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Muhammad Ali zahlte für seinen Mythos einen teuren Preis

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Muhammad Ali zahlte für seinen Mythos einen teuren Preis

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Alis Mythos hatte einen teuren Preis

Heute vor sechs Jahren verlor die Welt Muhammad Ali - eine sportliche, politische und kulturelle Ikone. Der Boxstil, die seinen Ruhm begründete, ruinierte schon lange vorher seine Gesundheit.
Am 30. Oktober 1974 ging der Kampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman als Rumble in the Jungle in die Geschichte ein. Für viele Experten der beste Box-Kampf aller Zeiten.
Heute vor sechs Jahren verlor die Welt Muhammad Ali - eine sportliche, politische und kulturelle Ikone. Der Boxstil, die seinen Ruhm begründete, ruinierte schon lange vorher seine Gesundheit.

Er war der Boxer schlechthin. Womöglich sogar der Sportler schlechthin.

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Muhammad Ali wurde drei Mal Schwergewichts-Weltmeister aller Verbände, verewigte sich mit legendären Kämpfen gegen Sonny Liston, Joe Frazier und George Foreman, als Wortpoet ("float like a butterfly, sting like a bee") und Popkultur-Ikone, als politischer Streiter für Bürgerrechte - der auch folgenreiche Kontroversen in Kauf nahm.

Am 3. Juni 2016 starb Ali im Alter von 74 Jahren, nachdem sein spätes Leben Jahrzehnte lang von der Krankheit Parkinson überschattet worden war - die allem Anschein nach eine Spätfolge seiner spektakulären Ringauftritte war.

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1960: Cassius Clay holt Olympia-Gold in Rom

Ali wurde am 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville/Kentucky geboren - benannt nach einem Politiker und Sklaverei-Gegners aus dem 19. Jahrhundert. Sein Vater war Schildermaler, der Sohn wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Box-Karriere begann, als er sich 1954 zum ersten Training anmeldete - aus Wut, weil ihm sein Fahrrad geklaut wurde.

Seine Frustration über Ungerechtigkeit in Zeiten der in den USA noch geltenden Rassentrennung zwischen Weißen und Afroamerikanern war schon für den jungen Clay ein Antrieb: Der rassistische Mord an dem Jugendlichen Emmett Till 1955 brachte ihn dazu, zusammen mit einem Freund einen örtlichen Bahnhof zu verwüsten.

1958 verließ Clay die Schule - wegen schlechter Noten, aber auch, weil er sich auf das Boxen konzentrieren wollte. Am 5. September 1960 wurde er in Rom Olympiasieger und begründete damit den Beginn eines globalen Sport-Mythos.

Im Finale besiegte er den Polen Zbigniew Pietrzykowski im Halbschwergewicht und wechselte im selben Jahr noch ins Profilager.

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1964: Die Sensation gegen Sonny Liston

1964 bekam der damals 22-Jährige seine große Chance. Nach 19 Siegen in Folge trat er gegen Weltmeister Sonny Liston an - und lenkte schon im Vorfeld die Aufmerksamkeit auf sich.

Clay beschimpfte Liston immer wieder als "hässlichen Bären", stellte sich einmal gar mit einem "Der farbigste Kämpfer der Welt" beschrifteten Bus vor Listons Haus und tönte: "Liston ist gut, aber nach acht Runden fällt er."

Provokation war ein Teil von Clays Konzept, er hatte sich das unter anderem beim Wrestling abgeschaut - der damals als Oberbösewicht der Showkampfwelt antretende „Gorgeous“ George Wagner war ein erklärter Inspirationsquell Clays.

Dass hinter Clays großer Klappe auch was dahinter steckte, bezweifelten damals noch viele Beobachter: Von 46 Experten tippten vor dem ersten großen Fight 43 auf Liston.

Clay allerdings gelang, was der große Joe Louis als "größte Sensation der Boxgeschichte" bezeichnete: Der durch den Ring tänzelnde Jungstar hatte den Champion bereits nach sechs Runden zermürbt, Liston gab gedemütigt auf.

Bemerkenswert: Allem Anschein nach hatte Liston zu einem unfairen Trick gegriffen und hatte seine Handschuhe mit einem Mittel präpariert, das Clays Augen brennen ließ. "Schneid mir die Handschuhe auf", schrie Clay noch kurz vor seinem Triumph seinen legendären Trainer Angelo Dundee an.

