WWE-Boss Vince McMahon ist ein Geschäftsmann der alten Schule.
WWE: SmackDown wird zur A-Show
Auf seine alten Tage muss der 72-Jährige sich in diesen Tagen nochmal vorkommen wie ein Ölbaron von einst, kurz nachdem er auf eine Quelle schwarzen Goldes gestoßen ist. Zweimal hintereinander.
Für seine beiden TV-Shows Monday Night RAW und SmackDown Live hat die Chefetage der Wrestling-Liga Fernseh-Deals in nie dagewesenen Dimensionen abgeschlossen, die Aktie des Showkampf-Imperiums ist auf Rekordhöhen geklettert (SPORT1 erklärt: So funktioniert die Showkampf-Liga WWE).
Dabei ist das klassische, lineare Fernsehen ein Schrumpfmarkt, in den USA noch viel mehr als hierzulande. WWE profitiert nun allerdings davon, dass die TV-Bosse mehr Geld denn je in Sportrechte mit verlässlichem Stammpublikum investieren, um sich diesem Trend entgegenzustemmen.
Die Folgen des milliardenschweren Doppel-Deals mit den Sendergruppen NBC Universal und Fox sind weitreichend - nicht nur für McMahons Geldbeutel, auch für die künftige Ausrichtung der Liga, ihre Fans und die gesamte Branche. SPORT1 zeigt sie auf:
- Milliardenregen für WWE:
Zwischen 2,2 und 2,4 Milliarden Dollar - verteilt über fünf Jahre - sollen die beiden neuen Fernseh-Verträge einbringen, sie gelten von Oktober 2019 bis September 2024.
SmackDown wechselt dann vom NBC-Tochtersender USA Network zum Fox Network, der sich das angeblich eine Milliarde Dollar kosten lässt. Angeblich hat auch Facebook oder Amazon mitgeboten und so den Preis in die Höhe getrieben.
RAW bleibt bei USA, das seine jährlichen Investitionen in das Programm verdreifacht. Noch haben WWE und ihre Partner die Deals nicht bestätigt, die Insider-Berichte gelten aber als gesichert.
- Neuer Sendeplatz für SmackDown:
Während RAW in den USA wie gewohnt am Montagabend ausgestrahlt wird, bekommt SmackDown einen neuen, alten Sendeplatz: Es wird wieder am Freitag statt am Dienstag ausgestrahlt - aller Voraussicht nach aber auch weiterhin live, ansonsten wäre die Sendung kaum ihr Geld wert.
- SmackDown wird zur A-Show:
Seit der Erstausstrahlung 1993 gilt die Montagsshow RAW als das TV-Flaggschiff von WWE, SmackDown als die B-Show - mit dem neuen Deal verschieben sich die Gewichte.
SmackDown kommt wider Erwarten nicht beim Spartensender Fox Sports 1, sondern beim großen Fox Network unter. Das erreicht laut dem Fachmagazin Wrestling Observer über 110 Millionen US-Haushalte, 20 Millionen mehr als der neue und alte RAW-Haussender.
Für WWE ist das Chance und Risiko zugleich: Auf Fox ist der Druck höher, bleiben die Quoten unter den Erwartungen, kann SmackDown doch noch auf einen Nischensender abgeschoben werden (der RAW-Sendeplatz bei USA gilt dagegen als krisensicher).
Es wird erwartet, dass WWE SmackDown kräftig aufwerten wird, um dieses Szenario zu vermeiden: Beim "Superstar Shake-up" im kommenden Jahr dürften mehr Topstars als gewohnt zur künftigen Freitagsshow wechseln. Oder die Roster-Trennung wird aufgeweicht, so dass alle Stars bei beiden Shows antreten können.
- TV-Shows rücken ins Zentrum:
Das ursprüngliche Prinzip der WWE-Fernsehshows lautet, dass in den Shows Storys gesponnen werden, die dann mit großen Matches bei den monatlichen Großveranstaltungen aufgelöst werden.
Dieses Prinzip relativiert sich durch die TV-Megadeals: Der Anreiz, die großen Matches im Fernsehen zu platzieren, steigt erheblich. Die Großveranstaltungen dürften an Bedeutung verlieren, vor allem die, die nicht zu den traditionellen "Big Four" gehören (Royal Rumble, WrestleMania, SummerSlam, Survivor Series).
Durch die TV-Milliarden gerät auch das Streaming-Portal WWE Network etwas aus dem Fokus, die Liga kann ihre digitale Präsenz dort und anderswo in den kommenden Jahren in Ruhe entwickeln, ohne dass ihr Wohlergehen damit steht und fällt.
- WWE für die Konkurrenz unangreifbar:
Seit dem Aus für Ted Turners WCW im Jahr 2001 ist WWE unangefochtener Marktführer im Wrestling. In ihrem Schatten wuchsen viele spannende Independent-Ligen, aber kein kommerzieller Rivale.
Durch die neuen TV-Milliarden zementiert sich dieser Zustand. So lange kein anderer Milliardär aus irgendeinem Grund auf die Idee kommt, all sein Geld in eine andere Wrestling-Liga zu stecken, ist WWE in den USA unangreifbar.
Und das McMahon-Imperium hat auch jede Menge frisches Geld als Treibstoff für seine internationalen Expansionspläne.