Mehr als zehn Jahre lang kam im Schwergewicht niemand an den beiden Brüdern vorbei.
Vitali und Wladimir Klitschko: Darum gab's nie ein Duell
Vitali und Wladimir Klitschko waren das Maß aller Dinge in der höchsten Gewichtsklasse im Boxen, niemand konnte ihre Dominanz brechen - weswegen nach einer Weile die Fantasie-Szenarien blühten: Warum nicht ein Bruderduell?
100 Millionen Dollar wäre ein solcher Kampf wert, frohlockte Promoter-Legende Don King 2010, auf dem Höhepunkt des Klitschko-Ruhms. Die Brüder aus der Ukraine erteilten der Idee allerdings schnell eine Absage.
Vitali und Wladimir Klitschko gaben Mutter Versprechen
"Das Herz unserer Mutter würde einen solchen Fight nicht ertragen", teilte Wladimir Klitschko seinerzeit der russischen Zeitung Moskowski Komsomolez mit.
Nadeschda Klitschko hatte ihren Söhnen in dieser Hinsicht ein Versprechen abgenommen, an das sich beide tatsächlich bis ans Ende ihrer jeweiligen Karrieren gehalten hatten. Wobei das Szenario nicht nur innerhalb der Klitschko-Familie als abwegig empfunden wurde.
"Ich habe selbst zwei Brüder und könnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich für Geld gegen sie in den Ring steige", sagte Manager Bernd Bönte 2019 in einem Interview mit Spox: "Genauso war das bei den Klitschkos auch. Und wie hätte so ein Kampf überhaupt aussehen sollen? Jeder hätte gedacht, dass das eine absolute Fake-Nummer wird, bei der sich beide vorher absprechen und abkassieren - erst gewinnt der eine, dann im Rückkampf der andere. Das war also nie ein Thema."
Die Brüder im Vergleich
Das Vermächtnis der beiden Box-Brüder darf auch so als vollendet gelten: Der am 19. Juli 1971 in Belodowsk geborene Vitali Klitschko krönte sich 2004 gegen Corrie Sanders zum Schwergewichts-Champion des Verbands WBC. Der 2,01-Meter-Hüne hielt den Titel bis zu seinem letzten Kampf gegen Manuel Charr 2012 mehr als acht Jahre ununterbrochen.
Sein jüngerer und drei Zentimeter kleinerer Bruder Wladimir Klitschko (1,98 Meter), der am 25. März 1976 in Semipalatinsk zur Welt kam, regierte zwischen 2005 und 2015 sogar zehn Jahre als Weltmeister der Verbände IBF und IBO, 2008 kam gegen Sultan Ibragimov noch der WBO-Gürtel dazu, 2011 gegen David Haye der der WBA.
Tyson Fury entthronte Klitschko dann schließlich überraschend - 2017 machte Klitschko nach einer Niederlage im letzten Kampf gegen Anthony Joshua Schluss.
Vitali - genannt "Dr. Eisenfaust" - gewann 45 seiner 47 Profikämpfe, 41 davon durch K.o. (Quote: 87,23 Prozent). Wladimir (Dr. Steelhammer) siegte in 64 von 69 Kämpfen, 54 beendete er vorzeitig (Quote: 78,26 Prozent).
Heute Politiker und Unternehmer
Die Klitschkos waren vor allem in Deutschland populär, wo sie nach Olympia 1996 in Atlanta vom Hamburger Boxstall Universum unter Vertrag genommen worden waren (Wladimir gewann dort Gold im Superschwergewicht, Vitali war wegen einer positiven Dopingprobe gesperrt worden).
Ihre Beliebtheit machte sie auch außerhalb des Rings zu Stars, sie waren zu Gast in zahlreichen TV-Shows, machten gemeinsam Werbung, unter anderem für den Riegel "Milchschnitte".
Heute ist Vitali Klitschko - seit 1996 verheiratet mit Frau Natalia - in der Politik aktiv und Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Wladimir Klitschko - der noch immer ab und zu mit einem Comeback kokettiert - ist vorrangig als Unternehmer aktiv, hat seine eigene Firma "Klitschko Ventures" gegründet.