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Umso selbstgewisser trat er danach auf: "Ich bin der beste Kämpfer aller Zeiten. Und gerade erst 22. Ich muss der Größte sein. Ich bin der König der Welt. Ich bin schön."

1965: Muhammad Ali fällt Liston ein zweites Mal

Zwei Tage später demonstrierte der neue Champion, dass es ihm um mehr ging als protzige Selbstinszenierung: Er verkündete seine Konvertierung zum Islam, wollte nicht mehr Cassius Clay heißen („Das ist ein Sklavenname“). Muhammad Ali war offiziell geboren - und setzte bald darauf das nächste Ausrufezeichen.

1965 kam es zum Rückkampf gegen Liston, den nach 105 Sekunden der "Phantom Punch" traf, ein unscheinbarer, vom Publikum kaum bemerkter Schlag an Schläfe oder Kiefer. Jahrhunderte lang dagegen dürfte noch die Szene danach im Gedächtnis bleiben. Der von Fotograf Neil Leifer eingefangene Moment, in dem der Weltmeister den ausgeknockten Liston aufforderte wieder aufzustehen, wurde das Ali-Bild schlechthin (Gerüchte, der Kampf sei abgesprochen gewesen, wurden nie bestätigt).

Ali verteidigte den Titel noch acht weitere Male, unter anderem gegen Ex-Champion Floyd Patterson und den 2018 verstorbenen Deutschen Karl Mildenberger - ehe er die nächste große politische Botschaft sandte.

1967: Verweigerter Kriegsdienst kostet Ali den Titel

Den Wehrdienst, den Ali eigentlich hätte leisten müssen, verweigerte er - unter Verweis auf seinen Glauben und seine politischen Überzeugungen, die sich gegen den umstrittenen US-Krieg in Vietnam richteten ("Ich werde nicht 10.000 Meilen von zu Hause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen").

Die Konsequenz: Ali wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt - wobei er gegen Kaution auf freiem Fuß blieb. Seine Boxlizenz aber wurde ihm entzogen, der Weltmeistertitel war futsch. Drei Jahre seiner Karriere-Blüte wurden ihm genommen.

"Er verzichtete auf Ruhm, Millionen von Dollars, um für das einzustehen, was sein Bewusstsein ihm rät", würdigte ihn der Bürgerrechtler Martin Luther King (wobei Ali als Teil der "Nation of Islam" dem radikaleren Malcolm X näher stand).

1971: Joe Frazier schlägt Ali im "Fight of the Century"

In der Zwischenzeit übernahm der ungeschlagene "Smokin'" Joe Frazier den Weltmeistertitel. Als Ali zurückkehrte, kam es zum großen Duell zwischen zwei unbesiegten Weltmeistern, gekrönt und ungekrönt - der "Fight of the Century" (Kampf des Jahrhunderts).

Im New Yorker Madison Square Garden stieg 1971 das noch nie dagewesenes Spektakel, das auch politisch enorm aufgeladen war. Frazier galt in den immer noch zerstrittenen Vereinigten Staaten als "guter Schwarzer", der aufmüpfige Ali als "Nicht-Patriot". Ali befeuerte die Kontroverse, indem er Frazier als unterwürfigen "Onkel Tom" beschimpfte - was der ihm Jahrzehnte lang übelnahm. Am Abend des Kampfes kam es in vielen Städten zu Ausschreitungen.

Im Ring war Frazier diesmal der bessere Mann, riss Ali in der 15. Runde gar zu Boden (einer von insgesamt drei Niederschlägen in Alis Karriere) und siegte nach Punkten.

1974: Ali knackt George Foreman im "Rumble in the Jungle"

Drei Jahre lang musste Ali auf seine nächste Chance auf den Thron warten, boxte währenddessen gegen Kontrahenten wie Ken Norton (eine Niederlage, Sieg im Rückkampf), Patterson und den vor einem Monat verstorben Deutschen Jürgen Blin - dann folgte der legendäre „Rumble in the Jungle“ gegen George Foreman, der Frazier inzwischen als Weltmeister entthront hatte.

