Man ist verführt, den skurrilen Anblick lustig zu finden - wäre die Geschichte dahinter nicht so beängstigend.
Die Selbstdemontage eines Ausnahmesportlers
Jon Jones, der womöglich beste MMA-Kämpfer des Milliarden-Unternehmens UFC, postet in seiner Instagram-Story ein Video, das ihn beim Gewichtestemmen zeigt, unterlegt mit diversen Textbotschaften.
„Ich habe zu viele Traumata, um Alkohol zu trinken, mein Gehirn kommt nicht mehr damit klar. Ich werde den Alkohol für immer hinter mich lassen“ - „Mach diesen Albtraum zum Besten, was je in meinem Leben passiert ist“ - „Jetzt härter denn je arbeiten“ - „Was der Teufel dir Böses will, will Gott dir Gutes“ - „Schnell wieder aufs Pferd aufsteigen“.
Im Hintergrund läuft dazu der fröhliche Song von Randy Newman, der als Theme des Films Toy Story weltbekannt wurde: „You‘ve got a Friend in me“ - „Du hast nen Freund in mir.“
Ein bizarrer Wimmelclip mit ernster Geschichte: Ausnahme-Kampfsportler Jones ist aktuell aus den falschen Gründen in den Schlagzeilen - und bei weitem nicht zum ersten Mal.
Jon Jones verhaftet - neue Details enthüllt
Der 34 Jahre alte „Bones“ Jones - zweimaliger Halbschwergewichts-Champion, oft vorn im gewichtsklassenübergreifenden Pound-for-Pound-Ranking (aktuell Nummer 2 hinter Kamaru Usman) und eine der größten Kassenmagneten bei Pay Per Views ohne Mega-Attraktion Conor McGregor – war am vergangenen Freitag in Las Vegas verhaftet worden, unter verstörenden Umständen.
Jones wird häusliche Gewalt in einem Hotelzimmer vorgeworfen, in dem er mit seiner Verlobten Jesse Moses und den drei gemeinsamen Kindern die Nacht nach der Hall-of-Fame-Zeremonie der Liga verbracht hatte - Jones war dort für seinen in der Szene legendären Kampf gegen Alexander Gustafsson 2013 geehrt worden.
Das Promi-Portal TMZ und UFC-Medienpartner ESPN haben dazu mittlerweile neue, verstörende Details enthüllt.
Verstörendes Verhalten nach Polizei-Ankunft
Die Polizei soll demnach um 5 Uhr morgens verständigt worden sein, nachdem Moses Verlobte blutend in die Hotellobby gekommen und um einen anderen Zimmerschlüssel gebeten hätte. Sie hätte auf Nachfrage, ob alles in Ordnung sei, zu weinen begonnen und erklärt, dass sie „Angst“ hätte, das Zimmer wieder zu betreten. Das jüngste Kind der Familie hätte einen Hotelmitarbeiter schließlich gebeten, die Polizei zu rufen.
Die Ordnungshüter hätten Jones nahe des Hotels aufgegriffen, er hätte mit zornig-erratischem Verhalten reagiert und unter anderem seinen Kopf gegen ein Polizeiauto geschlagen und es damit beschädigt.
Zwischenzeitlich hätte er gedroht, eine Prügelei mit den Polizisten zu beginnen, um zu sehen, wie viele er niederstrecken könnte, vermeintlich im Scherz, dann aber wohl doch auf eine Weise, dass ihm mit dem Einsatz eines Tasers gedroht worden sei. Jones hätte sich darauf beruhigt und um Entschuldigung gebeten.
Verlobte soll Jones in Schutz nehmen
Jones‘ Verlobte soll sich eher schützend über ihn geäußert haben, ihm nur vorgeworfen, nach einem nächtlichen Party-Streifzug mit Freunden „ein bisschen“ körperlich übergriffig gegen sie gewesen zu sein. Er hätte sie im Streit an den Haaren gezogen, aber nicht geschlagen.
Moses hätte jedoch eine blutige Lippe und ein Wundmal an ihrer Wange gehabt, die sie mit „trockener“ Haut erklärt hätte. Auch an ihrer Kleidung und dem Hotelbettbezug seien Blut gefunden worden.
Jones wurde gegen eine Kaution von 8000 Dollar auf freien Fuß gelassen und soll am 26. Oktober vor Gericht erscheinen.
Fahrerflucht nach Unfall mit schwangerer Frau
Es ist das fünfte Mal, dass Jones mit dem Gesetz in Konflikt steht und das dritte Mal in den vergangenen drei Jahren: 2019 wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er in einem Stripclub eine Kellnerin geohrfeigt und in einen Würgegriff genommen haben soll, im Jahr darauf zu Hausarrest wegen einer Alkoholfahrt.
In bedrückender Erinnerung ist zudem auch seine Verurteilung 2015, als er bei einem Autounfall eine schwangere Frau verletzte und danach Fahrerflucht beging.
Jones - der oft Besserung gelobt hatte - wurde damals auch von der UFC suspendiert und verlor seinen Titel, seine sportliche Karriere ist auch von diversen Doping-Skandalen überschattet.
UFC-Boss Dana White: „Schon nicht mehr schockierend“
Im aktuellen Fall hat sich UFC-Boss Dana White mit Blick auf mögliche Konsequenzen zunächst abwartend geäußert: White distanzierte sich vor dem Pay Per View am Wochenende von Jones‘ Verhalten, das wegen der Häufigkeit der Vorfälle schon „nicht mehr schockierend“ sei. Der Bruder der (Ex-)NFL-Spieler und Super-Bowl-Sieger Arthur und Chandler Jones hätte „viele Dämonen“.
Der MMA-Mogul ist allerdings nicht dafür bekannt, aus moralischen Gründen auf geldwerte Vorteile zu verzichten, auch für McGregor und andere zugkräftige Stars hatte es trotz skandalöser Vorfälle immer ein Zurück gegeben.
Jones‘ UFC-Karriere war zuletzt aus anderen Gründen zerklüftet, im Lauf der vergangenen beiden Jahre stand er nur einmal im Octagon, im Februar 2020 bei UFC 247 gegen Dominick Reyes.
White und Jones, der nach der jüngsten Aberkennung seines Titels eigentlich ins Schwergewicht aufsteigen will, liegen wegen der Bezahlung der Kämpfe im Dauer-Clinch.