Er war eine Wrestling-Mythos bei WCW in den USA, in Japan und auch in Deutschland und Österreich.
Mythischer Koloss mit traurigem Ende
Leon White alias Big Van Vader war - auch wenn er bei WWE eher unter Wert verkauft wurde - einer der besten „Big Men“ der Showkampf-Geschichte.
Kaum ein anderer Koloss seiner Größe konnte seinen Körper so agil bewegen und gleichzeitig so glaubwürdig das Gefühl vermitteln, einen realen und knallharten Kampf zu erleben.
Die Art und Weise, wie er sich dafür aufrieb, hatte seinen Preis: Jahrelange Herzprobleme und eine Lungenentzündung beendeten am 18. Juni 2018 - heute vor 5 Jahren - deutlich zu früh das Leben des Ausnahme-Wrestlers - so dass er auch nicht mehr miterleben konnte, wie WWE sein Lebenswerk verewigte.
Als "Bull Power" Rivale von "Big" Otto Wanz
White, geboren am 14. Mai 1955 im kalifornischen Lynwood, spielte vor seiner Wrestling-Karriere Football auf höchstem Niveau: Er war Offensive Lineman für die L.A. Rams in der NFL und stand 1980 im Super Bowl, musste seine Karriere aber verletzungsbedingt früh beenden.
Im Jahr 1985 sattelte er aufs Wrestling um - und wurde berühmt für seine Härte, sein Charisma und seine Beweglichkeit und Athletik: Er zeigte trotz seiner Masse - er wurde als 200 kg schwer angekündigt - spektakuläre Flugaktionen wie die Vaderbomb (sein Finisher), schlug sogar Rückwärtssaltos vom Seil.
White trat zunächst als „Baby Bull“ in der US-Liga AWA an und machte sich dann auf internationaler Ebene einen Namen: Als „Bull Power“ war er ein Star der deutsch-österreichischen CWA (Catch Wrestling Association) des ein Jahr vor ihm verstorbenen Catch- und Telefonbuchzerreiß-Legende“Big“ Otto Wanz. Seine Titanenkämpfe mit Wanz sind vor allem in Österreich, aber auch international in Erinnerung geblieben. Sie inspirierten auch die österreichische WWE-Hoffnung Gunther / WALTER (der sich einst „Big Van Walter“ nannte).
Big Van Vader wurde in Japan zum Phänomen
Seine Karriere-Explosion erlebte White bei der japanischen Liga NJPW, wo ihm Ligachef Antonio Inoki den ursprünglich für den Ultimate Warrior vorgesehehen Vader-Charakter verpasste: Dieser basierte auf einer Kriegerfigur aus der japanischen Mythologie, wurde eingeführt von dem Schauspieler, Komiker und Meister-Regisseur Takeshi Kitano (Takeshi's Castle, Battle Royale, Hana-Bi) und inszeniert mit einem beeindruckenden Auftritt, bei dem White einen aufwändig gearbeiteten Helm aus Stahl trug.
Als Monsterfigur mit Maske war Vader so wirkungsvoll, dass es nach einem Sieg über die im vergangenen Jahr verstorbene Nippon-Ikone Inoki zu Ausschreitungen in der Tokioter Sumo Hall kam - und die Liga zwischenzeitlich mit einem Hallenverbot belegt wurde.
Legendär war auch Vaders Match gegen den ebenfalls als knallharten Hund bekannten Stan Hansen, der in dem brutalen Match versehentlich das Auge seines Gegners aus der Augenhöhle riss - was Vader nicht von der Fortsetzung des Kampfs abhielt. Das Missgeschick musste mit einer Metallplatte korrigiert werden.
Vader bestritt in Japan auch große Matches mit Stars wie Keiji Muto alias The Great Muta und Tatsumi Fujinami und formte auch ein denkwürdiges Tag Team der agilen Superschwergewichte mit dem späteren WrestleMania-Headliner Bam Bam Bigelow - ebenfalls zu früh aus dem Leben geschieden.
Topstar bei WCW, titellos bei WWE
In den Neunzigern wurde Vader auch in den USA ein Topstar, als der damalige WWE-Rivale World Championship Wrestling (WCW) ihn unter Vertrag nahm. Vader hielt dort dreimal den World Title, bestritt große Duelle mit Sting, Ric Flair, und später auch dem von der damaligen WWF übergelaufenen Hulk Hogan - inklusive eines gemeinsamen TV-Gastspiels in der Serie "Baywatch".
Bei WCW war Vader auch an einem weiteren legendären Horror-Unfall beteiligt, als sein Gegner Cactus Jack (Mick Foley) sich 1994 bei einem Kampf in München mit dem rechten Ohr im Seil verfing - und es schließlich abriss.
1996 wechselte Vader ebendorthin und kämpfte auch dort gegen die Publikumslieblinge der damaligen Ära - Shawn Michaels, Bret „The Hitman“ Hart, den Undertaker. Richtig heimisch wurde er bei WWE jedoch nie, verließ die Liga 1998, ohne einen Titel gewonnen und ohne ein wirklich denkwürdiges Match hingelegt zu haben. Es schien, als ob Ligachef Vince McMahon nichts recht anzufangen wusste mit der legendären Figur, der damals auch nicht ganz in Bestform war. Was Ursache und was Wirkung war: dahingestellt.
Vader ging zurück nach Japan, wo sein Name noch einen größeren Klang hatte. Bei AJPW und später NOAH verewigte er sich noch mit Matches gegen sämtliche Mitglieder der „Four Pillars of Heaven“, die von Wrestling-Kennern verehrten Mitsahuru Misawa (im Ring später tödlich verunglückt), Kenta Kobashi, Toshiaki Kawada und Akira Taue.
Vader stand noch bis 2017 im Ring, seine Auftritte in Japan und US-Independent-Ligen hatten mit zunehmendem Alter aber nur noch nostalgischen Wert.
Tod nach jahrelangen Herzproblemen
Die letzten Lebensjahre der Legende waren von schweren gesundheitlichen Problemen überschattet: Im November 2016 verkündete er, dass er wegen eines Herzfehlers nur noch zwei Jahre zu leben habe.
Nach Vaders Tod im Alter von 63 Jahren teilte sein Sohn mit, dass eine schwere Lungenentzündung die Todesursache gewesen sei. Medizinische Fortschritte hätten nichts geholfen, das Herz seines Vaters hätte aufgegeben.
Im Jahr 2022 nahm WWE Vader posthum in die Hall of Fame auf - und würdigte damit sein weit über ihre Liga hinausragendes Vermächtnis.