„Der Zyklon Kolo Muani trifft Vlahović“ - der Corriere dello Sport hatte schon vor dem Kracherduell am Samstagabend von Juventus Turin gegen die SSC Neapel eine Vorahnung.
„Der Zyklon Kolo Muani“
Randal Kolo Muani, den der italienische Rekordmeister nur 48 Stunden zuvor von Paris Saint-Germain leihweise bis zum Saisonende nach Turin lotste, stand tatsächlich unmittelbar in der Startelf - und eben nicht der serbische Stürmerstar.
„Randal ist ein Spieler, nach dem wir gesucht haben. Weil er für Tiefe sorgen kann und vorne nicht viele Chancen braucht“, hatte Juve-Trainer Thiago Motta in der Pressekonferenz vor der Partie gesagt: „Er wird aber auch eine wichtige Aufgabe in der Defensive haben, weil er in der vordersten Reihe den andribbelnden Gegner stören soll.“
Serie A: Kolo Muani feiert gelungenes Juventus-Debüt
Gesagt, getan. Es dauerte nur 43 Minuten, bis der französische Mittelstürmer einen Abpraller aus dem Strafraum aufnahm, sich um die eigene Achse drehte und der „Alten Dame“ die 1:0-Führung schenkte.

Der frühere Frankfurter brachte in seiner ersten Juve-Halbzeit sofort den erhofften Schwung in das von Trainer Thiago Motta angeleitete Juve-Spiel. „Auf die Plätze, fertig, Tor. Es ist alles Magie“, urteilte Calciomercato.com über eine ungewohnt griffige und kreative erste Spielhälfte der Turiner.
Doch die Freude währte eben keine volle Spieldauer. „Dann kommt eine zweite Halbzeit, in der alles abfällt - auch der 26-Jährige“, so das vollständige Urteil. Kolo Muani, der von den italienischen Sportgazetten trotzdem überwiegend positiv beurteilt wird, machte in der 82. Minute Platz für Vlahović.
Dass die „Alte Dame“ nach Gegentreffern von André-Frank Zambo Anguissa und Romelu Lukaku in der zweiten Hälfte noch abgefangen wurde und die erste Saisonpleite in der Serie A kassierte (bei 8 Siegen und 13 (!) Remis), lag allerdings am allerwenigsten am Neuzugang, der kaum mehr Bälle zugespielt bekam.
Kolo Muani: „Er hat mich überzeugt, bei Juve zu unterschreiben“
Kolo Muani deutete eher prompt an, dass er ein Faktor auf dem Weg Juventus‘ sein kann, zumindest das Minimalziel der laufenden Saison, die Champions-League-Qualifikation, noch zu erreichen. Der Stürmer, der in Paris aufs Abstellgleis befördert wurde, dürfte der bislang überschaubaren Torgefahr des Traditionsklubs den nötigen Schwung bringen.
„Ich habe lange mit Motta gesprochen, er hat mir seine Philosophie ausführlich erklärt und mich überzeugt, bei Juve zu unterschreiben“, wurde der Franzose bei seinem Transfer zitiert.
Er könne es „kaum erwarten, anzufangen. Ich habe keine Vorliebe für die Rolle, es reicht, wenn ich auf dem Platz stehe. Ich werde spielen, wo immer der Trainer entscheidet. Wenn ich wählen muss, dann als Mittelstürmer. Das ist die Rolle, in der ich mich am besten ausdrücken kann.“

Dem Vernehmen nach übernehmen die Turiner das volle Gehalt Kolo Muanis, sicherten sich aber keine Kaufoption. Die Leihgebühr liegt bei 3,6 Millionen Euro, durch Boni kann sie bis auf 5,6 Millionen Euro anwachsen.
Wie bei einem so spektakulären Neuzugang üblich, wurde Kolo Muanis Juve-Debüt bis ins letzte Detail aufgedröselt. Neben einem Torschuss, der bekanntlich die Führung einbrachte, habe der Stürmer zwanzig Mal den Ball berührt, acht Pässe gespielt, von denen sechs erfolgreich waren“, zählte Tuttosport auf.
Von seinen vier Dribblings war dagegen nur eines erfolgreich, während er zehn Zweikämpfe gewann, einen Ball zurückeroberte, zwei Fouls beging und eines kassierte.
Juventus Turin: Leidet Sturmpartner Vlahović?
„Dafür, dass es sein erstes Spiel für Juventus war, kann man wetten, dass er mit seiner persönlichen Leistung zufrieden war, auch wenn es im Endeffekt nichts einbrachte“, vermutete Tuttosport. „Der Zusammenhalt mit seinen Mannschaftskameraden dürfte in den nächsten Spielen zunehmen, was Juventus helfen würde, zynischer vor dem Tor zu werden.“
Im gleichen Atemzug wie der neue Juve-Star die Zuversicht nährt, umso brutaler ist der Abstieg von Sturmpartner Vlahović. Der Serbe kam in den vergangenen drei Spielen (Milan, Brügge, Neapel) insgesamt läppische 29 Minuten zum Einsatz - auch im entscheidenden Champions-League-Spiel gegen Benfica Lissabon am Mittwoch dürfte sich daran nicht viel ändern.
Der im Sommer 2022 für 70 Millionen Euro aus Florenz gewechselte Vlahovic, der von den Juve-Fans mit riesigen Erwartungen empfangen wurde, hat unter den Anhängern größtenteils seinen Kredit verspielt, seine Zukunft bei den Bianconeri offen.
Hofft Vlahović auf Abgang von Kolo Muani?
Juves Problem: Ihren teuersten Spieler auf der Ersatzbank versauern zu lassen, kann nicht im Interesse des Vereins sein - zumal der Vertrag mit dem serbischen Nationalstürmer 2026 endet und man ihn nur noch im Sommer verkaufen könnte.
So könnte Vlahovics Hoffnung sein, dass Kolo Muani nicht über den Sommer hinaus das Trikot der Bianconeri tragen wird - ein durchaus wahrscheinliches Szenario.
So oder so: Der neue Juve-Held will sich mit weiteren Toren für den kommenden Transfersommer in Stellung bringen.