Khabib Nurmagomedov wurde von Conor McGregor gereizt, provoziert, beleidigt, sogar körperlich attackiert. Doch der Rekord-Champion der UFC blieb ruhig, konzentrierte sich aufs Sportliche - bis nach dem bislang größten Erfolg seiner Karriere alles aus ihm herausplatzte.
Bären-Wrestler Khabib als Buhmann
Der Russe sorgte mit seinem Ausraster am vergangenen Samstag für einen neuen Eintrag ins Skandal-Register der Ultimate Fighting Championship. Im Anschluss an den Sieg gegen McGregor, der seit Jahren als der größte Superstar der Szene gilt, sprang Nurmagomedov über die Begrenzung des Käfigs in der Arena von Las Vegas und ging mit Fäusten auf das Lager seines Gegners und umstehende Zuschauer los. Er musste von Sicherheitskräften besänftigt und aus der Halle geführt werden.
Drei Mitglieder seiner Entourage wurden verhaftet - mittlerweile sind sie auf freiem Fuß, weil McGregor keine rechtlichen Schritte einleiten will.
Als Konsequenz aus den Vorfällen wurde Nurmagomedovs Kampfbörse einbehalten, die zuständige Athletik-Kommission in Nevada ermittelt, die UFC behielt sich weitere Sanktionen vor.
Khabib entschuldigt sich bei UFC
Dabei hatte Nurmagomedov, der es als Neunjähriger mit einem Bären aufgenommen hat - wie ein legendäres Video belegt - alles richtig gemacht, bis er McGregor in seinem Schwitzkasten hatte, sodass diesem nichts anderes übrig blieb, als den Mega-Kampf des Jahres mit einer Aufgabe zu beenden. Mit seinem gewohnt unwiderstehlichem Stil ließ der 30-Jährige dem irischen Großmaul keine Chance, antwortete sportlich auf dessen Attacken im Vorfeld.
Für sein Ausflippen lieferte Nurmagomedov - in den USA der Einfachheit halber meist nur Khabib genannt - auf der Pressekonferenz keine Erklärung. Zwar entschuldigte er sich kurz "bei Las Vegas, bei Nevada, beim Sportverband." Das sei nicht seine "beste Seite" gewesen.
Doch alles was danach kam, waren verbale Attacken in Richtung McGregor. "Er hat meine Religion beleidigt, mein Land, meinen Vater. Niemand redet über die Sache mit dem Bus. Er hätte fast einige Menschen getötet. Warum reden alle nur über den Sprung über den Käfig? Ich verstehe das nicht", versuchte sich der in Dagestan geborene Moslem zu rechtfertigen.
McGregor war im April bei einem Pressetermin in den Katakomben auf einen Bus mit UFC-Fightern losgegangen, demolierte dabei unter anderem die Scheibe und verletzte damit mehrere Insassen. Er wurde wegen des Vorfalls zu fünf Tagen Sozialdienst und Anti-Aggressionstraining verurteilt.
McGregor in Las Vegas ausgebuht
Familienvater Khabib schob McGregor nun auch den schwarzen Peter für seinen Aktionen zu, hielt fest, dass MMA ein Sport des Respekts sei, kein Trash-Talk-Sport. Bis zum Ende des Kampfes hat er sich an diese Prämisse gehalten, doch dann schlüpfte er in die Rolle des Buhmanns, die eigentlich McGregor spielte. Der wurde von vielen Seiten für sein Verhalten vor dem Fight kritisiert und vom Publikum in Las Vegas gnadenlos ausgebuht.
Es ist ungewiss, wie empfindlich die Strafe der UFC ausfallen wird: Letztlich ist zu erwarten, dass die Liga größeres Interesse an einem lukrativen Rückmatch hat als an einer Sanktion, die Khabibs Karriere beendet.
Die hat in seiner Heimat Russland begonnen. Der Kampf mit dem Bären zeigte früh: In Nurmagomedov steckt ein geborener Fighter. Sein Vater trainierte ihn von Kindesbeinen an in Kampfsportarten wie Ringen, Judo und dem in Russland sehr beliebten Sambo.
Putin gratuliert Nurmagomedov
Im Jugendalter entdeckte Khabib Mixed Martial Arts für sich. 2008 absolvierte er seinen ersten professionellen Kampf. Über die russischen Wettbewerbe, wovon er einen nach dem anderen gewann, wurde die UFC auf ihn aufmerksam.
2011 unterschrieb er einen Vertrag, 2012 gab er sein Debüt im Leichtgewicht. Dann folgten 26 Siege in Folge, bis er beim 27. auch Conor McGregor niederrang.
Nurmagomedovs Verbundenheit mit seiner Heimat hat er sich bis heute bewahrt. Die Kopfbedeckung, mit der er bei seinen Einmärschen und anderswo regelmäßig auftritt (und die auf den ersten Blick mit einer Afro-Perücke verwechselt werden kann), ist eine Papacha, eine traditionelle Fellmütze aus dem Kaukasus.
Auf der PK nach dem Mega-Fight galt einer seiner ersten Gedanken neben Allah Wladimir Putin. "Präsident Putin hat mir bereits gratuliert. Er ist sehr stolz auf mich", erklärte er.
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