Tyson Fury weiß, was für ihn auf dem Spiel steht.
Fury riskiert „Demütigung“
„Wenn ich verliere, werde ich mein Gesicht nie wieder in der Öffentlichkeit zeigen können“, sagt der Schwergewichts-Weltmeister im Boxen vor dem teils mit Spannung, teils mit Skepsis erwarteten Mega-Fight gegen MMA-Star Francis Ngannou im saudi-arabischen Riad am späten Samstagabend.
Während die gesamte Box-Welt sehnsüchtig auf den Vereinigungskampf zwischen Fury und dem Ukrainer Alexander Usyk wartet, tobt sich der Brite lieber für viel Geld und den inoffiziellen Titel des „Baddest Man on the Planet“ („bösester Mann auf dem Planeten“) in einem Showkampf gegen einen Vollkontaktsportler aus - und muss dabei zusätzlich die Erfahrung und Expertise von Mike Tyson fürchten.
Denn die Box-Legende bereitete den früheren UFC-Schwergewichtschamp Ngannou auf den ungewöhnlichen Kampf vor, agierte als Trainer und „psychologische Hilfe“ für den 37-jährigen Franko-Kameruner. „Ich weiß nicht, ob Fury nervös ist, aber er hätte allen Grund dazu“, sagte Tyson, der seinem Schützling eine Überraschung zutraut. Tyson (57) ist bis heute der jüngste Weltmeister im Schwergewicht, holte sich 1986 als 20-Jähriger den WBC-Titel.
Fury vs. Usyk: Niederlage wäre „Demütigung“
Für den 35 Jahre alten, der als haushoher Favorit in den Kampf nach herkömmlichen Boxregeln geht, wäre eine Niederlage „eine Demütigung. Man wird mich verspotten und die Leute werden mir das für immer ins Gesicht schleudern“, sagte der in 34 Kämpfen (33 Siege, ein Unentschieden) noch ungeschlagene WBC-Champion.
Angst hat Fury keine, auch wenn der Punch des bei der UFC im Streit geschiedenen Ngannou gefürchtet ist. Laut Guinness-Buch der Rekorde ist der Käfigkämpfer der Mensch mit dem härtesten Schlag auf Erden.
„Wenn er einen Schlag auf Furys Kiefer landet, wird er ihn ausknocken. Niemand überlebt das“, glaubt Mike Tyson.
Das ungewöhnliche Aufeinandertreffen ist dabei nicht das erste dieser Art. 1976 stand Muhammad Ali der im vergangenen Jahr verstorbenen Wrestling-Legende Antonio Inoki gegenüber. Der Kampf, der eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Phänomens MMA spielte, war geprägt von Inokis kurioser Taktik, im Krabbelgang Alis Schlägen auszuweichen und ihn mit Tritten zu malträtieren - für die Zuschauer damals schwere Kost.
2017 ging das Duell zwischen Floyd Mayweather und der MMA-Ikone Connor McGregor nach herkömmlichen Boxregeln über die Bühne - Mayweather siegte ohne Probleme. (Mayweather vs. McGregor: So viel Geld floss)
Usyk findet den Kampf „seltsam“
Und Alexander Usyk? Der findet das ganze albern. „Ist es nicht seltsam, dass er statt eines Top-10-Typen jemanden wählt, der noch nie geboxt hat?“, fragte sich der WBA-, WBO-, und IBF-Champion, der wohl am 23. Dezember nach zähen und langwierigen Verhandlungen zum ultimativen Showdown gegen Fury in den Ring steigen wird. Die Verträge sind unterschrieben.
Dann steht anders als am Samstag auch Furys WM-Gürtel auf dem Spiel. Der Kampf gegen Ngannou hat erstmal keinen sportlichen Wert, es geht vor allem um eines: Geld. Für das Event soll Fury mächtig abkassieren, von einer Börse der 50- bis 100-Millionen-Dollar-Marke ist die Rede.
„Manchmal schaue ich in den Spiegel und denke, dass ich ein absolutes Genie bin“, sagte Fury, der noch keinen Gedanken an den Vereinigungskampf mit Usyk verschwendete: „Ich muss mich erst um diese Riesenwurst kümmern. Und wenn ich sie schön gegrillt habe, dann geht es mit der nächsten weiter.“