Hat UFC-Superstar Conor McGregor nach dem vierten Spiel der NBA-Finals in Miami einen sexuellen Übergriff gegen eine Frau verübt?
Fall McGregor in neuem Licht
Dem 34 Jahre alte Iren wird vorgeworfen, eine Frau bei einer im Kaseya Center nach dem Spiel stattfindenden Party am vergangenen Freitag „aggressiv geküsst haben“, bevor er versucht haben soll, sie in einer Toilette zu mehreren sexuellen Handlungen zu zwingen. Er hätte die Frau zu Oralsex genötigt und dann auch versucht in sie einzudringen, die Frau hätte sich der Situation mit Ellbogenstößen entzogen, heißt es in der Darstellung des mutmaßlichen Opfers.
Deren Anwältin Ariel Mitchell hatte sich zuvor schriftlich an McGregor, die Heat und die NBA gewandt und einen außergerichtlichen Vergleich angeboten. Sie habe den Behörden auch die Kleidung ihrer Klientin übergeben. Die Polizei in Miami bestätigte eine am Sonntag eingereichte Anzeige, ohne McGregor namentlich zu erwähnen. Die Heat, die NBA und die UFC veröffentlichten abwartende Statements.
McGregor hat die Anschuldigungen nach Veröffentlichung der Anzeige zurückweisen lassen - und inzwischen ist ein Video aufgetaucht, das die Angelegenheit in neuem Licht erscheinen lässt.
Conor McGregor: Video wirft neue Fragen auf
Das US-Boulevardportal TMZ veröffentlichte am Freitag einen Clip, in dem zu sehen ist, wie McGregor auf eine Frau anredet und sie an der Hand in die Toilette führt. Bei der optisch verfremdeten Frau soll es sich um das mutmaßliche Opfer handeln.
Die Szenen stehen im Widerspruch zu den zuvor von TMZ wiedergegebenen Schreiben von Anwältin Mitchell, dass Security-Kräfte der NBA und der Heat die Frau in die Toilette „gezwungen“ hätten. Die Rede war auch davon, dass Securitys die Frau von einer Freundin getrennt hätten und dieser den Zutritt zu der Toilette verweigert hätten. Nichts davon ist im Video zu erkennen.
Nach Veröffentlichung des Videos erklärt Klagevertreterin Mitchell die Szenerie im Gespräch mit TMZ nun so, dass McGregor und ihre Mandantin schon vorher zusammen gefeiert hätten, sie aber von einem lockigen Mann im Denver-Nuggets-Shirt unter falschem Vorwand an den Ort gebracht wurde, von dem aus McGregor sie in die Toilette geführt hätte.
„Meine Mandantin stand unter dem Eindruck, dass sie die Arena verlassen und ins Four-Seasons-Hotel gehen würden, denn Conor hatte sie vorher gebeten, ihn dorthin zu begleiten“, so Mitchell: „Der Mann mit den Locken hat dann aber an der Toilettentür gestoppt (wie im Video gesehen). Meine Mandantin dachte, dass sie gehen würden, stattdessen hat sie ihn in die Toilette geführt.“
Die Anwältin ergänzte; „Meine Kundin erinnert sich, an dem Abend nicht weniger als sechs Drinks zu sich genommen zu haben und das erzählt, an was sie sich erinnern kann. Meine Mandantin wusste nicht einmal mehr, wer sie in die Toilette geführt hat, ehe sie dieses Video gesehen hat.“
McGregors Anwältin sieht sich bestätigt
McGregors Anwältin Barbara Llanes hat inzwischen ebenfalls auf die Veröffentlichung des Videos reagiert und sieht es als klare Entlastung des MMA-Stars.
„Nachdem das Video veröffentlicht worden ist, hat die Anwältin der Klägerin ihre Geschichte geändert“, stellte sie fest und zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Anschuldigungen als haltlos erwiesen würden: „Mr. McGregor begrüßt die Ermittlungen und geht fest davon aus, dass sie zeigen werden, dass die Behauptungen falsch sind.“ Die Anwältin der Gegenseite habe sich an die Medien gewandt, „nachdem ihre Geldforderungen keine Antwort bekommen haben. Das ist nicht weniger als Erpressung.“
Schon zuvor hatte Llanes mitgeteilt: „Die Anschuldigungen sind falsch. Mr. McGregor wird sich nicht einschüchtern lassen.“
McGregors Ruf ist vorbelastet - aber auch der der gegnerischen Anwältin
Der Ruf McGregors ist vorbelastet durch diverse Vorwürfe und auch erwiesene Vorfälle gewalttätigen Verhaltens. Auch sexueller Gewalt wird er nicht zum ersten Mal bezichtigt.
Wegen eines angeblichen Übergriffs in einem Dubliner Hotel 2018 ermittelte die irische Polizei gegen ihn. Die Strafverfolger erhoben letztlich keine Anklage, eine Zivilklage ist allerdings noch anhängig. Die New York Times berichtete auch über eine weitere Anschuldigung eines angeblichen sexuellen Übergriffs gegen eine Frau in einem Autor im Oktober 2019. McGregor wies alle Anschuldigungen zurück.
Im aktuellen Fall ist nicht nur McGregors Ruf vorbelastet: Die Anwältin Mitchell, die die Gegenseite vertritt, war bereits in mehrere Fälle involviert, in denen Prominente sexueller Gewalt beschuldigt worden waren - und geriet dabei einmal auch selbst in die Negativschlagzeilen.
Im Zuge eines Verfahrens gegen den R&B-Sänger Trey Songz wurde Mitchell von einer Zeugin unter Eid des Versuchs beschuldigt, sie zu bestechen und zu einer Falschaussage anzustiften. Die Frau hätte Songz belasten und dafür „zwischen 100.000 und 200.000 Dollar“ erhalten sollen, bezahlt aus der erhofften Summe, die ihre Seite in einer außergerichtlichen Einigung hätte erzielen sollen. Mitchell wies die Behauptungen zurück und warf der Zeugin Meineid vor.
UFC-Comeback in diesem Jahr geplant
McGregors Auftritt bei dem NBA-Finalspiel hatte schon vor der Klage Aufsehen erregt: Der Ire war ausgebuht worden, als er im Zuge einer Werbeaktion das Heat-Maskottchen niederschlug.
Später wurde berichtet, dass McGregor den Darsteller des Maskottchens härter erwischt hätte als geplant und der im Krankenhaus hätte behandelt werden müssen. Nach Angaben McGregors haben die beiden sich mittlerweile ausgesprochen.
„The Notorious“ - der soeben enthüllt hat, dass er bald zum vierten Mal Vater wird - stand seit seinem Beinbruch gegen Dustin Poirier im Juli 2021 nicht mehr im Octagon, in diesem Jahr ist ein Comeback-Kampf gegen Michael Chandler geplant. Aktuell sind die beiden Teil der von der UFC produzierten Realityshow „The Ultimate Fighter“.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)