Das angekündigte Comeback von Stefan Raab hat in Deutschland in Windeseile einen Hype entfacht. Allerdings wird nicht nur die TV-Legende im Zuge des Boxkampfes im September auf die große Bühne zurückkehren, sondern auch seine ewige Kontrahentin Regina Halmich.
Halmich erklärt Raab-Sensation
Im SPORT1-Interview sprach die frühere Box-Weltmeisterin über den anstehenden Kampf im Düsseldorfer PSD Dome - für den bereits nach zwei Stunden alle 15.000 der bisher erhältlichen Tickets verkauft wurden - und über die Rückkehr von Raab, dem sie freundschaftlich gesprochen „ein bisschen Größenwahn“ unterstellte.
Halmich wurde von Raab-Comeback überrascht
SPORT1: Im September steigen Sie zum dritten Mal mit Stefan Raab in den Ring. Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie von der Anfrage erfahren haben?
Regina Halmich: Vor allem war ich überrascht, genauso wie die Fans und die Freunde der guten Unterhaltung. Als die Anfrage kam, war ich von den Socken. Damit hatte ich schlichtweg nicht gerechnet.
SPORT1: Mittlerweile ist Raab 57 Jahre alt, Sie sind 47. Das bislang letzte Aufeinandertreffen liegt fast 20 Jahre zurück. Trotzdem haben Sie nicht gezögert und schnell zugesagt. Was hat den Ausschlag gegeben? Schließlich ist es nicht nur für Raab, sondern auch für Sie ein Comeback nach fast zwei Jahrzehnten.
Halmich: Tatsächlich muss ich sagen, dass ich seit 17 Jahren kein Boxtraining mehr absolviert habe. Ich bin zwar durchaus fit und halte mich mit Sport gesund, aber das ist eben noch mal eine ganz andere Nummer, weil ich so lange nicht geboxt habe. Insofern musste ich mir das Ganze natürlich sehr gut überlegen. Warum mache ich also diesen Kampf noch einmal? Ich glaube, es wird eine der größten Shows, die wir seit langem gesehen haben. Wer Stefan kennt, der weiß: Er kann nur groß. Er hat ein bisschen Größenwahn, aber man muss ihm einfach zugutehalten: Was er macht, war immer das Beste vom Besten.
SPORT1: Kurz nach der Ankündigung entstand ein riesiger Hype, innerhalb von zwei Stunden verkauften sich 15.000 Tickets. Woher kommt diese unglaubliche Vorfreude?
Halmich: Für mich ist wichtig, dass man das Event als genau das sieht, was es ist: Es ist Unterhaltung. Hier ist keine echte Boxkunst gefragt. Die Leute wollen unterhalten werden - und das sieht man dann auch an dem Feedback. Natürlich gibt es vereinzelt immer mal jemanden, der meckert: „Warum muss man das jetzt machen?“ Aber das Gegenargument ist eben, dass innerhalb von zwei Stunden 15.000 Tickets weg sind. Die Server sind zum Teil zusammengebrochen. Das zeigt: Die Leute sehnen sich wirklich nach Unterhaltung. Und ich glaube, dass das auch daran liegt, dass wir in sehr schwierigen Zeiten leben. Da geht es von schlechter Wirtschaftslage bis hin zu Kriegen. Das Leben ist nicht mehr so leicht.
Raab „ist unberechenbar“
SPORT1: Sie haben im Zuge der Planung auch mit Stefan Raab persönlich telefoniert. Haben Sie dabei auch gedroht, ihm wieder die Nase zu brechen?
Halmich (lacht): Also Stefan ist sich sehr wohl bewusst, dass dieser Kampf für ihn keine leichte Sache wird. Aber ich muss auch mal wieder richtig trainieren. Ich nehme das ernst, auch wenn es nur ein Showkampf ist. Aber die Leute wollen mich ja schon fit sehen. Mein guter Ruf verpflichtet mich da schon. Die Leute wollen keine übergewichtige oder schwerfällige Halmich sehen.
SPORT1: Und in welcher Verfassung erwarten Sie Ihren Gegner?
Halmich: Stefan wird sich natürlich vorbereiten. Er ist immer für eine Überraschung gut und man muss bei ihm wirklich immer mit allem rechnen. Der ist unberechenbar, selbst für mich.
SPORT1: Ihre Beweggründe haben Sie genannt, aber warum wagt es Raab, ein drittes Mal gegen Sie zu kämpfen? Was ist seine Motivation?
Halmich: Stefan hat ein Näschen dafür, was die Leute gerne sehen wollen. Ihm war mit Sicherheit klar, dass das ein wahnsinniges Medieninteresse auslöst. Wir hatten schon in den ersten und zweiten Duellen Traum-Einschaltquoten und er weiß das ganz genau. Genau das ist es, was er einfach kann.
