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Der Box-Riese aus Bayern, der bei Olympia fast eine Ikone entzauberte

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Der Box-Riese aus Bayern, der bei Olympia fast eine Ikone entzauberte

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Ein legendärer Riese aus Bayern

Vor 60 Jahren schnappte der Regensburger Busfahrer Hans Huber der Box-Legende Joe Frazier fast dessen ersten großen Triumph weg - und sorgte mit seinem Olympia-Märchen für Fan-Ekstase in der Heimat.
Hans Huber verlor 1964 das Olympia-Boxfinale gegen Joe Frazier
Hans Huber verlor 1964 das Olympia-Boxfinale gegen Joe Frazier
© IMAGO / Horstmüller
Vor 60 Jahren schnappte der Regensburger Busfahrer Hans Huber der Box-Legende Joe Frazier fast dessen ersten großen Triumph weg - und sorgte mit seinem Olympia-Märchen für Fan-Ekstase in der Heimat.

Hätte Hans Huber das mit dem Daumen von Joe Frazier gewusst, es wäre womöglich alles anders gekommen.

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Es war der größte Kampf im Leben des bayerischen Amateurboxers - und im Rückblick ist er nochmal größer geworden durch den Ikonenstatus, den sein Gegner später erlangt hat. Und es fehlte nicht viel, dass im Olympiafinale in Tokio auch die Legende von Hans Huber aus Wenzenbach bei Regensburg nochmal ein Stück größer geworden wäre.

Hans Huber boxte vor 60 Jahren bei Olympia gegen Joe Frazier

Zum 60. Mal jährt sich am Mittwoch jener 23. Oktober 1964, der große Tag eines deutschen Sportlers, dessen Geschichte schon vorher eine besondere war.

Geboren am 1. Januar 1934 lebte Huber ein einfaches Leben, das ihn auf schicksalhafte Weise auf die Olympia-Bühne brachte: Huber war ursprünglich Bäckerlehrling und Nachwuchs-Fußballtorwart beim lokalen SV Wenzenbach, eine Umschulung zum Busfahrer ebnete ihm eher zufällig den Weg in den Kampfsport.

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Hubers Fahrlehrer empfahl dem 1,92-Meter-Hünen, sich als Ringer bei der Regensburger Turnerschaft e.V. zu versuchen. Huber tat das sehr erfolgreich, wurde 1958 und 1960 deutscher Vizemeister im Schwergewicht - geschlagen jeweils nur von Legende Wilfried Dietrich, dem mythischen „Kran von Schifferstadt“.

Die Erkenntnis, dass an Dietrich kein Vorbeikommen war, bewog Huber zum Wechsel zu den Faustkämpfern, erreichte dort 1963 das EM-Viertelfinale und im Jahr darauf den Gewinn der Deutscher Meisterschaft und die Olympia-Qualifikation.

Zigtausende Menschen an den Radiogeräten

Huber flog ohne große Erwartungen in die japanische Hauptstadt, überraschte im Schwergewichts-Turnier aber sowohl sich als auch die Box-Öffentlichkeit mit Siegen über den Pakistaner Abdul Rehman und den Italiener Giuseppe Ros.

Speziell in der Heimatregion brach eine Euphoriewelle um das deutsche Boxmärchen los, Zigtausende verfolgten ab 15.30 Uhr deutscher Zeit den Finalkampf an ihren Radiogeräten.

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Gegner Hubers war ein 20 Jahre junger US-Amerikaner, der sich eigentlich gar nicht für Olympia qualifiziert hatte, aber nach einer Verletzung von Landsmann und Sparringspartner Buster Mathis nachnominiert wurde: Joseph William „Joe“ Frazier - zehn Zentimeter kleiner als Huber, aber schon früh ein formidables Komplettpaket mit einem gefährlichen linken Haken - eigentlich.

Frazier ging mit Handicap in den Kampf

Was Huber nicht ahnte: Frazier hatte sich im Halbfinale gegen den UdSSR-Starter Wadim Jemeljanow den Daumen gebrochen, seine beste Waffe war quasi neutralisiert.

Das Duell zwischen Huber und Frazier ging über die volle Distanz, zwei Kampfrichter sahen Huber vorne, drei Frazier. Box-Experten rätselten noch Jahre später, was gewesen wäre, hätte Huber Fraziers Handicap offensiver ausgenutzt: „Hätte er gewusst, was für heftige Schmerzen Frazier bei jedem linken Haken durchlebt hat, wäre Huber ihm vielleicht nicht so vorsichtig ausgewichen und die Entscheidung der Richter hätte gut und gern anders ausgehen können“, schrieb 1970 die New York Times.

Frazier wurde nach seinem Olympiasieg Profi, Weltmeister und der große Rivale der Ikone Muhammad Ali. Hans Huber verschwand aus dem Rampenlicht - freiwillig.

Huber mochte Frazier lieber als Ali

Der Silber-Held von Tokio entschied sich gegen eine Profi-Karriere, mit 30 Jahren fühlte er sich zu alt und mochte die Mühen, die auf ihn gewartet hätten, nicht mehr auf sich nehmen.

Huber reichte der große Auftritt von Tokio, von dem er sich trotz der anfänglichen Enttäuschung über das verpasste Gold reich beschenkt fühlte. Huber bekam Glückwunschtelegramme von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Oppositionsführer Willy Brandt. Bei seiner Heimkehr nach Regensburg empfingen ihn 50.000 Menschen am Bahnhof. „Das hat mich dann schon entschädigt“, zitiert die Mittelbayerische Zeitung aus einem späten Interview mit Huber.

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Huber arbeitete nach Olympia auf dem Regensburger Sportamt, zwei Wiedersehen mit Frazier gab es 1971 bei einer Adidas-Gala und bei einer TV-Show in Los Angeles.

Huber schätzte den 2011 verstorbenen „Smokin‘ Joe“ auch menschlich: „Joe war immer ein wirklich netter Kerl. Der hat nie den großen Angeber heraushängen lassen“, sagte er in einem Interview mit der BZ. Am großen Gegner Ali monierte Huber dagegen, dass er seine Gegner bisweilen lächerlich gemacht hätte („Das macht kein großer Sportler“).

Hans Huber, der Mann der dem großen Joe Frazier fast seinen ersten großen Triumph weggeschnappt hätte, starb am 12. Januar kurz nach seinem 90. Geburtstag.