Dolph Ziggler ist ein Multi-Talent.
WWE-Star Ziggler: "Jeder muss Preis zahlen"
An der Universität war er ein herausragender Amateurringer, in seiner Freizeit ist er passionierter Stand-up-Comedian. Im Hauptberuf ist der 35-Jährige, der einst mit der US-Starkomikerin Amy Schumer liiert war, einer der besten Wrestler der Welt.
Aktuell ist der zweimalige World Champion mit der WWE auf Deutschlandtour - heute noch in Mannheim, am Samstag in Magdeburg. Im SPORT1-Interview spricht er über das harte Tour-Leben als Showkämpfer, seine vielen Leidenschaften und darüber, welche Tipps er Tim Wiese geben kann.
SPORT1: Dolph Ziggler, Sie sind Wrestler, Comedian, eben haben sie für die WWE auch den Actionfilm "Countdown" abgedreht. woher kommt all die Lust, die Leute auf so verschiedenem Wege zu unterhalten?
Dolph Ziggler: Langeweile, grob gesagt. Ich schlafe nicht viel, mir ist schnell langweilig, also schreibe ich lustige Sachen auf, das mache ich seit rund 15 Jahren. Ich mag es, mir unterhaltsame Dinge auszudenken, ich bin ein Fan von jeder Art Unterhaltung. Was ich oft mache: Ich lese eine Schlagzeile und gebe mir 60 Sekunden, einen Witz daraus zu machen, dann bringe ich ihn unter die Leute.
SPORT1: Und so trieb es Sie auch auf die Comedy-Bühne?
Ziggler: Was mir meine Fans jetzt glauben können oder nicht: Ich bin ziemlich unterhaltsam am Mikrofon, wenn es grad kein WWE-Mikrofon ist. Dank meiner Wrestling-Karriere kommen recht viele Leute zu meinen Shows und ich bekomme viel positive Rückmeldung. Ich habe nicht viele Tage frei und die, die ich habe, versuche ich mit Comedy-Auftritten zu belegen.
SPORT1: Welches Publikum ist denn schwerer zufriedenzustellen?
Ziggler: Es ist schwierig, beim Wrestling wie bei der Comedy muss man das Publikum beobachten, sehen worauf es reagiert. Für die Comedy kann ich nicht so viel üben, da probiere ich die Pointen gern auf Twitter aus. Der entscheidende Unterschied: Auf der Comedy-Bühne bist du ganz allein, keiner hilft dir, wenn du scheiterst. Du kannst nur daraus lernen und es beim nächsten Mal besser machen.
SPORT1: Wenn die Witze beim WWE-Publikum nicht gut ankommen, kann man ja stattdessen jemanden verprügeln, damit das Publikum einem zujubelt.
Ziggler: Exakt.
SPORT1: Sie haben in der WWE mit Ihren Leistungen viele Leute hinter sich gebracht, viele Ihrer Fans sind aber auch frustriert, weil sie finden, dass die WWE noch mehr aus Ihnen machen könnte. Sie auch? Oder sind Sie zufrieden mit dem, was Sie erreicht haben?
Ziggler: Zufrieden? Wer das ist, verdient es nicht, ein Teil unserer Umkleidekabine zu sein. In der WWE sind nur die Besten der Besten, wenn es um sportliche Unterhaltung geht. Die Liga ist voller Talente, die eigentlich mehr Zeit im Ring und im Fernsehen verdient hätten und Sie sich nehmen, wenn ich mich zurücklehnen würde. Bin ich zufrieden? Im Gegenteil. Ich tue alles, um immer noch mehr herauszuholen.
SPORT1: Tim Wiese, der frühere deutsche Fußballnationaltorhüter, will sich möglicherweise auch in der WWE versuchen. Sie haben ihn getroffen, als er Ende 2014 bei einer Deutschland-Show zu Gast war.
Ziggler: Ja, alles weitere konnte ich aber nicht mehr aus der Nähe verfolgen.
SPORT1: Welchen Rat können Sie Leuten geben, die sich in der WWE durchzusetzen versuchen - wie Wiese oder Axel Tischer, dem deutschen Wrestler, der gerade in der Nachwuchsliga NXT aktiv ist?
Ziggler: Härter zu arbeiten als jeder andere. Das reicht dann womöglich immer noch nicht, aber du kannst dir dann zumindest zugutehalten, alles getan zu haben.
SPORT1: Tischer hat seinen deutschen Namen abgelegt, heißt jetzt Alexander Wolfe. Braucht Wiese auch einen anderen Namen, den das US-Publikum aussprechen kann?
Ziggler: Kann ich jetzt aus dem Stand nicht beurteilen, man sollte prinzipiell aber jede Chance ergreifen, den Leuten im Gedächtnis zu bleiben, auch bei der Namenswahl. Wir hatten hier zum Beispiel einen Daniel Bryan - und wir haben den Undertaker. Was klingt eindrucksvoller?
SPORT1: Besagter Daniel Bryan musste soeben verletzungsbedingt seine Karriere beenden. Und Bret Hart, die an Krebs erkrankte WWE-Legende, hat kürzlich gesagt, dass er viel Zeit damit verbracht hat, den Preis für seine Karriere zu bezahlen. Welchen Preis müssen Sie zahlen?
Ziggler: Jeder muss hier seinen Preis zahlen. Man verpasst Geburtstage, Jubiläen, Hochzeiten, wer Kinder hat, verpasst zu einem guten Teil, wie sie aufwachsen. Ich war im vergangenen Jahr 290 Tage unterwegs, habe mir nie freigenommen, nie krank gemacht. Da verpasst man viel. Hätte ich Frau und Kinder: Ich würde sie vermissen, sehr vermissen. Aber es ist Teil des Deals, den ich eingegangen bin. Und es ist ein Grund dafür, dass nicht jeder den Job machen kann, den wir machen.