SPORT1: Raab bringt neben seinem Größenvorteil sicher auch einen großen Gewichtsvorteil mit. Könnte Sie das vor Probleme stellen?
Halmich: Das, was er an boxerischem Können nicht mitbringt, das gleicht er durch mindestens 35 Kilogramm mehr auf der Waage aus. Wer schon mal mit jemandem trainiert hat, der schwerer ist, der weiß, was 35 Kilo mehr ausmachen. Das wird ein unheimlicher Konditions- und Kraftaufwand für mich. Allein, um ihn von mir wegzuhalten, wenn er sich auf mich drauflegt. Da muss ich höllisch aufpassen.
Halmich über Kampf-Zusage: „Ich musste zusagen, ich will ihn ja auch sehen“
SPORT1: Die Kämpfe 2001 und 2007 hatten jeweils über sieben Millionen Zuschauer. Jetzt war das Event bereits nach zwei Stunden ausverkauft. Es ist ein Hype entstanden und es fühlt sich so an, als würde das dritte Duell noch einmal größer werden. Wie nehmen Sie das wahr und was sind Ihre Erwartungen?
Halmich: Das ist für mich eigentlich gar nicht so wichtig. Ich glaube, dass das Interesse sehr, sehr groß sein wird, Stefan zu sehen ... Dass er einfach wiederkommt. Er wäre auf andere Weise nicht wieder in Erscheinung getreten. Er hat ganz klar gesagt: „Ich will diesen Kampf“. Insofern musste ich natürlich diesem Kampf zusagen. Ich will ihn ja auch gerne sehen (lacht).
SPORT1: Wissen Sie denn schon, wer den Kampf übertragen wird?
Halmich: Ich weiß es noch nicht. Aber das ist für mich alles zweitrangig. Es wird einen Fernsehsender geben, aber wer das Rennen macht, da habe ich aktuell noch keine Ahnung.
SPORT1: Denken Sie, Raab nutzt das Event für ein größeres Comeback - oder wird es für ihn eine einmalige Sache bleiben? Welches Gefühl haben Sie da?
Halmich: Mein Gefühl sagt mir tatsächlich, dass das eine ganz einmalige Sache bleiben wird. Aber man weiß es nicht (lacht). Stefan lässt sich da nicht in die Karten schauen.
Instagram-Auftritt „ein genialer Schachzug“
SPORT1: In den Videos auf Instagram ist Raab mit einer Kappe mit dem Schriftzug „NWSDWH“ aufgetreten. Haben sie eine Vermutung, was dahinterstecken könnte?
Halmich: Ich weiß nicht, was das bedeutet. Auch das hat er mir nicht gesagt, aber er kreiert ja schon immer gerne seine eigenen Abkürzungen. Das „NWSDWH“ wird mit Sicherheit für etwas stehen und einen tieferen Sinn haben. Er hat sich das schließlich auch markenrechtlich schützen lassen.
SPORT1: Vor dem Hintergrund, dass Sie schon seit mehreren Wochen von dem Kampf wissen: Wie haben Sie die Videos in den sozialen Medien und den daraus entstandenen Hype in den vergangenen Tagen verfolgt?
Halmich: Ich habe das verfolgt und nur gedacht: Was für ein genialer Schachzug. Vor allem, wie er das gemacht hat. Er ist für mich einfach die Nummer eins der Unterhaltung und im Prinzip auch die Mutter aller Promiboxevents. Er weiß, wie es funktioniert.
Halmichs Appell vor dem Box-Kracher: „Die Leute sollen es als das sehen, was es ist“
SPORT1: Ihr erster Kampf gegen Raab liegt inzwischen über 20 Jahre zurück. Haben Sie davon oder vom zweiten Kampf 2007 noch etwas in besonderer Erinnerung - außer dass Sie ihm seine Nase brachen?
Halmich: Ich habe ihn sehr unorthodox boxend und wild um sich schlagend in Erinnerung. Ich musste beide Male aber ziemlich aufpassen. Stefan ist eben immer sehr motiviert. Wenn Stefan etwas macht, bringt er automatisch diese Verrücktheit mit. Und wenn er etwas macht, dann macht er das immer im Rahmen seiner Möglichkeiten mit 100 Prozent Einsatz.
SPORT1: Da ist es sicher nicht einfach dagegenzuhalten, oder?
Halmich: Ja, genau (lacht). Manchmal ist es schwieriger, gegen jemanden im Ring zu stehen, der nicht boxen kann, als gegen jemanden, der gut boxt. Insofern wird das auch für mich noch mal spannend. Aber letzten Endes sollen es die Leute als das sehen, was es ist. Es soll beste Unterhaltung sein und es gibt nur eine, die schauen muss, dass das sportlich alles gut abläuft. Und das bin ich.