Für die drei großen Istanbul-Klubs läuft es derzeit alles andere als rund. Sowohl im nationalen als auch im internationalen Bereich spielen die größten türkischen Vereine eine enttäuschende Saison.
Talfahrt der Istanbul-Klubs
Die Lage des Rekordmeisters ist dabei am prekärsten. Galatasaray Istanbul steht derzeit nur auf dem enttäuschenden 12. Tabellenplatz der Süper Lig. Die Krise gipfelte am Montag in der Entlassung von Trainer-Legende Fatih Terim. (DATEN: Tabelle der Süper Lig)
In der vergangenen Saison noch Double-Sieger, belegt Besiktas nur Rang 9 in der türkischen Liga. Nach neun Niederlagen in elf Spielen entließ der amtierende Meister Coach Sergen Yalcin Mitte Dezember.
Aber auch für Fenerbahce und Mesut Özil läuft die Saison nicht wie erwartet. Die ‚Kanarienvögel‘ warten seit 2014 auf eine Meisterschaft, stehen nach einer 1:2-Heimpleite gegen Adana Demirspor am Montagabend aber nur auf Platz 5. Erst im Sommer hatte Vitor Pereira zum wiederholten Mal das Amt des Cheftrainers übernommen, wurde jedoch nach einem 2:2 im Stadtderby gegen Besiktas entlassen. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Süper Lig)
Für Ex-Fener-Sportdirektor Damien Comolli ist das Innenleben innerhalb der Vereine das größte Problem, wie er gegenüber futbolarena.com sagte: „Um Meister zu werden, brauchst du Harmonie, Zusammenhalt, das richtige Konstrukt und keinerlei Störfaktoren. Also alles, was nicht auf Fenerbahce zutrifft. Da bringen dir die besten Spieler, die besten Trainer nichts.“
Fehlerhafte Transferpolitik bei Galatasaray und Besiktas
In Sachen Kaderplanung geben die Istanbul-Klubs seit Jahren keine gute Figur ab. So werden oft Spieler geholt, die ihren Zenit überschritten, aber einen großen Namen haben. Galatasaray verpflichtete Falcao im Jahr 2019 zwar ablösefrei, dennoch kostete der Kolumbianer ganze fünf Millionen Euro im Jahr an Gehalt.
In der aktuellen Saison setzen die ‚Löwen‘ auf jüngere Spieler, doch aufgrund der mangelnden Erfahrung spielt der Rekordmeister eine maximal durchwachsene Saison.
Besiktas verpflichtete im Sommer vor allem gestandene Spieler wie Miralem Pjanic oder Rachid Ghezzal. Doch auch die ‚Adler‘ spielen keine gute Saison, es fehlen bis auf wenige Ausnahmen die jungen Spieler und damit das Tempo im Team.
In Folge der fehlerhaften Transferpolitik stürzen sich die Vereine immer tiefer in Schulden, welche sie nun mit einer Umschuldung durch ein Bankenkonsortium zu stemmen versuchen.
Söyüncü als positives Beispiel
Der türkische Vereinsfußball ist in Europas Durchschnitt anzusiedeln. Die taktische Ausbildung der Spieler im Jugendbereich lässt oft zu wünschen übrig. Deshalb suchen viele junge Talente den Weg in Europas Top-Fünf Ligen, um den endgültigen Durchbruch zu schaffen.
Bestes Beispiel hierfür ist Caglar Söyüncü. Der 25-Jährige wechselte im Jahr 2016 von Altinordu zum SC Freiburg. Nach zwei erfolgreichen Jahren im Breisgau schloss sich der Innenverteidiger Leicester City an.
Unter anderem Merih Demiral spielte in seiner Jugend für Fenerbahce, wechselte aber mit 18 Jahren nach Portugal zu Alcanenense. Inzwischen steht der 23-Jährige bei Juventus Turin unter Vertrag, ist aber an Atalanta Bergamo ausgeliehen.
Viele kleinere Vereine profitieren von der bisher schwachen Saison der Istanbul-Klubs. So belegt Konyaspor den zweiten Platz der Liga. Hatayspor steht derzeit auf Rang 6, ist dabei aber punktgleich mit Fenerbahce (32 Punkte). Aufsteiger Adana Demirspor schob sich durch den Sieg bei Fenerbahce sogar auf Platz 4 vor.
Nur Galatasaray in Europa stark
In den internationalen Wettbewerben läuft für die meisten türkischen Klubs schlecht. Die große Ausnahme ist Galatasaray, das die Europa-League-Gruppe mit Lazio Rom, Olympique Marseille und Lok Moskau gewann und sich souverän für das Achtelfinale qualifizierte. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Europa League)
Bei den anderen Istanbuler Klubs ging so gut wie gar nichts: Mit drei Toren und 19 Gegentoren scheiterte Besiktas krachend in der Champions League in der Gruppe mit Ajax Amsterdam, Borussia Dortmund und Sporting Lissabon. Die ‚Adler‘ verloren jedes ihrer Gruppenspiele und verabschiedeten sich vorzeitig aus dem europäischen Wettbewerb. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Champions League)
Auch für Fenerbahce lief die europäische Runde nicht wie erhofft: In der Europa League belegte man nur Platz drei der Gruppe und qualifizierte sich immerhin noch für die Conference League. Dort wartet Slavia Prag auf die ‚Kanarienvögel‘.