Es war ein Paukenschlag, für den der türkische Erstligist Antalyaspor am Dienstagabend sorgte.
Sahin als Spielertrainer: Kann das gutgehen?
Als Nachfolger des entlassenen Cheftrainers Ersun Yanal wurde kein Geringerer als Nuri Sahin präsentiert. Und das, obwohl der 33-Jährige bisher noch über keine Trainererfahrung im Profibereich verfügt. Im Gegenteil: Der Lüdenscheider stand am vergangenen Wochenende sogar noch als Kapitän des Vereins auf dem Platz.
Nun soll er den türkischen Klub voranbringen, bei dem in der vergangenen Saison auch noch Lukas Podolski spielte. „Wir haben jemanden gesucht, der den Verein und die Mannschaft kennt“, sagte Präsident Aziz Cetin und ergänzte: „Wir sind nicht weit gegangen.“
Antalyaspor ist offenbar sehr von den Qualitäten seines bisherigen Kapitäns überzeugt, Sahin erhielt einen Fünfjahresvertrag.
Doch was heißt das jetzt für seine Spielerkarriere? Ist diese nun vorbei? „Ob er weiterhin Fußball spielt, ist seine Entscheidung, das hängt von seinen Präferenzen ab“, erklärte der Präsident. Tritt Sahin in Zukunft also womöglich als Spielertrainer auf?
Weidenfeller über Sahin: „Ein sehr großer Stratege“
Ex-Keeper Roman Weidenfeller, der zwischen 2005 und 2018 (mit Unterbrechung) in 208 Spielen für Borussia Dortmund zusammen mit Sahin auf dem Rasen stand, sagt zu SPORT1: „Nuri war auf dem Spielfeld schon ein sehr großer Stratege und hat die Mannschaft geführt. Ich freue mich, dass er in jungen Jahren die Chance bekommt und drücke ihm ganz fest die Daumen.“
Der Meisterkeeper von 2011 und 2012 ergänzt: „Er hat schon als Spieler bei den großen Vereinen wie Borussia Dortmund, Real Madrid und FC Liverpool viel Input gesammelt, dazu auch vieles hinterfragt, egal ob es Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel war.“
Sahin, immer noch zweitjüngster Debütant der Bundesliga-Geschichte, sei enorm wissbegierig und habe von den großen Trainern viel aufgeschnappt. „Ich kann mir das sehr gut vorstellen, auch wenn ein Spielertrainer-Posten im Profifußball schon recht ungewöhnlich ist.“
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Gullit und Dalglish holen Titel als Spielertrainer
Ungewöhnlich, aber keineswegs neu. In der Vergangenheit gab es immer wieder Beispiele erfolgreicher Spielertrainer. Ruud Gullit agierte zwischen 1996 und 1998 beim FC Chelsea als Spielertrainer und führte die Blues zum FA-Cup-Sieg. Liverpool-Legende Kenny Dalglish holte mit den Reds 1986 in Personalunion sogar das Double. Auch Joachim Löw startete einst als Spielertrainer beim drittklassigen Schweizer Klub FC Frauenfeld.
In der jüngeren Vergangenheit gab es allerdings kaum Spielertrainer in den europäischen Topligen. Prominentestes Beispiel aktuell ist Wayne Rooney, der seit Januar Trainer beim insolventen englischen Zweitligisten Derby County ist und dort bis zum Sommer ebenfalls noch gegen den Ball trat.
Klopp als Vorbild für Sahin?
Auch wenn Sahin noch keine Trainererfahrung auf Profiniveau hat, einen Einblick ins Trainergeschäft hat er bereits bekommen. Bei seinem Heimatklub RSV Meinerzhagen fungierte er in den vergangenen Jahren als Sponsor und - wenn es die Zeit zuließ – teilweise auch als Trainer.
„Es ist schon eine andere Herausforderung, zumal man auf dem Feld nicht alles wahrnehmen kann und von außen eine bessere Sicht auf das Spielfeld hat. Ich bin davon überzeugt, dass Nuri für sich als Trainer die richtige Entscheidung trifft und es meistern wird“, erklärte Weidenfeller.
Möglicherweise holt sich Sahin auch noch bei jemandem Rat, der diese Situation bestens kennt: Am 27. Februar 2001 wurde Klopp beim 1 FSV Mainz 05 über Nacht vom Spieler zum Trainer. Wie Sahin war Klopp damals 33 Jahre alt. Der Rest ist Geschichte.