukünftig wieder intensiver mit Fußball beschäftigen. Diese ganzen Pseudo-Experten mit ihren auswendig gelernten Fremdwörtern und ihrem intellektuellen Möchtegern-Getue nerven mich total. Es wird Zeit, dass nicht nur auf, sondern auch außerhalb des Platzes Klartext gesprochen wird. Was die Wenigsten jedoch wissen, ist, dass ich auch unternehmerisch tätig bin und den einen oder anderen Startup unterstütze.

SPORT1: Derzeit sieht man Sie häufiger mit einigen Youtubern. Wollen Sie auch ein Youtube-Star werden?

Tim Wiese:(lacht) Ich bin hier bei einem Werbedreh für Axe zusammen mit Flying Uwe und ein paar anderen Youtubern. Es macht tierisch viel Spaß. Und ja, inzwischen habe ich auch meinen ersten kleinen Youtube-Channel zusammen mit Murat Demir, meinem langjährigen Fitness-Trainer. Der Channel heißt "Gain & Brain" und dort lassen wir uns immer wieder in kleinen Episoden allen möglich Blödsinn einfallen.