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Bubi Scholz: Der tragische Alkohol-Absturz eines deutschen Sport-Idols

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Bubi Scholz: Der tragische Alkohol-Absturz eines deutschen Sport-Idols

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Der Alkohol-Absturz eines Sport-Idols

In den 50er und 60er Jahren ist Boxer Gustav „Bubi“ Scholz in der Bundesrepublik ein Superstar - stürzt nach der Karriere aber ab. 1984 muss er ins Gefängnis, nachdem er seine Ehefrau Helga erschießt.
Gustav "Bubi" Scholz war einer der berühmtesten deutschen Sportler der Nachkriegszeit
Gustav "Bubi" Scholz war einer der berühmtesten deutschen Sportler der Nachkriegszeit
© Imago
Martin Hoffmann, Manuel Habermeier
In den 50er und 60er Jahren ist Boxer Gustav „Bubi“ Scholz in der Bundesrepublik ein Superstar - stürzt nach der Karriere aber ab. 1984 muss er ins Gefängnis, nachdem er seine Ehefrau Helga erschießt.

Er war der berühmteste deutsche Boxer der Nachkriegszeit.

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Ein Idol der jungen Bundesrepublik, in ähnlichen Maße wie Fritz Walter, Helmut Rahn und die anderen Protagonisten des „Wunder von Bern“ 1954.

Seine kristallblauen Augen schmückten die Titelbilder zahlreicher Illustrierten, auf Promi-Partys teilte er sich die Roten Teppiche mit Harald Juhnke, Hildegard Knef und Mario Adorf - und auch als Interpret seichter Musiksongs wie „Sie hat nur Blue Jeans“ und „Der starke Joe aus Mexiko“ mehrte er seinen Ruhm.

Gustav „Bubi“ Scholz schrieb mit seinem Aufstieg vom Schmiedsohn aus Berlin/Prenzlauer Berg zum umjubelten Sporthelden eine Wir-sind-wieder-wer-Geschichte, wie die Gesellschaft der Wirtschaftswunder-Jahre sie nur lieben konnte.

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Doch spätestens am 22. Juli 1984 - heute vor 40 Jahren - wurde die Märchenstory zur Tragödie: Es war der Tag, an dem Bubi Scholz im Vollsuff seine eigene Frau Helga erschoss.

Gustav „Bubi“ Scholz: Ein Märchen der Wirtschaftswunder-Jahre

Die glorreichen Jahre von Gustav Wilhelm Hermann Scholz waren zu diesem Zeitpunkt lange vorbei: Geboren am 12. April 1930 - und damit spät genug, um von der Nazi-Zeit unbelastet zu sein - ließ er sich nach einer abgebrochenen Mechanikerlehre zunächst zum Koch ausbilden und dann ab 1947 zu einem Boxer, der seiner Zeit voraus war.

Der Rechtsausleger eignete sich einen für die damalige Ära ungewohnt eleganten Kampfstil an, den Schlägen seiner Gegner entwischte der Mittelgewichtler dank seiner Schnelligkeit, um dann seinerseits zuzuschlagen.

In 96 Profikämpfen ging er 88 Mal als Sieger aus dem Ring, dazu endete sechs Fights mit einem Unentschieden - 46 Siege errang er durch K.o. Trotz einer Tuberkulose-Erkrankung, die ihn zwischenzeitlich zurückwarf, wurde er zum bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Faustkämpfer nach Max Schmeling, dem ersten deutschen Schwergewichts-Weltmeister und Bezwinger der Ikone Joe Louis.

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Selbstzerstörung mit Alkohol

Wie Schmeling hatte auch Scholz Erfolge in Amerika gefeiert, 1954 bezwang er Al Andrews im ehrwürdigen New Yorker Madison Square Garden. Sein Kontrahent gewann keine Runde und ging selbst in der Fünften auf die Bretter. Promoter bedrängten ihn und seine Betreuer, dauerhaft in den USA zu bleiben. Scholz ging jedoch zurück nach Europa.

Nach weiteren Erfolgen bekam er am 23. Juni 1962 seinen WM-Kampf im Halbschwergewicht gegen Harald Johnson. Im Berliner Olympiastadion hätte er zum ersten Weltmeister auf deutschem Boden werden können. Und er hatte Johnson nahe am K.o., verpasste aber den finalen Schlag. Am Ende stand doch noch die Niederlage und das vernichtende Fazit Max Schmelings: „Den Palast hat Bubi gesehen, aber eingezogen ist er nicht.“ (NEWS: Alles zum Boxen)

Dieser Kampf sollte Scholz nie wieder loslassen. Immer wieder soll er später in seiner Villa den Film seiner Niederlage angesehen haben und dabei Trainer Lado Taubeneck verflucht haben, da der ihm zu einer defensiven Taktik geraten hatte. Dabei trank er Alkohol. Viel Alkohol.

Dass Scholz nach dem Ende der Karriere nie wirklich einen neuen Lebenssinn fand, kam erschwerend hinzu.

Auch seine Frau Helga, die eine erfolgreiche Parfümerie besaß und mit der er seit 1955 verheiratet war, griff immer öfter zur Flasche. Zank und Streit wurden mehr und mehr zum ständigen Begleiter des einstigen Traumpaares, das auch in der bundesdeutschen High Society ein gern gesehener Gast war.

Bubi Scholz erschoss Frau Helga im Suff

In der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 1984 endete das Leben von Helga Scholz im gemeinsamen Villa im Nobelviertel Grunewald: Der volltrunkene „Bubi“ erschoss die Gattin mit einem Kleinkalibergewehr durch die Tür der Gästetoilette.

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Die Tat hatte Ähnlichkeit mit den Todesschüssen von Para-Superstar Oscar Pistorius auf Freundin Reeva Steenkamp 29 Jahre später - wie auch die Verteidigung: Scholz behauptete, dass der tödliche Schuss ein Versehen war, passiert bei der Reinigung der Waffe.

Das Gericht glaubte ihm nicht - ließ wegen der bedingten Zurechnungsfähigkeit des prominenten Angeklagten aber dennoch Milde walten: Scholz musste nur drei Jahre ins Gefängnis Berlin-Moabit, das er 1987 mit 57 Jahren trotzdem als gebrochener Mann verließ. Über seine Tat sprach er danach nie wieder.

Todesursache: Erstickt an einem Stück Brot

Scholz überlebte einen Suizidversuch, eine erneute Hochzeit mit der jungen Sabine Arndt 1993 (später verheiratet mit Schwarzwaldklinik-Schauspieler Klausjürgen Wussow) gab nochmal Auftrieb, mehrere Schlaganfälle und eine Demenzerkrankung machten ihn jedoch zum Pflegefall. Am 21. August 2000 verstarb er, Todesursache war Erstickung an seinem Frühstück: Scholz war zu schwach, einen verschluckten Brotbissen auszuhusten.

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Zwei Jahre zuvor hatte der große Fernsehfilm „Die Bubi Scholz Story“ noch einmal alle Höhen und Tiefen seiner Hauptfigur beleuchtet, starbesetzt mit Benno Fürmann als junger Bubi und dem großen Götz George als späten Scholz.

Gustav Scholz wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beigesetzt, seit 2008 befindet sich sein Grab nach einer von seiner Witwe veranlassten Umbettung auf dem Friedhof Heerstraße.