Ex-Weltmeister Mike Tyson hat bei seiner Rückkehr in den Boxring eine deutliche Niederlage einstecken müssen. Der 58-Jährige verlor in Dallas vor 80.000 Zuschauern gegen den nicht einmal halb so alten Quereinsteiger Jake Paul klar nach Punkten. Die Kampfrichter entschieden einstimmig zugunsten des Internet-Stars.
Tyson-Spektakel wird zum Fiasko
Nach acht Runden ohne Niederschlag äußerte sich Tyson, der seinen letzten offiziellen Kampf 2005 bestritten hatte, dennoch positiv: „Ich bin happy. Ich musste niemandem etwas beweisen, außer mir selbst.“
Buhrufe von den Zuschauern
Der einst gefürchtetste Schläger des Schwergewichts hinterließ zwar angesichts seines Alters einen körperlich hervorragenden Eindruck, war aber viel zu langsam und behäbig, um den 27 Jahren alten Paul ernsthaft zu gefährden. Der Kampf, der im Vorfeld einen großen Hype ausgelöst hatte, konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Zwischenzeitlich reagierten die Zuschauer mit Buhrufen auf die zähen und wenig spektakulären Runden.
Internet-Star Paul, der zum Profiboxen gefunden und nun elf seiner zwölf Kämpfe - allesamt eher mit Showcharakter - gewonnen hat, landete immer wieder harte Treffer. 78 von 278 Schlägen, so die Statistik, brachte Paul ins Ziel. Tyson schlug nur 97-mal zu, traf mickrige 18-mal.
"Es war eine große Ehre, gegen eine solche Legende zu boxen. Mike ist einer der Größten aller Zeiten und einer der härtesten Typen auf dem Planeten", sagte Paul, der beim letzten Aufeinandertreffen vor dem Kampf am Vortag nach einem kleinen Scharmützel noch eine Ohrfeige von "Iron Mike" kassiert hatte. "Das war gestern ein gute Klatsche, das hat mir gefallen", sagte Paul nach dem Kampf.
Bereits Ende 2020 war Tyson für einen Showfight gegen Legendenkollege Roy Jones Jr. (Unentschieden) aus dem Ruhestand gekommen, Paul bestritt damals im Vorprogramm einen Kampf gegen Ex-NBA-Spieler Nate Robinson, der den Paul-Hype seinerzeit kräftig anschob.
Technische Probleme sorgen für Frust
Viele Fans, die den Fight beim Streamingdienst Netflix verfolgen wollten, erlebten indes eine Enttäuschung. Schon während der Vorkämpfe beschwerten sich zahlreiche User in den sozialen Medien über technische Probleme mit dem Stream.
Pünktlich zum Hauptkampf ab 5.30 Uhr deutscher Zeit ging bei vielen Fans gar nichts mehr. Statt der Übertragung wurde nur ein Fehlercode angezeigt. Netflix äußerte sich zunächst nicht zu den Problemen.
Wie es für Tyson nach der Niederlage nun weitergeht? Er habe noch einiges in sich, sagte er: „Ich glaube nicht, dass es mein letzter Kampf war“, sagte er. Jake Pauls Bruder Logan, ebenfalls boxender YouTuber und bei WWE auch als Wrestler aktiv, stünde wohl als Gegner bereit. „Oh fuck, i‘ll kill you“, tönte der ältere Paul sogleich im Ring.
Finanziell würde sich ein weiterer Kampf durchaus lohnen: Paul kassierte nach eigenen Angaben 40 Millionen Dollar Kampfbörse - ob das stimmt oder branchentypische Übertreibung ist, ist unklar. USA Today schätzte Tysons Gage auf 20 Millionen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)