Anthony Joshua stand auf den Ringseilen, streckte die Fäuste in die Höhe und feierte mit den grölenden Fans zu Seven Nation Army.
K.o.-Sieg! Joshua besiegt Klitschko
Der neue Super-Star des Schwergewichtsboxen hatte Wladimir Klitschko nach einer wahren Ringschlacht per Technischem K.o. in der elften Runde geschlagen und sich zum neuen Mehrfach-Champ gekrönt. Dreimal ging Klitschko zu Boden, ehe Ringrichter David Fields den Fight abbracht.
Es war ein Kampf der Superlative und es war ein Kampf, wie es ihn auf einem solchen Niveau schon lange nicht mehr gegeben hat. 90.000 Fans waren im ausverkauften Wembley-Stadion am Ende aus dem Häuschen. "Was soll ich sagen?", meinte Joshua völlig erschöpft am Mikrofon: "Heute hatte ich vor Wladimir nicht den größten Respekt, weil ich ja noch zurückgekommen bin. Aber wenn es um die Hall of Fame im Boxen geht, ist Wladimir ein echtes Vorbild."
Es war der 19. vorzeitige Sieg im 19. Kampf für den Shooting-Star.
Klitschko: "Ein guter Champ"
Der geschlagene Klitschko zeigte Größe in der Niederlage und gratulierte seinem Gegner. "Der Mann ist gut, ein guter Champ. Er hat es besser gemacht als ich. Ich war kurz vor dem Sieg, aber habe es verpasst." Ob er seine Karriere beenden wird, ließ der 41-Jährige offen: "Ich werde jetzt im Ring nicht erklären, wie es weitergeht. Geben sie mir ein paar Tage oder Wochen. Ich muss mich jetzt erstmal erholen."
Es war ein dramatischer Kampf, auch wenn sich beide Boxer in den ersten Runden zunächst in den Fight hineintasteten. Klitschko konnte vereinzelt seine Rechte platzieren. Joshua hatte aber mehr Treffer.
Spektakulär wurde es ab Runde fünf, als Joshua plötzlich wie wild auf Klitschko losstürmte und den K.o. suchte. Ein Schlag erwischte den Ukrainer, der zu Boden ging und angezählt wurde.
Doch Joshua schien sich übernommen zu haben, pumpte und wirkte wie benommen. Klitschko, der einen Cut über dem linken Auge erlitt, traf seinerseits, der junge Titelverteidiger rettete sich in die Pause.
Joshua erstmals auf den Brettern
In der sechsten Runde witterte Klitschko seine Chance und traf seinen Gegner mehrmals in Folge. Mit einer brutalen Rechten schickte er den Briten auf die Bretter, der ebenfalls angezählt wurde. Noch nie wurde Joshua niedergeschlagen. Hier hätte Klitschko mehr nachsetzen müssen.
"Ich war kurz vor dem Sieg, aber habe es verpasst. Ich habe mir Zeit genommen, die richtigen Schläge zu platzieren, aber er hat sich dann erholt. Ich war wirklich in Topform, daher ist es sehr enttäuschend. Man muss aber akzeptieren, wie es ist. Es war ein tolles Event, das hat uns beiden Spaß gemacht."
Joshua drehte in der elften Runde wieder richtig auf, schickte den Herausforderer zweimal zu Boden, ehe der Ringrichter abbrach. "So ist Boxen, da geht es um den Charakter. Tyson Fury, wo bist du? Irgendwo versteckst du dich! Es würde mir Spaß machen, gegen ihn zu kämpfen."
Jetzt Fury gegen Joshua?
Fury hatte im November 2015 Klitschko durch einen Punktsieg alle Gürtel abgenommen. Seitdem hat der Routinier Klitschko auf seine Rückkehr hingearbeitet - ohne belohnt zu werden.
Klitschko kassierte im 69. Kampf seine fünfte Niederlage und ließ auch die Gelegenheit ungenutzt, zum dritten Mal Weltmeister in der Königsklasse zu werden und damit zu den größten Schwergewichtsboxer aller Zeiten aufzusteigen. Das war zuvor nur Muhammad Ali, Lennox Lewis, Wladimirs Bruder Witali Klitschko und Evander Holyfield geglückt, der sogar viermal Champion wurde.
Direkt nach dem Kampf bot Joshua bereits eine Revanche an. "Ich habe nichts dagegen, nochmal gegen ihn zu kämpfen, wenn er das möchte", sagte Joshua auf der Pressekonferenz.
Freuen durften sich beide Boxer über eine satte Börse. Nach Schätzungen britischer Medien soll der Kampf rund 50 Millionen Euro eingebracht haben. Allein das britische Pay-TV habe demnach 30 Millionen Euro in die Kassen gespült. Ein Ticket für den Kampf im Bezahlfernsehen kostete 19,90 Pfund (23,60 Euro). Beide Boxer sollten dem Vernehmen nach zwischen 15 und 20 Millionen Euro für den Fight erhalten.