Soll Klitschko? Oder soll er nicht?
Drews rät Klitschko von Comeback ab
Es ist heute auf den Tag genau zwei Jahre her, dass Wladimir Klitschko in der Londoner Wembley-Arena seinen letzten Kampf bestritten hat. Die Niederlage gegen Anthony Joshua (England) war einer der spektakulärsten Fights im Schwergewicht der letzten Jahre. Wladimir hatte den ungeschlagenen Weltmeister am Boden und stand kurz vor einem vorzeitigen Sieg. Am Ende musste er sich aber selbst vorzeitig geschlagen geben, verlor in Runde elf.
Dieser Kampf, diese Leistung, aber auch der Umgang mit der Niederlage hatte dem jüngeren Klitschko weltweit großen Respekt und Anerkennung eingebracht. Danach nahm sich Wladimir eine Auszeit, bevor er sich für das Karriereende entschied. Das war zu diesem Zeitpunkt eine gute Entscheidung!
Keine Zweifel an Klitschkos Fitness
Nun liegt ein Multimillionen-Dollar-Angebot auf dem Tisch, das erst 40 Millionen US-Dollar wert gewesen sein soll und mittlerweile auf über 80 Millionen US-Dollar aufgestockt wurde. Da ist es durchaus nachvollziehbar, dass Wladimir ernsthaft über ein Comeback nachdenkt.
Die Crux ist: niemand zweifelt daran, dass Klitschko noch fit genug ist, um sofort wieder die Top-Ten im Schwergewicht aufzumischen und viele der Top-Namen zu schlagen: Aber ob es auch für die Weltmeister und KO-Monster Anthony Joshua (22-0, 21 KO) und Deontay Wilder (40-0-1, 39 KO) reicht?
Sollte Klitschko sich das alles wirklich nochmal antun? Ist das gesundheitliche Risiko im harten Boxsport nicht zu groß? Die Geschichte des Boxens kennt einige Top-Boxer, die den richtigen Zeitpunkt des Absprungs verpasst haben. Muhammad Ali macht mindestens den oft zitierten "einen Kampf zu viel". Auch andere scheiterten bei dem Versuch, die Uhr nochmal zurückzudrehen, oder konnten nur gegen handverlesene Gegner bestehen.
Wladimir sollte sich seinen Bruder zum Vorbild nehmen
Das kann und wird nicht der Anspruch von Klitschko sein. Er hat im Ring alles erreicht, muss niemandem mehr etwas beweisen und hat sich mehrere lukrative Standbeine als Unternehmer aufgebaut. Geld könnte also kaum der Hauptgrund sein, nochmal in den Ring zu steigen. Langeweile sollte ebenfalls als mögliches Motiv ausscheiden.
Bei unserem letzten Treffen in München im Rahmen der 70-Jahre-Feier des BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) konnte ich Wladimir auch keine Neuigkeit zu diesem Thema entlocken. Wladimir war im Ring intelligent genug, nur wenige Volltreffer an den Kopf zuzulassen. Genau diese Intelligenz ist auch momentan sein bester Berater.
Die Gerüchte ums Comeback sollen ruhig weiter köcheln. Bessere PR kann er für seine Firmen kaum bekommen. Bei der Entscheidung um seine Zukunft wird die Intelligenz ihm raten, sich an seinem Bruder Vitali als Vorbild zu orientieren: Rücktritt bleibt Rücktritt.