Der vom berühmt-berüchtigten Promoter Don King eingefädeltem WM-Fight stieg vor über 100.000 Zuschauern in Kinshasa/Zaire und wurde zum größten Sportereignis in der Geschichte Afrikas (und zu willkommener Propaganda für Diktator Mobutu Sese Seko).

Ali ging als klarer Außenseiter in den Kampf, der sieben Jahre jüngere Foreman galt als unschlagbare Kampfmaschine. "Big George" aber hatte nicht damit gerechnet, was Ali für ihn in petto hatte.

In den ersten Runden überraschte Ali Foreman mit "rope a dope", dem "Verweilen in den Seilen". Foreman verausgabte sich, während Ali die wütenden Schläge an den Seilen abfederte und seinen Gegner immer wieder fragte: "Ist das alles, George?" Foreman war keine langen Fights gewöhnt, Ali setzte aus der Deckung immer wieder Wirkungstreffer.

Ende der achten Runde riskierte Ali alles: Zwei Links-Rechts-Kombinationen fällten Foreman, Ali war wieder Weltmeister, sieben Jahre, nachdem ihm der Titel genommen worden war. Als zweiter Boxer nach Patterson widerlegte er das ungeschriebene Box-Gesetz "They never come back".

Das denkwürdige Ereignis ging nicht nur in die Sport-, sondern auch die Kulturgeschichte ein, wurde verarbeitet im Song "In Zaire" von Johnny Wakelin und in der Dokumentation "When we were Kings", war auch der dramaturgische Höhepunkt in Michael Manns Spielfilm "Ali" mit Will Smith 2001.

1975: Folgenschwerer "Thrilla in Manila" gegen Frazier

Ein Jahr nach dem zweiten WM-Coup knüpfte Ali an die Rivalität mit Frazier an, wieder vor denkwürdiger Kulisse: beim "Thrilla in Manila" auf den Philippinen.

Nach einem brutalen und zermürbenden Kampf in nicht klimatisierter Halle warf Fraziers Trainer Eddie Futch in der 15. Runde das Handtuch, nach eigenen Angaben fürchtete er um Fraziers Leben.

Auch Ali war heftig mitgenommen, brach nach dem Kampf mit einem Kreislaufkollaps zusammen. Er hatte 440 Treffer kassiert, die meisten am Kopf. Der selbstmörderische Auftritt wird weithin als eine Ursache für seine spätere Erkrankung an der degenerativen Parkinson-Erkrankung gesehen - so wie auch Alis spektakulärer, aber gesundheitlich riskanter Kampfstil generell.

"Jeder Schlag, den ich von ihm einstecken musste, ist ein Schritt auf dem Weg zu meinem Grab", schrieb Ali später in seiner Biografie "The Greatest" über Frazier.

1984: Diagnose Parkinson

Nach dem „Thrilla“ stieg Ali noch zehnmal den Ring - unter anderem auch in München -, holte sich nach einer zwischenzeitlichen Niederlage gegen Leon Spinks auch noch ein zweites Mal die Weltmeister-Krone zurück - sein altes Leistungsvermögen erreichte er dennoch nie wieder.

1980 verlor Ali seinen letzten WM-Fight gegen den aufstrebenden Larry Holmes, nach einer demütigenden Niederlage gegen den Jamaikaner Trevor Berbick (den der junge Mike Tyson später als Weltmeister entthronen sollte) machte Ali 1981 Schluss. Die Krankheit schien ihn da schon befallen zu haben.

1984 bekam Ali die einschneidende Diagnose, zog sich danach mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Einen letzten großen Gänsehautmoment lieferte er der Weltöffentlichkeit 1996, als er - schon sichtlich gezeichnet - das Olympische Feuer vor den Spielen in Atlanta entzündete. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wählte ihn 1999 zum Sportler des Jahrhunderts.

Ali - dessen Tochter Laila Ali ihm 1999 in den Ring folgte - starb am 3. Juni 2016, Todesursache war ein septischer Schock, nachdem er wegen Atemproblemen in ein Krankenhaus in Scottsdale, Arizona eingeliefert worden war. Eine kraftvolle politische Stimme blieb er bis zuletzt, im Wahlkampf 2016 bezog er noch gegen Donald Trump Position.