Drei Niederlagen in vier Kämpfen, zum ersten Mal überhaupt zwei davon in Serie - das Ende einer großen Karriere, der allergrößten seines Sports, genauer gesagt.
Schaden für McGregor irreparabel?
Mehrfach schon hatte er seinen Rücktritt verkündet und sich nicht daran gehalten, aber nach der Pleitenserie gegen Leon Spinks, Larry Holmes und Trevor Berbick war überdeutlich: Muhammad Ali hatte seinen Nimbus verloren. Er hörte auf, endgültig.
Es gibt viele Gründe, Conor McGregor nicht mit Ali in eine Reihe zu stellen, mit Blick auf die jüngste Kampfbilanz des UFC-Superstars drängt sich dann aber doch zumindest dieser Vergleich auf.
Auch "The Notorious One" hat am Wochenende bei UFC 264 gegen Dustin Poirier erstmals zwei Kämpfe in Serie verloren, auch er hat nun drei seiner jüngsten vier Fights abgegeben - und hat sich obendrein noch das Bein dabei gebrochen.
Ist auch er nun entzaubert? Am Ende, für immer? Manch einer ist der Meinung.
"Ruhe in Frieden, Karriere von Conor McGregor"
"Ruhe in Frieden, Karriere von Conor McGregor", twitterte am Wochenende Logan Paul, der boxende YouTuber, der kürzlich McGregors alten Rivalen Floyd Mayweather gefordert und ihm damit einen erneuten Zahltag beschert hatte (Jake und Logan Paul: So reich sind sie, darum sind sie umstritten).
Der Bruder von Jake Paul brachte damit ein Gefühl auf den Punkt, das auch viele andere beschlich beim Anblick des Iren, wie er kampfunfähig am Käfigrand hockte und die Arena in Las Vegas nicht mehr aus eigener Kraft verlassen konnte.
Sowohl McGregor - der am Mittwoch 33 wird - als auch UFC-Boss Dana White sind dem Eindruck schnell entgegengetreten. McGregor vermeldete nach der erfolgreicheren Operation am Sonntag seinen Comeback-Fahrplan, White kündigte gar noch am Samstag einen vierten Kampf McGregor vs. Poirier an - aus leicht nachvollziehbaren Gründen.
UFC 264 dank McGregor vs. Poirier ein Mega-Erfolg
Nach erster Schätzung von White hat der Kampfabend zwischen 1,7 und 1,8 Millionen Pay-Per-View-Käufe generiert. Auch das gigantische Suchvolumen bei Google legt nahe, dass das Zuschauerinteresse an Superstar McGregor nicht gesunken ist, im Gegenteil.
Ein vierter Kampf wird womöglich sogar ein noch größerer Kassenschlager: Zum einen, weil er zum Titelfight werden könnte, wenn Poirier nun den in Aussicht gestellten Kampf gegen Leichtgewichts-Champ Charles Oliveira gewinnt. Zum anderen, weil die Rivalität mit McGregor längst zur persönlichen Hassfehde geworden ist – durch die am Samstag nach dem Kampf hin- und hergeworfenen Giftpfeile und den Eklat um die Beleidigungen gegen Poiriers Frau noch mehr.
"Ihr braucht Leute wie mich", postete McGregor bei Instagram unter ein Bild seines Abtransports - er kennt seinen Marktwert und den des Dramas, das er kreiert.
Dustin Poirier stand kurz vor einem klareren Sieg
Auch sportlich ist die Ansetzung von McGregor vs. Poirier 4 durchaus gerechtfertigt durch das unglückliche Ende und die Fragen, die es offen ließ.
Das Pech, das McGregor hatte, kann aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch vorher nicht unbedingt rund für ihn gelaufen war.
McGregor ließ seine Klasse in der ersten und einzigen Runde gegen Poirier zwar mehrfach aufblitzen, stand andererseits aber auch schon vor dem Beinbruch kurz vor einer weiteren regulären K.o.-Niederlage, als Poirier einen Guillotine Choke ausgekontert und seinen Kontrahenten mit heftigen Hieben blutig geschlagen hatte.
McGregor ist verwundbar, nicht nur gegen einen Ausnahmekämpfer wie den mittlerweile ungeschlagenen zurückgetretenen Ex-Champion Khabib Nurmagomedov, auch gegen Poirier - Kampfbilanz: 28 Siege, 6 Niederlagen.
Karriere-Knick seit Kampf gegen Floyd Mayweather 2017
Seit McGregors Ausflug ins Box-Geschäft gegen Floyd Mayweather 2017 begleitet ihn die Kritik, dass er im Octagon nicht mehr auf früherem Niveau ist (McGregor vs. Mayweather: So viel Geld wurde gescheffelt).
Seine einst atemberaubende Schnelligkeit und Explosivität haben gelitten, ebenso wie sein Einsteckvermögen. Faktoren, auf die ein Beinbruch auch nicht unbedingt positiven Einfluss haben werden - auch mögliche mentale Folgen sind zu bedenken.
Wie schnell eine große Karriere im MMA-Bereich aufgrund einer angeknacksten Psyche beendet sein kann, zeigte 2016 das Beispiel Ronda Rousey, die nach zwei krachenden Niederlagen Schluss machte, als Wrestlerin zu WWE wechselte und aktuell Mutterfreuden entgegensieht.
McGregors Nimbus nimmt Schaden
McGregor hat eindeutig andere Pläne, stellt weiter unerschütterlich wirkendes Selbstbewusstsein zur Schau.
Allein: Er muss es auch mal wieder sportlich untermauern.
Um den kommerziellen Wert seiner Kämpfe muss er sich zwar offensichtlich keine Sorgen machen - um ihre Relevanz aber schon: Wenn McGregors Niederlagenserie immer weitergeht, wird irgendwann schwer erklärbar, warum er nochmal eine Titelchance erhalten soll.