Wenn Dana White etwas anpackt, horcht die Sport- und Geschäftswelt auf.
Ein neues Milliarden-Imperium?
Der 53-Jährige war derjenige, der im Jahr 2001 für zwei Millionen Dollar die MMA-Liga UFC kaufte - und sie zu einem globalen Phänomen formte, das der heutigen Eigner-Firma Endeavor 15 Jahre später vier Milliarden wert war.
Als UFC-Präsident amtiert der Strippenzieher hinter den Weltkarrieren von Conor McGregor, Ronda Rousey und Co. noch immer. Nun arbeitet er mit denselben Geschäftspartnern an einem neuen Sportprojekt, in dem er offensichtlich ähnliches Geldvermehrungs-Potenzial sieht. Im Mittelpunkt dabei: Ohrfeigen. (ARTIKEL: Ohrfeige - diese Reaktion geht viral)
Dana White will Slapfighting auf neues Level heben
White ist im vergangenen Monat mit der Gründung der Liga „Power Slap“ ins Slapfighting eingestiegen, die aufstrebende Kampfsportart, die in den USA immer mehr Zulauf hat und die soeben auch ihr TV-Debüt auf SPORT1 gefeiert hat.
Das Grundprinzip: Zwei Kontrahenten treten gegeneinander an, schlagen über mehrere Runden möglichst fest auf die Wange ihres Gegenübers.
Um den archaischen Wettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren ein durch virale Social-Media-Videos befeuerter Hype entwickelt, der von den Umständen der Corona-Pandemie begünstigt zu sein schien.
Wie die originale UFC hat Slapfighting Underground-Flair - oft heißt es, dass die Wettbewerbe an geheimen Orten stattfinden - und ist dabei, prominente Fans und Förderer zu finden: In diesem Jahr traten schon Action-Legende Arnold Schwarzenegger und der boxende und wrestlende YouTube-Star Logan Paul als Slapfight-Moderatoren auf.
Parallelen auch zum Darts
In der Machart gibt es auch Parallelen zum Darts-Boom (PDC-Präsident Eddie Hearn ist nicht zufällig auch Box-Promoter): Auch Slapfighting lebt von der Präsenz optisch markanter und teils schwergewichtiger Typen mit Kampfnamen wie „Frank The Tank“, „White Simba“, „Wolverine“, „Highlander“ und „Mad Max“.
White will das Slapfighting „auf ein neues Level heben“, wie er selbst angekündigt hat. Laut eigener Aussage beschäftigt sich der Promotion-Profi bereits seit 2017 mit der Idee.
Nun hat er diese von der Sportkommission im Bundesstaat Nevada prüfen lassen und eine Erlaubnis erhalten, sein Projekt in die Tat umzusetzen. Bereits Anfang 2023 soll es losgehen mit - wie man White kennt - aufwändig und fulminant präsentierten Kämpfen.
White kopiert Schachzüge aus der UFC-Erfolgsstory
Dazu hat White auch den ehemaligen UFC-CEO Lorenzo Fertitta und TV-Produzent Craig Piligian mit ins Boot geholt, die ihm schon dabei halfen, MMA zum Massenunterhaltungsprodukt aufzubauen. Die UFC und Mutterkonzern Endeavour mischen als Partner mit, um die Produktion kümmert sich die auf Reality-Formate spezialisierte Pilgrim Media Group (American Chopper, Ninja Warrior).
„Das Produktionsniveau wird durch die Decke gehen, alles an dieser Sache wird eine neue Dimension erreichen“, verspricht White.
In den USA feiert „Power Slap“ Anfang 2023 sein TV-Debüt - und kopiert dabei einen weiteren historischen Schachzug der UFC: Die Sendung bekommt bei der Warner-Discovery-Station TBS den Sendeplatz nach der Wrestling-Show AEW Dynamite.
Es erinnert daran, wie White einst die UFC-Realityshow „The Ultimate Fighter“ hinter den WWE-Dauerbrenner Monday Night RAW platzierte - und mit diesem „Lead-In“ viele kampf- und showaffine Fans auf sein Produkt aufmerksam machte. The Ultimate Fighter war ein Meilenstein in der Entwicklung der UFC vom Nischen- zum Mega-Geschäft.
Punktrichter wie beim Boxen
Bei Power Slap sollen Athleten aus aller Welt gegeneinander antreten. Über Sieg oder Niederlage wird nach Knockout, technischem K.o. oder Punkten entschieden. Wie bei anderen Kampfsportarten kommen Richter zum Einsatz. (NEWS: Alles Wichtige zum Kampfsport)
Bewertet werden durch die Jury laut Website der neuen Liga die Effektivität des Schlagenden sowie die Reaktion und Erholungszeit des Geschlagenen. Für diverse unerlaubte Aktionen der beiden Akteure können Strafen in Form von Verwarnungen, Punktabzügen, Schlagverboten oder Disqualifikationen ausgesprochen werden. Der Geschlagene muss hinter dem Rücken einen Stab halten. Lässt er ihn fallen, fließt das in die Bewertung des Schlags ein.
Ärzte warnen - Power-Slap-Macher versichern Vorsicht
Nicht von der Hand zu weisen ist ein gesundheitsgefährdender Charakter der Sportart - gerade auch mit Blick auf das Thema Gehirnerschütterungen und Kopfverletzungen.
In der Washington Post meldete der Neurochirurg Nitin Agarwal Bedenken an: Der Grundcharakter des Slapfighting besorge ihn, zumal er auch nicht den Faktor der Verteidigung sehe, keinen ausreichenden in jedem Fall. Die Slapfights, die er gesehen hätte, könnten ernsthafte und „lebensverändernde“ Kopfverletzungen zur Folge haben.
White und andere Protagonisten der Szene versichern demgegenüber, dass sie die Bedenken ernst nähmen und durch medizinische Vorsichtsmaßnahmen und ärztliche Versorgung alles getan werde, um die Risiken einzudämmen.
Es sei „Priorität 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 and 10″, dass bei PowerSlap niemand umkomme, betonte ein UFC-Sprecher.