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Axel Schulz: "Mike Tyson hat ein Problem, das ich auch habe"

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Axel Schulz: "Mike Tyson hat ein Problem, das ich auch habe"

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Schulz: "Tyson hat ein Problem, das ich auch habe"

25 Jahre nach seinem Kampf gegen Frans Botha spricht Axel Schulz bei SPORT1 über den Rekord-Fight, Mike Tysons Comeback und den Vergleich Joshua - Fury.
Mike Tyson ist zufrieden mit seinem Comeback gegen Roy Jones Jr. - und kündigt für seinen nächsten Fight bereits Großes an.
25 Jahre nach seinem Kampf gegen Frans Botha spricht Axel Schulz bei SPORT1 über den Rekord-Fight, Mike Tysons Comeback und den Vergleich Joshua - Fury.

Weit mehr als eine Millionen US-Amerikaner zahlten vor eineinhalb Wochen 50 Dollar, um den Comeback-Kampf des 54 Jahre alten Mike Tyson gegen Roy Jones Jr. zu erleben.

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Die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten des Schwergewichts-Boxens ist offensichtlich groß. Aus deutscher Sicht steht vor allem Axel Schulz für die goldene Boom-Ära: 18 Millionen Zuschauer lockte vor 25 Jahren sein WM-Kampf gegen Francois Botha vor die TV-Geräte

Am Tag vor dem Jubiläum am 9. Dezember erinnert sich der heute 52-Jährige im SPORT1-Interview an den Rekord-Fight und dessen umstrittenes Ende - Schulz verlor nach Punkten, im Nachhinein wurde der Kampf wegen eines Doping-Verstoßes gegen Botha annulliert.

Zudem erklärt Schulz, warum er Tyson Fury im Vergleich der aktuellen Weltmeister klar vor Anthony Joshua sieht - und warum er für möglich hält, dass Mike Tyson seine Rückkehr mit dem Gewinn eines Weltmeister-Titels krönen kann.

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Axel Schulz über Kampf mit Francois Botha: Hätte Sieger sein sollen

SPORT1: Herr Schulz, im April wirkten Sie im Gespräch mit uns etwas geschockt, dass ihr berühmtester Kampf gegen George Foreman schon 25 Jahre her war. Hat sich das mittlerweile gelegt?

Schulz: Ach, es geht (lacht). Irgendein kluger Mann hat mal gesagt: Ich bin älter, als ich mich fühle - außer morgens.

SPORT1: Nun also steht ihr zweites großes Jubiläum des Jahres an. Wie sehen Sie den Fight gegen Botha mit dem entsprechenden Abstand? Immer noch der Meinung, dass Sie eigentlich Sieger hätten sein sollen, auch unabhängig von Bothas Dopingverstoß?

Schulz: Ja. Wobei ich inzwischen ja mehrfach die Gelegenheit hatte, mich mit Frans auszusprechen. Es gab ja den Termin, bei dem er mir symbolisch den Gürtel von damals überreicht hat. Vor ein paar Jahren sind wir nochmal zusammengekommen, drei Tage in Südafrika, da hatten wir eine richtig gute Zeit. Ich sehe es so: Er hat damals alles getan um zu gewinnen, auch unsportliche Dinge, ich hatte auch alles versucht, was ich konnte und es hat nicht gereicht. So war es dann eben. Ich schaue auch nicht so viel zurück, lieber nach vorn.

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Schulz: "Hatte das Gefühl, dass ich nach Punkten nicht siegen konnte"

SPORT1: Gegen Foreman waren Sie der unterschätzte Underdog, gegen Botha lag der Erwartungsdruck von 18 Millionen deutschen TV-Zuschauern auf Ihnen, dass der Titel doch nun fällig sein hätte müssen. Hat Sie das beeinträchtigt?

Schulz: Nein, überhaupt nicht. Ich hatte eine gute Vorbereitung und fand, dass vorab alles gut gelaufen war. Für mich kam der Knackpunkt während des Kampfes, nach vier, fünf Runden, als mir ein Betreuer gesagt hat, dass ich bei den Punktrichtern hinten liege. Da war ich dann schon auf gewisse Weise verzweifelt an dem Gedanken, dass da jetzt Don King am Ring sitzt und seine Strippen zieht.

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SPORT1: Der berüchtigte Promoter von Mike Tyson, damals auch Bothas Manager ...

Schulz: King hatte Botha ja damals ausgebuddelt, als Foreman mit Bob Arum im Rücken den Rückkampf abgelehnt hatte. Und er hatte natürlich auch das Interesse, dass sein Schützling gewinnt. Was genau abgelaufen ist, weiß ich nicht, aber ich hatte letztlich wie bei Foreman das Gefühl, dass ich nach Punkten nicht siegen konnte. Und ein Sieg durch K.o.: Na ja, ich war ja nicht so der Killer (lacht).

