Es war ein kurzer Plausch unter Kollegen. Nach ein paar freundlichen Worten klopfte José Mourinho seinem Gegenüber Thomas Reis anerkennend auf die Schulter. Ein Video dieser besonderen Begegnung vor dem Spiel zwischen Samsunspor und Fenerbahce am Sonntag ging viral.
Reis‘ spezielles Treffen mit Mourinho
Dass sich der ehemalige Schalke-Trainer und der portugiesische Starcoach einmal auf Augenhöhe begegnen werden, hätten noch bis vor wenigen Monaten wohl die wenigsten vermutet. Und nun trotzte Reis mit seiner Mannschaft Mourinhos Fenerbahce ein 2:2 (0:1) ab und behauptete damit den sensationellen dritten Tabellenplatz in der Süper Lig - einen Platz und zwei Punkte vor Fener.
„José Mourinho ist ein großartiger Trainer“, schwärmte Reis nach dem Duell mit dem „Special One“. „Er ist ein Idol für mich. Ein Vorbild. Ich hatte heute die Gelegenheit, ihn zum ersten Mal zu treffen. Ich wünsche ihm viel Erfolg für die nächsten Wochen.“
Reis überrascht mit Samsunspor
Dass die vergangenen Wochen für Reis selbst so erfolgreich verliefen, war so nicht zu erwarten. Zum Saisonstart belegte Samsunspor nach einer 0:2-Niederlage gegen Besiktas noch den letzten Platz, doch danach gab es nur noch eine Niederlage.
Der ungeahnte Höhenflug mit sechs Siegen erfuhr mit dem Remis gegen Fener am Sonntag einen leichten Dämpfer, der allerdings aus Sicht des Überraschungsteams nicht als solcher zu werten ist.
Zumal die Zielsetzung vor der Saison lautete: Klassenerhalt. In der Vorsaison bewahrte Reis‘ Vorgänger Markus Gisdol den damaligen Aufsteiger vor der direkten Rückkehr in die Zweitklassigkeit. Nachdem Gisdol seinen Vertrag im Sommer nicht verlängerte, übernahm Reis das Ruder an der türkischen Schwarzmeerküste.
Transfersperre schreckt Reis nicht ab
Doch die Voraussetzungen waren alles andere als ideal. Aufgrund einer Transfersperre konnte Samsunspor im Sommer keine Verstärkungen verpflichten und darf auch im anstehenden Wintertransferfenster nicht nachjustieren.
„Wer mich kennt, der weiß, dass einfache Aufgaben anscheinend nichts für mich sind“, sagte Reis kürzlich im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1. Zudem lobte er seinen Vorgänger: „Markus Gisdol hat hier im letzten Jahr hervorragende Arbeit geleistet und die Mannschaft in der Liga gehalten.“
Die Transfersperre hat den Nebeneffekt, dass das Team sich schon länger kennt. Dabei kann Reis auch auf den einen oder anderen alten Bekannten aus deutscher Sicht zurückgreifen: Der Ex-Hamburger Rick van Drongelen zählt in der Abwehr zu einer tragenden Säule. Zum Kader zählen außerdem der Ex-Kölner Kingsley Schindler und Landry Dimata, der von 2017 bis 2019 beim VfL Wolfsburg unter Vertrag stand.
„Die Jungs, die ich habe, kennen sich länger, sie haben einen guten Teamgeist“, sagte Reis kürzlich der WAZ: „Wir haben nicht den individuell besten und breitesten Kader der Süper Lig, das sage ich den Spielern auch. Durch den guten Start glauben sie aber mehr an sich.“
Reis brauchte Ruhe nach Schalke-Aus
Für den 51-Jährigen ist es die erste Auslandsstation seiner Laufbahn. Nach seinem Aus bei Schalke im Herbst 2023 war Reis fast ein Jahr ohne Job.
„Nach der Schalke-Zeit habe ich etwas Ruhe benötigt, auch, um mich selbst zu reflektieren, aber irgendwann hat es wieder gejuckt, ich wollte unbedingt wieder an der Linie stehen“, erklärte Reis.
Bei seiner Suche habe er sich bewusst auch mit Optionen im Ausland beschäftigt. Zumal unter den Interessenten hierzulande keiner dabei gewesen sei, bei dem er gesagt hätte: „Das passt zu hundert Prozent.“
Bei Samsunspor scheint dies bislang der Fall zu sein. „Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. Damit hatte keiner so gerechnet“, sagte Reis im Doppelpass. „Für mich ist das eine riesige Lebenserfahrung. Ich möchte das Jahr mit Samsun erfolgreich gestalten, sprich den Klassenerhalt schaffen. Dann habe ich noch ein weiteres Jahr und dann schauen wir, das die Zukunft bringt.“