Jack Nicholson, Sylvester Stallone und Chuck Norris waren da. Pop-Ikone Madonna und ihr damaliger Mann Sean Penn. Und auch zig andere Stars, die in den USA Rang und Namen hatten.
Ein legendärer 91-Sekunden-K.o.
Mike Tyson gegen Michael Spinks: Das war ein Ereignis, das man nicht verpassen durfte. Der Hype um den großen Fight heute vor 35 Jahren war vergleichbar mit dem „Fight of the Century“ zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier, dem „Rumble in the Jungle“ zwischen Ali und George Foreman.
Einen ähnlich knalligen Titel hatte er auch: „Tyson vs. Spinks: Once and for all“ - ein für alle Mal.
Am 27. Juni ging es in dem bis dato größten Kassenschlager der Boxgeschichte um die zuvor umstrittene Frage, wer der einzig wahre Weltmeister im Schwergewicht war. Nach nur 91 Sekunden war sie beantwortet.
Mike Tysons Aufstieg zum Meister aller Klassen hatte Makel
Die Vorgeschichte des Kampfs: Superstar Tyson hatte in den vorigen beiden Jahren eine Kampfserie gewonnen, die sein berühmt-berüchtigter Promoter Don King mit dem Pay-TV-Sender HBO und den damals drei großen Verbänden eingefädelt hatte. (Don King: Er zockte Ikonen ab - und tötete zwei Menschen)
Tyson holte sich nacheinander von Trevor Berbick, James „Bonecrusher“ Smith und Tony Tucker die Titelgürtel von WBC, WBA und IBF - als erstes Schwergewicht seit Leon Spinks, nachdem der 1978 den alternden Muhammad Ali entthront hatte.
Tysons große Errungenschaft allerdings hatte einen Makel: Einen Rivalen, der als Weltmeister in das Turnier gegangen war und den Titel dort nie im Ring verloren hatte, hatte er nicht geschlagen: Leons jüngeren Bruder Michael Spinks.
Muhammad Ali setzte auf Tysons Gegner Michael Spinks
Michael Spinks hatte 1985 die Legende Larry Holmes um den IBF-Titel besiegt, bekam den Titel dann aber wegen eines Twists um die Ansetzung einer Verteidigung aberkannt. Spinks blieb allerdings der Champion, den das Fachmagazin „The Ring“ anerkannte - und auch der so genannte „Lineal Champion“, der unbezwungene Erbe der unumstrittenen Weltmeister von einst.
Weil Tyson immer wieder daran erinnert wurde, dass ihm dieser prestigeträchtige, inoffizielle Titel fehlte, forderte er King schließlich auf, ihm den ebenfalls unbesiegten Spinks vor die Fäuste zu schaffen.
Tyson bekam die damalige Rekordkampfbörse von rund 20 Millionen Dollar, das Recht an der Austragung sicherte sich ein aufstrebender Geschäftsmann namens Donald J. Trump, der das Großereignis nahe seiner Trump Plaza in der Spielermetropole Atlantic City steigen ließ.
Tyson vs. Spinks war ein Duell der Gegensätze: Der Urgewalt Tysons stand der weniger spektakuläre, aber in seiner unorthodoxen Art taktisch versierte Spinks gegenüber. „Iron Mike“ galt den meisten als Favorit, aber Ikone Ali setzte auf einen Sieg des Strategen Spinks.
„Die Angst hat an meine Tür geklopft“
Nach dem ersten Ringgong zeigte sich schnell, dass dieser es schwer haben würde: Tyson preschte nach vorn, zwängte Spinks in die Defensive, nach einer Minute wurde er erstmals angezählt.
Als Spinks sich berappelt hatte und eine Rechte anbringen wollte, wich Tyson aus, setzte eine Links-Rechts-Kombo an Spinks‘ Kopf - K.o. nach knapp etwas mehr als eineinhalb Minuten. Experten befanden, dass Spinks sich von der Dampflok-Aura verunsichern und aus seinem Konzept hatte bringen lassen.
Spinks selbst gestand: „Die Angst hat an meine Tür geklopft, sehr laut.“
Auf Tysons Höhepunkt folgte der erste große Absturz
Der Sieg in dem Rekord-Fight mit einem Einspielergebnis von 70 Millionen Dollar gilt als der Zenit von Tysons Schaffen - vor seinem ersten Absturz mit der Niederlage gegen James „Buster“ Douglas 1990 und der Vergewaltigungs-Verurteilung zwei Jahre später.
Die Aura der Unbezwingbarkeit, die den späteren Hall-of-Fame-Kollegen Spinks praktisch ohne Gegenwehr zurückweichen ließ, erreichte er nie mehr. Auch nicht in den heute eher in Erinnerung geblieben Duellen mit Rivale Evander Holyfield mit dem berühmten Ohrbiss in den Neunzigern.
Um den heute 66 Jahre alten Spinks, der nach dem Kampf seine Karriere beendete, wurde es derweil ruhig: Während Tyson bis heute omnipräsent ist, führt der Mittelgewichts-Olympiasieger von 1976 ein für Ex-Boxstars ungewöhnlich ruhiges Leben, das weitgehend außerhalb der Öffentlichkeit stattfindet.