Schulz empfiehlt Tyson größere Handschuhe 

SPORT1: Botha hat später auch gegen Mike Tyson gekämpft, der nun mit 54 ein bemerkenswertes Comeback gegen Roy Jones Jr. gefeiert hat. Wie haben Sie diesen Kampf gesehen?

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Schulz: Ich fand ihn gut. Klar, man kann geteilter Meinung darüber sein, ob man so einen Kampf sehen will, aber es war ja keiner gezwungen.

SPORT1: Können Sie verstehen, dass es Boxer auch in so hohem Alter wieder in den Ring treibt?

Schulz: Ja. Wahrscheinlich ist das für Leute, die keine Sportler waren, schwer nachzuvollziehen. Aber es ist doch irgendwo logisch, dass jemand, der bis zu einem gewissen Alter nichts anderes gemacht hat, Sehnsucht danach hat, sich nochmal zu beweisen. Tyson hat ja auch keinen anderen beruflichen Hintergrund und die Taubenzucht allein hat ihn wohl einfach nicht mehr ausgefüllt. Und wahrscheinlich hat er in noch größerem Maße ein Problem, das ich auch habe.

SPORT1: Welches?

Schulz: Ich werde nach Boxkämpfen anderer Leute immer wieder angequatscht: Guck mal, derundder hat so schlecht geboxt, den hättest du auch noch umgehauen. Und ein Mike Tyson, den alle Welt kennt, wird gewiss noch viel öfter gehört haben: Die Pfeife könntest du doch immer noch schlagen. Das kann einen schon auf die Idee bringen zu sagen: Warum eigentlich nicht? Und wenn es für ihn auch eine Motivation war, sein Übergewicht abzubauen, war das ein zusätzlicher Faktor.

SPORT1: Trotzdem haben zwei bekannte Box-Ärzte die Ansicht geäußert, dass der Kampf nicht hätte stattfinden sollen, Schwergewichtsboxen sei ab einem gewissen Alter zu gefährlich.

Schulz: Ach, das ist doch Humbug. Nicht falsch verstehen: Es ist gefährlich, aber Tyson und Jones haben sich entschieden das in Kauf zu nehmen, da sehe ich keinen Grund sie davon abzuhalten. Ja, ein Risiko ist dabei, aber das gibt es auch im Straßenverkehr oder beim Fallschirmspringen, dass der Schirm nicht aufgeht. Deswegen Verbote aussprechen, weil jemand etwas tun will, was er liebt? Das finde ich falsch. Was ich aber empfehlen würde: Beim nächsten Mal nochmal größere Handschuhe zu nehmen, das mildert schon die Folgen.

Nochmal Weltmeister? Schulz glaubt an Tyson

SPORT1: Ihr alter Rivale George Foreman war so beeindruckt von Tyson, dass er die Meinung geäußert hat, dass er nochmal Weltmeister werden könnte. Halten Sie das auch für möglich?

Schulz: Absolut. Natürlich wäre das eine Herausforderung, konditionell mit einem Jüngeren mitzuhalten, aber einen K.o.-Schlag kann er landen, gerade gegen einen "normalen" Gegner. Bedenken wir, dass aktuell ein Manuel Charr immer noch Weltmeister ist. Oder auch, dass Tysons Gegner Roy Jones es seinerzeit auch geschafft hat, Schwergewichts-Weltmeister zu werden, obwohl er vier Gewichtsklassen tiefer angefangen hat. Er hat einfach auf den richtigen Gegner gewartet. Und was hat Tyson zu verlieren? Wenn er es in dem Alter dann halt nicht schafft, den Kampf zu gewinnen, wird es seinem Ruf nicht mehr schaden. Das Interesse an einem WM-Kampf mit Tyson wäre riesig und würde viel Geld einbringen, also würde so ein Fight sicher auch angesetzt werden, wenn er will.

SPORT1: Am Wochenende ist nun Anthony Joshua wieder im Einsatz, gegen Kubrat Pulew. Wo sehen Sie Joshua statustechnisch nach dem gewonnenen Rückkampf gegen Andy Ruiz?

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Schulz: Ich finde, man sollte nicht überbewerten, wo er steht. Ja, Joshua ist ein Typ, keine Frage, und dass er es geschafft hat, Wladimir Klitschko zu schlagen, ist natürlich eine Leistung. Aber gegen einen wie Ruiz zu verlieren, auch wenn er das jetzt ausgebügelt hat: Für mich ist er noch nicht ganz das, was viele in ihn reindichten.

SPORT1: Wer ist für Sie die Nummer 1 im Schwergewicht, Joshua oder Tyson Fury?

Schulz: Fury, eindeutig. Das ist einfach ein geiler Boxer und Typ, unorthodox - ein bisschen auch wie Botha damals -, ganz schwer auszurechnen mit seiner besonderen Psychologie, mit der er rangeht wie damals gegen Klitschko. Und wie er immer wieder da ist in den großen Kämpfen, trotz allem, was da war mit seinem Übergewicht und allem: Das ist schon beeindruckend. Typen wie Fury braucht der Boxsport dringend.