Die Folgen einer schweren Kopfverletzung zwingen Wrestling-Star Daniel Bryan zum frühen Karriere-Ende.
WWE-Topstar Bryan beendet Karriere
"Aus medizinischen Gründen erkläre ich mit sofortiger Wirkung meinen Rücktritt", twitterte der 34-Jährige am Montagabend deutscher Zeit: "Heute abend bei RAW werde ich die Chance haben, das auszuführen." Der angehängte Hashtag: #gratitude (Dankbarkeit).
Der Publikumsliebling und frühere WWE World Champion stand seit April vergangenen Jahres wegen der Folgen einer Gehirnerschütterung nicht mehr im Ring, seiner nun getroffenen Entscheidung war ein langes Hin und Her vorausgegangen.
Langes Hin und Her
Joseph Maroon, WWE-Arzt und renommierter Neurologe, verweigerte Bryan die Freigabe für den Ring, was dieser lange nicht akzeptierte. Er holte eine gegenteilige zweite Meinung eines ebenfalls bekannten Neurologen ein, bat die Liga wiederholt öffentlich, ihre Position zu überdenken - vergeblich.
Wie der Journalist Dave Meltzer (Wrestling Observer) berichtet, hatte Bryan zwischenzeitlich auch bereits versucht seinen Vertrag zu kündigen. Die Liga hätte die Kündigung allerdings nicht angenommen. Bryan sprach auch davon, die WWE im Zweifel zu verlassen und wieder in Independent-Ligen zu wrestlern. Davon ist nun keine Rede mehr.
Zahlreiche Fans hatten sogar eine Verschwörung der WWE hinter dem Bryan-Hickhack vermutet: Die Popularität Bryans würde ihr Projekt stören, Roman Reigns zum großen Star aufzubauen - weshalb Bryan aus böser Absicht vom Ring ferngehalten würde.
Kopfverletzungen: WWE ist vorbelastet
Tatsächlich ist die Haltung der WWE wohlbegründet: Die Risiken schwerer Kopfverletzungen im Sport sind in den USA ein besonders großes Thema, auch die Wrestling-Liga ist vorbelastet.
Christopher Nowinski, Gründer der einflussreichen Concussion Legacy Foundation, ist ein ehemaliger WWE-Wrestler, der aus demselben Grund wie Bryan aufhören musste. Bei Ex-WWE-Star Chris Benoit, der 2007 seine Ehefrau, sein Kind und sich selbst tötete, wurden bei einer posthumen Untersuchung Gehirnschädigungen entdeckt, die denen eines 85 Jahre alten Alzheimer-Patienten glichen.
Dem Observer zufolge hat Bryan sich im Laufe des Januars neurologischen Untersuchungen unterzogen - ihre Ergebnisse seien anscheinend so beunruhigend gewesen, dass sie ihn zum Rücktritt bewogen hätten.
Mit Bryan erwischt die "Concussion Crisis" nun den womöglich talentiertesten US-Wrestler seiner Generation: Wegen seines außergewöhnlichen Könnens genoss Bryan Danielson - wie er eigentlich heißt - schon Weltruhm, bevor 2009 bei der WWE unterschrieb.
Kein Teil der Show
Seine enorme Popularität verhalf ihm auch dort zum Durchbruch, den ihm wegen seiner körperlichen Voraussetzungen (1,76 cm, 92 kg) nicht viele zutrauten. Seinen Höhepunkt erreichte der unorthodoxe Star 2014, als er im Hauptkampf der 30. WrestleMania - der größten Wrestling-Show der Welt - den WWE World Title gewinnen durfte. Die Regentschaft fand ebenfalls wegen einer schweren Verletzung ein frühes Ende. Der intensive und risikoorientierte Stil, den Bryan pflegt, dürfte ein Grund für die wiederholten Blessuren gewesen sein.
Bryan wird in Seattle in seinem Heimatstaat Washington in der Nacht zum Dienstag einen Auftritt bei der WWE-TV-Show Monday Night RAW absolvieren, wo eine emotionale Verabschiedung zu erwarten ist.
Auch der Sportsender ESPN hat ein Interview mit Bryan zu seinem Karriere-Ende angekündigt. Eine Nachricht, die den Fans die Illusion raubte, dass es sich bei Bryans Rücktritt eventuell um einen Teil der Show handeln könnte. "Keine Story, echtes Leben. Und das ist übel für einen richtig guten Menschen", antwortete ESPN-Reporter Jonathan Coachman - selbst einst bei der WWE - auf entsprechende Theorien.