Allein diese eine Aktion von Sami Zayn.
Muslimischer WWE-Star schreibt Geschichte
Er steht außerhalb des WWE-Rings, sein Gegner an der anderen Seite der Ecke. Zayn nimmt Anlauf, visiert ihn an, springt diagonal durch die Ringseile wie ein Löwe durch zwei Dompteursreifen. Dann greift er sich den Gegner, rotiert um ihn und lässt ihn mit dem Kopf voran zu Boden krachen. Alles in einer fließenden Bewegung.
"Suicide Dive transitioned into a Tornado DDT", heißt die Aktion in der Fachsprache. Man kann sie aber auch ganz laienhaft umschreiben als: Wahnsinn.
Es sind Momente wie diese, wegen denen Wrestling-Fans Sami Zayn lieben. Und warum viele ihm zutrauen, eine besondere Geschichte zu schreiben: den unwahrscheinlichen Aufstieg zum großen WWE-Star, als gar nicht so muskelbepackter Underdog - und als Muslim.
Sami Zayn: "Will eine andere Seite zeigen"
Dass Zayn mit bürgerlichem Namen Rami Sebei heißt und Sohn syrischer Eltern ist - nicht jeder, der ihn für seine spektakulären Aktionen bejubelt, weiß das.
Aber ein muslimischer Publikumsliebling in einer der amerikanischsten Unterhaltungsformen, die es gibt, bejubelt von zig Millionen passionierter Fans weltweit: Das ist schon keine so kleine Sache. Und Zayn ist das auch wohlbewusst.
"Das Bild, das von Arabern, von Menschen aus dem mittleren Osten in den Medien gezeichnet wird, ist oft ein sehr negatives, besonders im Westen", sagt er SPORT1: "Dabei ist da draußen eine ganze Welt voller muslimischer und arabischer Menschen. Wenn ich dazu beitragen kann, den Leuten eine andere, eine positive Seite von ihnen zu zeigen, dann ist das toll."
Der erste muslimische Normalo bei WWE
Überbetonen möchte Zayn seine Herkunft deshalb nicht. "Ich will keine Flagge wehen, ich will mich nicht als Vorbild in den Vordergrund drängen", erklärt er: "Ich will einfach sein, wer ich bin - ohne davor zurückzuschrecken, meine Herkunft zu thematisieren."
Klingt selbstverständlich, ist es nicht. In der WWE-Welt ist er der erste Muslim, der eine prominente Rolle spielt, die nicht die des bösen Klischee-Arabers ist.
Und in der Welt da draußen zieht ja gerade ein gewisser WWE-Hall-of-Famer namens Donald Trump in einen aussichtsreichen US-Präsidentschaftswahlkampf. Ein Mann, der die Angst vor dem Islam schürt, der aus Gründen der Terrror-Abwehr Moscheen überwachen und einen Einwanderungsstopp aus muslimischen Ländern verhängen würde.
Was Zayn dazu denkt, ist leicht zu erahnen. Aber zu sehr mag sich der 31 Jahre alte Kanadier dann auch nicht dem politischen Sturm stellen: Seine Religion sei "ein sensibles Thema und es sind sensible Zeiten", sagt er.
Großes Match bei Money in the Bank
Kleine Gesten lässt Zayn sich dennoch nicht nehmen. Vor kurzem wünschte er den muslimischen WWE-Fans via Facebook und Twitter einen frohen Ramadan. Es wurde tausendfach geteilt, Zayn bekam zahlreiche Dankesbotschaften zur Antwort.
Am Sonntag haben seine Fans womöglich noch mehr Grund sich zu freuen: Bei der Großveranstaltung Money in the Bank (live auf dem WWE Network) ist er ein Teil des großen Leitermatches, das schon für viele ihrer Gewinner ein Sprungbrett zum ganz großen WWE-Ruhm war.
Eine gewisse Ironie hätte es, wenn das Showkampf-Imperium, dessen Eigentümer-Familie McMahon gut mit Donald Trump befreundet ist, Sami Zayn genau jetzt groß herausbringen würde.
Tut es das, hat es einen einfachen Grund: Der muslimische Einwanderersohn ist, wer er ist - ein Ausnahme-Wrestler.