Dass Kevin Owens das Herz aufging, als Bill Goldberg zum WWE-Ring kam, ist ein gutes Zeichen.
Hält das Mega-Comeback, was es verspricht?
Nicht weil Owens der Böse ist und Goldberg der Held, der nach zwölf Jahren Pause sein großes Comeback feierte. Das gute Zeichen ist: Owens, Jahrgang 1984, mochte Goldberg überhaupt nicht.
"Wenn ich ehrlich bin, war ich noch nie ein Goldberg-Fan. Ich war ein WWE-Fan und er war ein WCW-Mann", erinnert sich der WWE Universal Champion bei SPORT1 an den Konkurrenzkampf, der Ende der Neunziger zwischen den beiden großen Showkampf-Promotions tobte.
Goldbergs Wiederkehr aber hat auch den Verächter von einst positiv berührt: "Es war definitiv ein cooler Augenblick." Goldberg sei anzumerken gewesen "dass es ihm viel bedeutete, in den Ring zu steigen". Eine Bestätigung auch für Owens und die anderen Kollegen, die "jeden einzelnen Tag hart arbeiten", dem Wrestling diese Bedeutung zu verleihen.
Comeback bislang ein Erfolg für WWE
In der Nacht zum Montag ist es so weit, Goldberg bestreitet bei der Großveranstaltung Survivor Series sein Comeback-Match gegen Brock Lesnar, das womöglich auch sein einziges bleiben wird.
Die Fehde, die diesem Rückmatch vorausging, ist bislang trotz kleiner Pannen eine Erfolgsgeschichte. Die Goldberg-Segmente brachten steigende Einschaltquoten und gute Kritiken bei Fans und Fachmedien.
WWE und Goldberg haben es geschickt verstanden, die reale Geschichte hinter der Geschichte in gute, authentisch anmutende Fiktion zu verwandeln: Ein gealterter Held von einst will es nochmal wissen, will vor den Augen seines jungen Sohns noch eine Heldentat vollbringen - und keiner weiß, ob er es schaffen wird.
Fragezeichen hinter Goldberg
Der Clou ist: Das weiß bis heute tatsächlich keiner. Die WWE-Verantwortlichen können zwar bestimmen, dass Goldberg sein Match gewinnt (was keineswegs sicher ist), nicht aber den eigentlich entscheidenden Punkt: Ob der Mann, der einst Hulk Hogan bezwingen durfte, die Fans im Ring auch überzeugt.
Möglich, dass das nicht gelingt: Schon auf dem Höhepunkt seines Schaffens war Goldberg nicht der technisch sauberste Ringer, er machte es wett durch sein Talent, den Fans die Aura roher Kraft und Intensität zu vermitteln.
Dass das nach mehr als einem Jahrzehnt Pause nicht mehr funktionieren könnte, hat Goldberg selbst vor seiner Rückkehr zu bedenken gegeben: "Kann ein 49 Jahre alter Typ noch Goldberg sein? Riskiert er, sein Vermächtnis zu verspielen?", fragte sich Goldberg in einem ESPN-Interview selbst.
Der Hausarzt ist entsetzt
Die Befürchtungen, das Goldbergs Comeback nicht hält, was es verspricht, wurden genährt durch einen Stolperer, der Goldberg bei dem TV-Auftritt unterlief, in dem er eigentlich demonstrieren sollte, dass seine alten Aktionen noch funktionieren.
Schon die kurzen Segmente sind Goldberg auf die Knochen gegangen: Am Montag bei Monday Night RAW verdrehte er sich die Schulter, im Interview-Marathon vor dem Match verriet Goldberg außerdem, dass sein Hausarzt alles andere als begeistert von seinem Comeback ist: "Er hat gefragt: 'Warum zur Hölle machst du das?'"
Erstes Match mit Lesnar: ein Fiasko
Hinzu kommt: Das erste Match zwischen Goldberg und Lesnar war keineswegs ein Klassiker, nur ein denkwürdiges Fiasko, nach dem beide WWE verließen - und genau dafür, weil es vorher durchsickerte, von den gnadenlosen New Yorker Fans niedergemacht wurden.
Die Fans in Toronto, wo Goldbergs Comeback-Match steigt, gelten als ähnlich kritisch und eigenwillig. Überzeugt Goldberg es nicht, drohen Buhrufe, Schmähgesänge, ein Comeback in Unwürde.
Der Held von einst sollte noch eine Heldentat in petto haben.