Dieser Kampf hatte wirklich alles zu bieten: Spektakel, Drama und am Ende sogar Tränen. Oleksandr Usyk hat Boxgeschichte geschrieben und sich zum unumstrittenen Weltmeister im Schwergewicht gekrönt.
Usyk-Sieg! Fury erhebt Vorwürfe
Am Samstag besiegte der Ukrainer seinen britischen Rivalen Tyson Fury in einem so spektakulären wie dramatischen Showdown in Riad nach geteilter Punktentscheidung und vereinte die WM-Gürtel der vier großen Verbände.
Zum ersten Mal seit Lennox Lewis vor 25 Jahren erkämpfte ein Boxer den Titel des unangefochtenen Champions der Königsklasse. Durch den 22. Sieg im 22. Profikampf entriss der bisherige WBA-, WBO- und IBF-Weltmeister seinem Gegner Fury den Titel des Verbandes WBC.
Der 37-Jährige steht nun in einer Reihe mit den Größten des Sports wie Muhammad Ali, Mike Tyson oder Max Schmeling, die sich ebenfalls unumstrittene Schwergewichts-Champions hatten nennen dürfen.
Furys erste Niederlage der Karriere
Diesen Status hatte Usyk, der für seine vom russischen Angriffskrieg gebeutelte Heimat kämpft, zuvor bereits im Cruisergewicht errungen. Für Fury war es die erste Niederlage im 36. Profifight und ein Rückschlag in seiner bewegten Karriere.
Lange hatte der Brite wie der sichere Sieger ausgesehen und Usyk mitunter vorgeführt. Doch in Runde sieben wendete sich das Blatt, der Ukrainer kam immer besser rein, überwand die Distanz - und schickte Fury in Runde neun gleich mehrfach in die Seile.
Der 35-Jährige wirkte stark angeknockt, der Ringrichter zählte ihn im Stehen an, doch Fury machte weiter.
Usyk weint nach Entscheidung
Bei beiden Boxern floss Blut, der Kampf ging über die volle Distanz, schließlich entschieden die Punktrichter pro Usyk. Zwei hatten den Ukrainer vorne gesehen, einer Fury - so gewann Ersterer durch Split decision.
Nach dem Kampf wurde es emotional. Fury küsste Usyk auf den Kopf, wählte warme Worte für seinen Kontrahenten - zugleich erhob er aber Vorwürfe in Richtung der Punkterichter.
„Ich glaube, ich habe diesen Kampf gewonnen. Ich glaube, er hat ein paar der Runden gewonnen, aber ich habe die meisten davon gewonnen. [...] Ihr wisst, sein Land ist im Krieg, die Menschen stellen sich also auf die Seite eines Landes, das sich im Krieg befindet“, erklärte Fury vielsagend.
Usyk weint
Usyk wurde derweil von den Tränen überwältigt. Der 37-Jährige schrie seine Freude heraus.
„Ich glaube, mein Vater schaut auf mich herab und ist sehr glücklich“, sagte Usyk, dessen Vater 2012 verstorben war, nach dem knappen Punktsieg am Samstag in Riad bei Sky: „Papa, ich liebe dich. Ich kann es - und du hast es mir gesagt.“
Auch Ex-Weltmeister Wladimir Klitschko, der in Riad am Ring weilte, hob die Bedeutung des Sieges seines Landsmannes hervor. „Jeden Tag und jede Nacht bombardiert uns Putins Russland. Auch heute Nacht hat die Ukraine gelitten. Ich bin mir sicher, dass Menschen ihr Leben verloren haben. Wir Ukrainer hatten die Chance, für 48 Minuten Alexander Usyks Leistung zu genießen. Das ging in unsere Herzen und Seelen. Ich bin sehr stolz auf ihn. Das war sehr wichtig“, sagte er bei DAZN.
Fury-Rückkehr
2015 hatte Fury den langjährigen Champion Wladimir Klitschko entthront, ehe er die Titel der WBA, WBO und IBF im Jahr darauf nach mentalen Problemen sowie Doping- und Drogeneklats zurückgab. Nach zweieinhalb Jahren Pause feierte Fury 2018 sein Comeback und gewann schließlich 2020 gegen Deontay Wilder den WBC-Titel.
Das Duell mit Usyk war nach zähen Verhandlungen und öffentlichen Streitereien zwischen beiden Lagern bereits für vergangenen Februar geplant gewesen, jedoch verschoben worden, da sich Fury im Training einen Cut zugezogen hatte.
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Mit SID (Sport-Informations-Dienst)